Studie: Lange Asylverfahren in Deutschland verhindern Integration

Die Reform galt als wichtiger Schritt zur Eingliederung: Seit Ende 2014 dürfen Asylbewerber in Deutschland schon nach drei Monaten eine Arbeit aufnehmen. Doch hat sich ihre Lage dadurch durchgreifend gebessert?

Gütersloh (dpa) – Die lange Ungewissheit bei Asylverfahren in Deutschland verhindert nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung die schnelle Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt.

Zwar hat die deutsche Regierung die Residenzpflicht und das Arbeitsverbot für Asylbewerber auf drei Monate verkürzt. So schnell werden Asylverfahren aber selten abgeschlossen.

Während dieser Wartezeit bleibe der Weg in den Job oft versperrt. Arbeitgebern sei die Unsicherheit zu hoch, stellt Studienautor Professor Dietrich Thränhardt in der am Dienstag veröffentlichen Untersuchung fest.

Im Schnitt dauere das Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlingen (BAMF) 7,1 Monate. Eritreer mit einer hohen Quote bei der Anerkennung aber warteten im dritten Quartal 2014 im Durchschnitt 10,1 Monate, Afghanen 16,5 Monate und Pakistani sogar 17,6 Monate.

Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet eine schnellere Aufnahme von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt. Laut Studie sprechen sich 84 Prozent der Bundesbürger dafür aus. Bei derselben von TNS Emnid erstellten Umfrage äußerten 40 Prozent der Befragten allerdings die Meinung, dass Deutschland bereits jetzt an seine Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Flüchtlinge stoße.

«Die Aufnahme von Flüchtlingen ist eine wichtige humanitäre Aufgabe», sagt Jörg Dräger vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. «Je erfolgreicher und schneller die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt, desto eher können Bedenken entkräftet werden.»

Die Studie empfiehlt der Politik ein ganzes Maßnahmen-Bündel, um die Integration zu beschleunigen. Vorrangig sei es, den Bearbeitungsstau bei den Asylverfahren aufzuheben, der in keinem anderen EU-Land derart lang sei.

Bis Ende Februar 2015 sei die Zahl der offenen Anträge auf 243 820 angewachsen. Dräger begrüßt zwar die Ankündigung, dass das zuständige Bundesamt 2000 zusätzliche Stellen bekommt. Die Qualität der Entscheidungen müsse aber auch verbessert werden. 13 Prozent der Asylbescheide würden von den Gerichten korrigiert.

Bereits während der Wartezeit sollten die Asylbewerber Deutsch lernen können, laut Studie ist das aber bislang nur in fünf Bundesländern möglich. Zusätzlich sollten Ausbildungsstand, Arbeitserfahrung und Berufsperspektiven erfasst und an die Bundesanstalt für Arbeit weitergereicht werden. So könne, so die Studie, spätestens nach drei Monaten die aktive Arbeitsvermittlung starten.

Der Deutsche Gewerkschafts-Bund (DGB) äußerte Zweifel, dass es politisch tatsächlich Fortschritte gebe. «Wenn von einer Wende in der Politik die Rede ist, so ist diese aus Sicht der Gewerkschaften wohl noch nicht in allen Bereichen angekommen», sagte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Brigitte Pothmer von der Bundestagsfraktion der Grünen warf der Bundesregierung vor, Asylsuchende auf dem Weg in Arbeit nicht ausreichend zu unterstützen. «Stattdessen knausert sie bereits bei den Deutschkursen.»

Die deutsche Arbeitsministerin Andrea Nahles hatte sich am Sonntag für ein Bundesprogramm zur Jobmarkt-Integration von Flüchtlingen ausgesprochen. «Wenn wir am Anfang in die Menschen investieren, vermeiden wir dauerhafte Sozialausgaben und ermöglichen ihnen ein eigenständiges Leben», sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

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3 Kommentare zu “Studie: Lange Asylverfahren in Deutschland verhindern Integration

  1. Deutschland wird gerollt, jeden Tag auf`s neue!

    Ich spreche mich hier nicht gegen humanitäre Hilfe aus, aber augenscheinlich und ganz offensichtlich wird das “Angebot Asyl” regelrecht falsch publiziert. Asyl heißt nicht Deutsch lernen, in die Bevölkerung integriert werden. Asyl bedeutet die Gewährung einer zeitlich limitierten Sicherheit, bis sich die Situation im Abstammungsland verbessert hat und eine Rückkehr dann wieder möglich ist. Mit “verbessert hat” ist hier nicht die wirtschaftliche Lage gemeint. Jene, welche deshalb kommen werden, wie oft zitiert, “Sozialschmarotzer” genannt. Integration ist bei Asyl der falsche Weg. Berechtigte Asylanten sind nicht gekommen um zu bleiben.

  2. Ich frage mich nur, wo man die 84% in dieser Studie hergenommen hat.
    Waren die vorher handverlesen, gab es nach hiesigem Muster ein “Dankeschön” oder war die Fragestellung vielleicht so:
    “Sind Sie dafür, dass Asylbewerber, wenn sie in Deutschland leben und vom deutschen Staat versorgt werden, auch baldmöglichst dafür arbeiten?”
    Aus den logischen Antworten der Befragten könnte man dann die kolossale Schlussfolgerung ableiten, dass sich die Mehrheit der Bundesbürger für einen schnelleren Zugang der Asylbewerber zum deutschen Arbeitsmarkt ausspricht.
    Da müssten die Verfasser der Studie dann nicht einmal lügen. Ist halt alles nur eine Frage, wie man die Menschen – und natürlich auch wo – befragt.
    Ich habe früher selbst in der Werbebranche gearbeitet und kenne die Spielchen.

    Wenn Deutschland eine Einwanderungs- und Asylpolitik wie beispielsweise Kanada oder Australien oder Neuseeland betreiben würde, könnte man den eigenen Bürgern vieles leichter erklären. Aber so – fast jeder, der kommen will, darf kommen. Auf Dauer geht das voll gegen den Baum, weil fast alle aus armen Ländern ins “gelobte Land” kommen wollen, weil dort Milch und Honig fließen.
    Natürlich braucht Deutschland Arbeitskräfte. Aber wenn die Regierung die Bedingungen für Familien, für Frauen, für Alleinerziehende wesentlich verbessern würde – Geld, dass jetzt in zum Teil in Asylbewerber etc. gesteckt wird -, ein gerechteres Steuersystem einführen würde usw. kämen sicherlich wieder mehr Kinder in Deutschland zur Welt und der Bedarf an Nichtdeutschen Arbeitskräften wäre geringer.
    Das klingt jetzt vielleicht nicht “links” – aber “links” heißt ja nicht automatisch blind oder Spinner 😉

  3. Paraguay ist bei Asylanten Vorbildlich — wer kein Geld hat kein Asyl / keine ” Cedula ” — das sollte sich Deutschland mal zum Vorbild machen !!!

    Die Deutsche heuchlerisch verlogene Politik meint — das der D. Steuerzahler für das gesamte Elend der Welt zuständig ist-
    selber leistet die Politik keinen Cent an Beitrag dazu — die setzt den D. Steurzahler als Bürgen ein ….

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