An Polemik nicht zu überbieten

Asunción: Mal abgesehen davon, dass Unfallopfern, ob alkoholisiert oder nicht, geholfen werden sollte, stellt sich jedoch bei diesem denkwürdigen Gesetzesprojekt (Benzinpreiserhöhung für Verkehrsteilnehmer um eine kostenlose medizinische Behandlung nach Unfällen zu garantieren) eine ganz andere Frage.

Hat die kostenlose medizinische Betreuung (durch Lugo) versagt und ist sie nicht der seit Jahren bekannten Lage gewachsen? In keinem anderen südamerikanischen Land gibt es mehr Unfalltote als in Paraguay.

Anscheinend nicht, denn der Kongress, der den Jahreshaushalt unter anderem für das Gesundheitsministerium beschließen muss, sieht da Handlungsbedarf. Und auch wenn man die Höhe dieses schon erahnen kann, so stellen sich viele Fragen mehr…

Warum investierte/investiert der Staat nicht in Bildung von Anfang an, um Probleme dieser Art zu vermeiden? Warum sollen alle Fahrzeugeigentümer einen höheren Steuer- und Versicherungssatz zahlen wenn auf dem Inland nach wie vor minderjährig ohne Helm, ohne Kennzeichen, ohne Weste und ohne „Habilitación“ gefahren wird. Wer zahlt die Unfallkosten derer die nichts einbezahlen? Welcher paraguayische Polizist sieht sie verpflichtet diese Anordnungen ernsthaft zu kontrollieren?

Schlussendlich drängt sich hier langsam aber sicher eine Methodik ins Bild, die seines Gleichen in Europa sucht und nicht zuletzt deswegen auch Sinn macht. Nur wer auf einem Einwohnermeldeamt registriert ist, der ein Mindestalter hat und eine Fahrschule erfolgreich absolviert hat, kann Führer eines motorisierten Zweirades bzw. Personenkraftwagen sein. Von dieser Person kann man erwarten, dass sie den Vertrauensgrundsatz im Straßenverkehr befolgt und keinen Schaden unabsichtlich verursacht.

Jedoch ist die hiesige Struktur meilenweit davon entfernt und deswegen scheint es mir übereilt ein solches Gesetz einzuführen. Insgesamt wirft das Projekt mehr Fragen als Antworten bzw. Lösungen auf.

(Jan Päßler)

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1 Kommentar zu “An Polemik nicht zu überbieten

  1. Vor dem Gesetze sind alle gleich, ob reich oder arm, ob Einheimischer oder Ausländer. Soweit zur blinden Allegorie Justizia.
    Die Realität sie so aus: Grindo muss Pannendreieck, Ersthilfe-Kasten, geschlossenes Schuhwerk, funktionierende Scheinwerfer und eine Autonummer am Fahrzeug haben, den er hat ja Plata. Auch will Gringo keine Probleme mit der Polizia.
    So weit so gut. Aber offenbar hat etwas nichts mit Gerechtigkeit für jedermann zu tun, wenn zahlreiche Wagen keine Nummer noch Licht aufweisen können und der Fahrer mit Espadrils aus dem Wagen steigt.
    Hat Gringo einen Unfall, so muss er zahlen, denn er hat ja Plata. Auch der Einheimische müsste zahlen, doch leider hat er keine Plata.
    Obligatorische Krankenversicherung? Warum? Fahre zwar Auto und saufe jeden Tag ein Brama (8.500*30=255.000 mtl.), aber bei einem Einkommen von 1.6 Mio. Gs. reicht es mir nicht und die Behandlung in den öffentlichen Krankenhäusern ist eh kostenlos.
    Ausserdem ist da noch Gott und da wird schon nichts passieren im Strassenverkehr. Und wenn der Wagen eine Beule kriegt, egal, fahren wir mit Beule, ausser der Gringo hat die Beule gemacht, dann muss die Beule mitsamt den bereits bestehenden Beulen auf dessen Kosten repariert werden. Er hat ja Plata.
    Ja, der Staat muss Gerechtigkeit schaffen, denn diese externen Effekte bezahlt der Bürger nicht freiwillig. Wie im Artikel jedoch richtig hervorgeht: Welcher Polizist ist gewillt Gesetze zu kontrollieren (ausser bei denjenigen, bei denen etwas unter der Hand zu holen ist).
    Andererseits kann man nicht alles haben: In Paraguay zieht man um, ohne sich innert 14 Tagen beim Einwohneramt anmelden zu MÜSSEN. Es gibt noch sowas wie Freiheit. Aber die Freiheit hat auch ihren Preis.

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