Vierthöchster Mindestlohn in der Region, aber nicht einmal die Hälfte der Arbeiter bekommt ihn

Asunción: Der nationale sowie internationale wirtschaftliche Kontext des Jahres 2022 war aufgrund des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine sowie des Anstiegs der Rohölkosten, der zu einem starken Anstieg der Inflationsrate der Länder führte, weltweit recht komplex und herausfordernd.

Aus diesem Grund stiegen die Lebenshaltungskosten exponentiell an und praktisch alle Länder passten ihren Mindestlohn an.

Laut einer von Bloomberg Línea durchgeführten Datenerhebung wurden die Mindestlöhne im lateinamerikanischen Raum im vergangenen Jahr um rund 8 % erhöht, um die Auswirkungen der hohen Inflationsrate auf die Kaufkraft der Bevölkerung abzumildern.

Die Tatsache, dass Paraguay den vierthöchsten Mindestlohn in Südamerika vor Argentinien und Brasilien hat, impliziert nach der Analyse des Beratungsunternehmens Mentu einen gewissen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Man ist jedoch der Ansicht, dass die niedrigere Steuer- und Soziallast pro Beschäftigten die paraguayische Arbeitskraft attraktiv hält.

Ebenso fällt auf, dass Uruguay, Chile und Ecuador die Länder mit den höchsten Gehältern in Lateinamerika sind, während Kolumbien, Argentinien und Venezuela am Ende der Liste stehen.

In diesem Sinne sei darauf hingewiesen, dass Paraguay sein Grundgehalt im Jahr 2022 um 11,4 % von 2.286.324 Gs. auf 2.550.307 Guaranies anpasste, d. h. mit einer Erhöhung um 260.000 Guaranies im Vergleich zu dem im Jahr 2021 geltenden Betrag.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass sich die Erhöhung des Mindestlohns in den letzten fünf Jahren im Land wie folgt entwickelt hat: Von 2017 bis 2018 gab es eine Erhöhung um 71.539 Gs., von 2.041.023 Gs. auf 2.112.562 Gs.

Anschließend stieg der Mindestlohn im Jahr 2019 von 2.112.562 Gs. auf 2.192.839 Guaranies, was einen Anstieg von 80.277 Gs. entsprach.

Erst 2021 wurde der Mindestlohn erneut aktualisiert und blieb bei 2.286.324 Guaranies, da 2020 beschlossen wurde, diesen Indikator aufgrund der Pandemie einzufrieren.

Kaufkraftverlust

Wie bereits erwähnt, erfolgte die Erhöhung des Mindestlohns in den Ländern der Region als Reaktion auf die hohe Inflation im letzten Jahr.

Nach Zählung der Zentralbank von Paraguay (BCP) betrugen die 12-Monats-Preisschwankungen bis November im Fall von Uruguay 8,4 %; in Chile 13,3 %, 12,5 % in Kolumbien und 3,6 % in Ecuador. Argentinien erreichte 92,8 % und Venezuela 146 % (letzteres nach ECLAC-Berechnungen).

Paraguay seinerseits schloss das Jahr 2022 mit einer Inflation von 8,1 % ab, nachdem es im April einen Höchststand von 11,8 % erreicht hatte.

Der Wirtschaftswissenschaftler Jorge Garicoche erklärte, dass Paraguay zwar einen angemessenen Mindestlohn in der Region habe und zu den ersten auf der Liste gehöre, jedoch dies nicht viel helfe, da “die überwiegende Mehrheit diesen Mindestlohn nicht erhält“.

Er betonte auch, dass das hohe Maß an Informalität in Paraguay das ernsthafte Problem sei. Er wies darauf hin, dass der Lohn eines Arbeiters im Vergleich zwar beachtlich ist, er aber in Bezug auf die Lebenshaltungskosten weit von einem würdigen Leben entfernt sei.

„Die Entwicklung der Löhne in Paraguay ist durchaus interessant, aber die Realität leider nicht, da im Land festgestellt wird, dass nur sehr wenige Menschen diesen Mindestlohn tatsächlich verdienen“, sagte Garicoche.

Es sei darauf hingewiesen, dass sich laut dem vorletzten Bericht des Nationalen Statistikinstituts (INE) in seiner kontinuierlichen Haushaltserhebung (EPHC) für das dritte Quartal 2022 insgesamt 1.789.160 Personen im Land in einer informellen Situation befinden, was 61,7 % aller nichtlandwirtschaftlichen Beschäftigten entspricht.

Ebenso hebt das Dokument hervor, dass es im Vergleich zum zweiten Quartal desselben Jahres einen Anstieg um 10.223 nicht formal Beschäftigte gab. Die Rate der sogenannten “Schwarzarbeit“ für 2021 betrug laut INE-Zählung 64,2 %, ohne größere Abweichungen im Vergleich zu den Vorjahren.

In Bezug auf diese Situation bemerkte Garicoche, dass, obwohl die hohe Inflationsrate die Kaufkraft der Menschen in letzter Zeit stark beeinträchtigt habe, es klar sein müsse, dass der Mindestlohn jährlich angepasst wird, da es in Paraguay einen Sozialpakt gibt, eine Art Regulierung, wo jedes Jahr je nach aktueller Inflation eine Anpassung vorgenommen werde.

Ebenso betonte er, dass mit dieser Erhöhung jedes Jahr theoretisch beabsichtigt sei, dass die Kaufkraft des Arbeitnehmers nicht so stark von der Inflation beeinflusst werde, was in Paraguay aber aufgrund der Tatsache, dass die Anzahl der Menschen, die einen Mindestlohn haben, geringer ist als die informell Beschäftigten, nicht greifen würde.

Erhöhung des Mindestlohns

Der Ökonom Virgilio Noel wies seinerseits darauf hin, dass der Mindestlohn für dieses Jahr 2023 möglicherweise nicht wie im letzten Jahr angepasst würde, da eine viel moderatere Inflation erwartet werde.

Ebenso betonte er, dass die Informalität eines der größten Übel sei, die Paraguay treffe, da das durchschnittliche Einkommen innerhalb des Staatsgebiets unter dem des Mindestlohns liegt, das heißt, dass der Verdienst des täglichen Grundlohns der Arbeitnehmer niedriger ist als der festgelegte durch das Gesetz.

„Obwohl wir zu sehen sind, dass wir einen der höchsten Mindestlöhne in der Region haben, stellen wir bei der Berechnung des Gehalts der gesamten Bevölkerung fest, dass das Einkommen unter diesem Minimum liegt, da mehr als 50 % der Bevölkerung im informellen Sektor beschäftigt sind“, berichtete Noel abschließend.

Wochenblatt / El Nacional / Beitragsbild Archiv

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9 Kommentare zu “Vierthöchster Mindestlohn in der Region, aber nicht einmal die Hälfte der Arbeiter bekommt ihn

  1. Das würde ich nicht einmal sagen. Informell verdienen alle nix. Haben keine Plata (außer diejenigen, die beim Super, TK etc. als Großunternehmen angestellt sind). Die allermeisten mieschen mal hier was, mal dort was.
    Beispiel hiesig Hobby-Maurer: Kommt mal beim Alemam de M. vorbei, um zu gucken, was er für ne Mauer aufzuziehen haben will (ca. 5m x 2m). Will haben zwei Millionen PYG. Hat für diese Mauer zu errichten 2 bis 3 Tage. Natürlich, wenn es regnet, dann kommen se ned. Wenn er also den Finger aus dem Grasgesöff nimmt, und das 10x pro Monat macht, dann bekommt er doch einen hübschen Lohn. Steuerfrei.
    Beispiel: Wahlbehörde. Es sind alle fünf Jahre Wahlen. Während diesen fünf Jahren bekommens ihr Gehalt (Amigos werden auf Empfehlung eingestellt). Während vier Jahren habens nix zu tun als einem Zweitjob nachzugehen.
    Beispiel: Ein Automecanico (Maurer, Klempner, Maler, Elektriker, Rechtsanwalt, Friseur, Polizist, Babysitter, alles in einer Person) bastelt an deinem Auto herum und schafft Arbeit für seine Kollegen, die dann aufsuchen kannst, um dat reparierbasteln zu lassen, wat der gereparierkaputtgebastelt hat. Dafür will er auch Plata haben. Zieht er dat durch kommt er auf ziemlich mehr als 2,5 Mio. Gs monatlich. Außer wenn es regnet natürlich.
    An Beispielen wären noch viel zu nennen.
    Muss man auch sehen, die leben oft auch zu 16-zehnt in einem Haushalt. Der eine arbeitet als Wachmann mit Mindestgehalt, geht aber noch am Amigo seine Hütte anstreichen, selbstverständlich gegen Plata. Stellt abends seinen Grill vor die Hütte und verqualmt das Quartier. Frau macht Fensterchen auf und verkauft Yes-Yes, Streichhölzl und Billigpolarbierbücksenpacks. Ein paar Fosforitos sind auch schon halberwachsen wie die Eltern und mieschen auch irgend etwas.
    Also, solange die hier für Steichhölzl, Billigpolarbierbücksenpacks, 85.000.000 Watt P.M.P.O Ghettoblaster, einzig Shwuddeli-Hui-CiDi im Endlosloop, iTelefon, Schrottauto, Plastikpool, Kabel-TV uvm. Plata haben, aber nicht für Müllgebühr, weil sie auf einen Verputz oder nen Maschendrahtzaun sparen, so hält sich mein Mitleid in Grenzen. Die haben hier die Plata steuerfrei und leisten sich kein Glühbirnchen fürs Möfi, aber für Streichlölzl und Billigpolarbierbücksenpacks und einen tollen Cumple 120 dB für jeden der 14 Fosforitos dat habens dann schon. Wer so fettgefressen ist, dass er beim Brünzeln nicht mal seinen Pilin finden kann und dazu ein Dauerfarrear finanzieren kann, der hat wohl keine Plata mehr für Müllabfuhr übrig. Aber da ist er wohl selber schuld.

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    Nur weil jemand informell beschäftigt wird heißt das nicht dass dieser unterhalb des Mindestlohns bezahlte wird. Manche haben schlicht erkannt, dass es für beide Seiten besser (zumindest nicht nachteilig) wenn kein Dritter abschöpft!

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  3. Wichtig wäre zu erwähnen, dass es nicht viel Sinn macht den Mindestlohn nur mit denen der Nachbarn zu vergleichen. Er sollte vor allem in Bezug gesetzt werden zum BIP/Kopf. Denn man kann nicht mehr vermindestlöhnen, als verdient, also an Werten hergestellt wird.
    Und abgesehen von Bolivien, sind die Paraguayer nun einmal die faulsten in der Region, die das geringste BIP/Kopf also die wenigstens Werte herstellen.
    Gemessen am BIP/Kopf hat Parguay den mit Abstand höchsten Mindestlohn in der Region und einer der höchsten weltweit. Weit weit höher als zum Beispiel der deutsche oder der amerikanische Mindstlohn.
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    Als Unternehmer hat man kaum noch Luft den Leuten die fleißig sind und eine Lohnerhöhung verdienen würden, diese auch z zahlen, weil man gezwungen wird bei all den Mindestlöhner draufzuzahlen, weil viele von ihnen durch Faulheit und nicht selten auch durch Diebstahl, mehr kosten als sie einbringen.
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    Und einen faulen, aber fest eingestellten, also nicht schwarz arbeitenden Mindestlöhner ist es immer risikobehaftet zu versuchen den wieder los zu werden. Denn bei diesen linken Richtern in Paraguay und vor allem als “reicher” Arbeitgeber und vorallemallem als deutscher Arbeitgeber, ziehst Du den Kürzeren und dann wird es teuer. Etwas günstiger wird es nur, wenn man schon im Vorfeld mit dem Richter eine “Übereinkunft” erzielt.
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    Man kann also nur hoffen, dass die Mindestlöhner, die man los werden will, auch zu faul sind sich juristisch mit Dir auseinander zu setzen.

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    1. Nick, den letzten Absatz hättest Du weglassen können. Wenn es was zu holen gibt, dann rennen die von Anton bis Zeus. Das weißt Du sicher. Übrigens, da ja dieses Jahr Wahlen sind, können wir Arbeitgeber auf eine kräftige Mindestlohn Erhöhung warten. Ansonsten alles 100% richtig.
      In der Firma, wo meine Stieftochter arbeitet, waren noch 2 weitere ” Faule Weiber” beschäftigt. Kamen zu spät oder garnicht ( meist Montags) 6 Monate hat sich der Chef das gefallen lassen. Entlassung! 10 Mio pro Person durfte der Chef als Abfindung für 6 Monate bezahlen.

  4. Wer arbeitet, der sollte von seinem Lohn auch ein gutes Leben führen können.
    Es ist ärgerlich, dass dies offenbar nicht funktioniert.
    Wahrscheinlich sind zur Zeit viele junge Leute deshalb kriminell geworden, weil sich Arbeit nicht mehr lohnt.

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    1. Katzenman, ich sagte Dir schon einmal, esse nicht das Trockenfutter der Katzen, es bringt das bisschen was im Kopf ist auch noch durcheinander. Sage mir mal ein Land, wo der Arbeiter von seinem Lohn gut leben kann. Besser als hier, die ganzen Alleskönner, lebt keiner auf der ganzen Welt. Außer man ist von Beruf Sohn oder Politiker.

  5. Der Ukraine-krieg und der Ölpreis heizen die Inflation an.
    Auf so einen Schwachsinn muß man erst mal kommen! Unglaublich.

  6. Wer gute Arbeit leistet bekomm gutes Geld so soll es sein und so muß es sein. Doch warum soll ein Unternehmer der immer das Risiko trägt Steuen zahlen muss wie es gerade mal wieder beschlossen wird usw. Für das Versagen der Politik egal wo, soll immer der Fleißige belangt werden . Arbeiter gerade hier im Land sollten Dankbar sein das sie einen Arbeitsplatz haben aber Gewerkschaften und Linke Gesellen hetzen sie immer wieder auf gegen den Unternehmer.Die Politik läßt das zu weil ja die meisten Stimmen von der Mehrheit also den Arbeitern kommen.Mit welcher Begründung ist der Diesel in enen dritte Weltland teurer als Benzin ? Folge ist höhere Lebensmittelpreis. Das Märchen der Konflik Ukraine-Russland ist daran Schuld ist wie gesagt ein Märchen.Der Einzigste der Gewinnt ist er Ami deren Fast -Pleite zahlen nun alle Anderen ohne Rücksicht auf Verluste. Aber solange beim Uternehmer noch was zu holen ist wälzen wir Mindeslohn Erhöhung und Steuern auf den ab. Wenn ales kaputt ist kommt eben eine Neue Weltordnung und da wir sowieso zu viele Menschen auf de Planeten haben spielen Hungertote oder Tote durch Revolten und Tote durch Überfälle keine Rolle.
    Für gute Arbeit gutes Geld JA erzwungene Gehalterhöhung nur um das Versagen der Politik zu kaschieren NEIN!!!!!