Die Armut in Paraguay war schon vor der Corona-Krise ein großes Thema und auch weltweit wurde immer wieder auf die drastischen Zustände des Landes aufmerksam gemacht. Bereits vor der Pandemie lebte mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Armut oder gar extremer Armut.
Besonders Kinder müssen häufig unter sehr schlechten Bedingungen aufwachsen und haben kaum etwas zu essen. Auch die Menschen, die in Paraguay einer Arbeit nachgehen, können sich aufgrund des sehr geringen Einkommens kein normales Leben leisten. 25 Prozent der Bevölkerung hat überhaupt kein Einkommen oder lebt trotz Arbeit in Armut.
Kinderarbeit infolge der Armut ist in Paraguay ein großes Thema, denn Eltern können sich die Schulbildung schlichtweg nicht leisten. Wer also in eine arme Familie geboren wird, hat kaum Chancen auf ein anderes Schicksal. 62 Prozent aller Kinder Paraguays gehen dabei bereits einer gefährlichen Arbeit nach, beispielsweise die Herstellung von Baustoffen oder dem Müllrecycling.
Häufig sind diese Kinder von zu Hause weggelaufen und hoffen durch Arbeit auf eine bessere Zukunft und darauf, dem Hunger und der Armut mit einer Flucht in die Hauptstadt entkommen zu können. Dort prallen schließlich Welten aufeinander, denn nirgendwo sonst im Land wohnen Arm und Reich so dicht beieinander wie hier. Wo auf der einen Seite Menschen in Villen und Reichtum leben, betteln die Menschen im Armenviertel Asuncións um Essen oder ein Dach über dem Kopf. Familien leben auf engstem Raum in winzigen Holzhütten, die kaum einem Sturm oder Gewitter standhalten.
Aber nicht nur Hunger infolge der Armut, sondern auch Missbrauch und Gewalt gehören zum Alltag in vielen Gebieten des Landes. Auch in der Stadt ist das nichts Ungewöhnliches, denn oft werden sexuelle Übergriffe oder Gewalt gar nicht erst als Straftat oder Unrecht anerkannt.
Dennoch versuchen viele Anlaufstellen auf dieses schreckliche Thema aufmerksam zu machen und den Missbrauch von Kindern moralisch anzuprangern. Vor allem soll dadurch Aufmerksamkeit erzeugt und den missbrauchten Kindern Mut gemacht werden, sich nach solchen Übergriffen behandeln zu lassen. Im Jahr 2014 wurde bekannt, dass ein Bischof der katholischen Kirche in Paraguay einen Priester beim Missbrauch gedeckt haben soll. Daraufhin veranlasste der Papst die Absetzung, um ein klares Zeichen gegen Missbrauch in der Kirche zu setzen.
Die Realität sieht in allen Fällen aber leider anders aus. Die Armut hat sich seit der Corona-Pandemie sogar noch weiter verschlechtert, denn natürlich hat auch in diesem Land das Virus die Wirtschaft hart getroffen. Viele Menschen haben infolgedessen ihre Arbeit verloren, je nach Ausmaß der Krise werden die sowieso hohen Zahlen noch weiter steigen. Besonders für die Familien, die schon vor dem Ausbruch des Virus in Armut lebten, hat sich seit der Ausgangssperre die eigene Lage drastisch verschlimmert.
Nicht nur, dass den ganzen Tag mit mehreren Personen auf engstem Raum gelebt wird, auch die Gefahr der Ansteckung ist dort viel höher als anderswo. In vielen Straßen Paraguays haben die Bewohner zu Anfang der Pandemie Bleichmittel oder sogar Flüssigwaschmittel, welches natürlich keine Rückstände hinterlässt, zum Desinfizieren gegen das Virus auf die Bürgersteige geschüttet. Über Hygiene macht sich in den armen Gebieten jedoch schlichtweg niemand mehr Gedanken, wenn nicht einmal Geld für Essen bleibt.