Asunción: Während Paraguay in den letzten Jahren große Fortschritte im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung gemacht hat, gibt es immer noch Missverständnisse über die eigene Geschichte. Viele glauben, der ehemalige Diktator Gaspar Rodríguez de Francia hätte ein Gesetz erlassen, das Afro-Paraguayer diskriminierte, aber die historischen Fakten zeichnen ein anderes Bild.
Frustriert von der rigiden Kolonialgesellschaft, förderte Francia bewusst die ethnische Vermischung. Heute, fast 200 Jahre später, hat Paraguay mit der Verabschiedung des Gesetzes Nr. 6940 ein wegweisendes Gesetz zur Bekämpfung von Rassismus eingeführt, das nicht nur eine historische Unklarheit beseitigt, sondern auch die Anerkennung und den Schutz der afro-paraguayischen Bevölkerung in den Vordergrund stellt.
Es gab in Paraguay unter Gaspar Rodríguez de Francia tatsächlich eine Politik, die die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung verändern sollte.
Gaspar Rodríguez de Francia und seine Politik
Dr. José Gaspar Rodríguez de Francia, der von 1814 bis zu seinem Tod 1840 Paraguay als Diktator regierte, verfolgte eine strenge Politik der Isolation und Autarkie. Ein zentraler Punkt seiner Herrschaft war die gezielte Verringerung des Einflusses der spanischstämmigen Elite (Peninsulares und Criollos). Um die Macht der alten Kolonialherren zu brechen und die Bildung einer neuen Aristokratie zu verhindern, erließ er Gesetze, die die Heirat untereinander verboten. Stattdessen förderte er Ehen zwischen Criollos und Mestizen, Indigenen und Afro-Paraguayern. Er selbst hatte indigene und afrikanische Wurzeln, was ihm half, seine Vision eines egalitären Paraguay ohne rassische Hierarchien durchzusetzen.
Es gibt keine Belege dafür, dass er ein generelles Verbot für Schwarze oder Afrikaner erlassen hätte. Im Gegenteil, seine Politik zielte auf die Integration und Vermischung der Ethnien ab, um die rassischen Spannungen, die er als Bedrohung für seine Herrschaft sah, zu beseitigen. Er bot sogar geflohenen Sklaven und brasilianischen Deserteuren Zuflucht in Paraguay an. Die heutige paraguayische Bevölkerung ist stark von dieser Vermischung geprägt. Das ist vor allem deswegen nun sehr wichtig im Hinblick auf das Asylabkommen zwischen Paraguay und den USA.
Die angebliche Abschaffung während der Pandemie
Ein Gerücht, dass ein solches Gesetz während der Pandemie abgeschafft wurde, beruht wahrscheinlich auf der Verwechslung zweier verschiedener Ereignisse:
Reisebeschränkungen während der Covid-19-Pandemie:
Paraguay hat während der Pandemie, wie viele andere Länder auch, temporäre Reiseverbote verhängt, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Im November 2021 wurden beispielsweise Einreiseverbote für Reisende aus zehn afrikanischen Ländern verhängt, als die Omikron-Variante aufkam. Solche Maßnahmen waren eine globale Reaktion auf eine Gesundheitskrise und nicht die Aufhebung eines alten, rassistischen Gesetzes.
Gesetz zur Bekämpfung von Rassismus:
Während der Pandemie hat Paraguay ein wichtiges Gesetz verabschiedet, das Gesetz Nr. 6940, das Mechanismen zur Verhinderung und Bestrafung von Rassismus und Diskriminierung gegenüber Menschen afrikanischer Abstammung festlegt. Dieses Gesetz ist ein historischer Meilenstein und eine Anerkennung der afro-paraguayischen Bevölkerung, die lange Zeit Opfer von Diskriminierung war.
Es wurde also kein Gesetz aus der Zeit von de Francia abgeschafft, da ein solches rassisches Verbot nie existiert hat. Stattdessen hat Paraguay während der Pandemie ein neues Gesetz zur Förderung der Gleichstellung und zur Bekämpfung von Diskriminierung eingeführt.
Wochenblatt / Beitragsbild Archiv















