Antibiotika im Futter

In der letzten Woche sind auf Hühnerfarmen in Paraguay viele Tiere, hauptsächlich vermeintlich durch die Hitze, gestorben. Es kann aber auch andere Gründe für so ein Massensterben geben. Gerade in diesem landwirtschaftlichen Bereich wird Antibiotika unter das Futter gemischt, um infizierte Tiere zu behandeln, doch diese Praxis könnte genau das Gegenteil bewirken.

Mary Mallon, geboren am 23.September 1869, gestorben am 11. November 1938, bekannt als Typhus-Mary, war die erste Person in den Vereinigten Staaten, die als nicht erkrankter Träger von Typhus identifiziert wurde. Wohin sie auch ging, sie verbreitete Tod und Schrecken. Zwischen 1900 und 1915 arbeitete die irische Auswanderin bei sieben Familien als Köchin in den Vereinigten Staaten. Sie infizierte die Bewohner mit dem Typhus-Erreger, es waren mehr als 50 Personen, drei von ihnen starben.

Sie selbst zeigte keine Symptome, deswegen brauchte man eine Weile, bis man die Ursache heraus fand. Die letzten 20 Jahre ihres Lebens verbrachte Mallon in einer Isolierstation, sie starb im Alter von 69 Jahren, aber nicht an Typhus sondern an einer Lungenentzündung.

Infektiologen bezeichnen solche Menschen wie Mary Mallon als “Superspreader“. Über fünf Prozent der Typhus Erkrankten zeigen keine Symptome, verbreiten das Bakterium aber weiter. Die Ursachen sind noch nicht erforscht. Dieses Phänomen tritt nicht nur bei Menschen sondern auch bei Nutztieren auf, eine Behandlung mit Antibiotika macht das Problem womöglich noch größer, statt lediglich die Krankheitserscheinungen einzudämmen oder diesen vorzubeugen.

Landwirte gehen jedoch meistens nach dem Schema vor, wenn eine Krankheit im Stall auftritt und sie nicht wissen, wer der Verursacher ist, geben sie allen Tieren Antibiotika. Eine Studie eines Forscherteams um die Mikrobiologin Denise Monack von der Stanford University zeigt auf, dass sich das Problem unter Umständen verschlimmern kann.

Die Forscher infizierten Mäuse mit dem Bakterium Salmonella typhimurium, dieser ist eng mit dem Typhus-Erreger verwandt. Er ist schon gegen viele Antibiotika resistent. Bekamen die Tiere ein Antibiotikum, welches gegen die Krankheit nichts ausrichten kann, verschlimmerten sich die Symptome, allerdings nur bei Mäusen, die keine Superspreader waren. Vermutet wird, dass die Medizin gute andere Bakterien abtötet, die den Erreger an der ungezügelten Vermehrung hindern würde. Nur die Superspreader zeigten immer noch keine Symptome, wenn sie Antibiotika bekamen. Sie trugen die Keime immer noch in sich und verbreiteten sie unaufhaltsam weiter.

„Wenn sich herausstellt, dass dies auch bei Vieh passiert – und ich glaube, das wird es – dann haben wir ein ernstes Problem für die öffentliche Gesundheit“, sagte Monack. Superverteiler in der Landwirtschaft stehen oft unter Verdacht, Salmonellen- und E.coli- Infektionen bei Menschen auszulösen. Wenn infizierte Rinder, Hühner und Schweine sich genauso verhalten wie die Mäuse im Labor, kann das gravierende Folgen haben.

„Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass wir die Ausbreitung von Keimen von Tieren auf Menschen beschleunigen“, sagte die Forscherin. Verschärfen würde man die Situation, wenn, wie in anderen Ländern, eine andauernde Antibiotikafütterung in niedrigen Dosen erfolgt. Dies soll ein schnelleres Wachstum fördern, ob das in Paraguay auch so stattfindet?

„Wir leben in einem System, indem man entweder Rad sein muss, oder unter die Räder gerät“ Friedrich Nietzsche

Quellen: PNAS, online / Süddeutsche Zeitung / Wikipedia: Magnus Manske

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