Aus der Vergangenheit: Österreichisch-paraguayische Beziehung

Asunción: Um die damalige Beziehung Österreichs zu Paraguay und auch Brasilien besser zu verstehen, muss man wissen, dass die Erzherzogin Leopoldine (1797-1826) aus Wien sich mit Kronprinz Peter aus Portugal und später Kaiser Peter dem I. von Brasilien (1798 – 1834) vermählte.

Dadurch wurde eine Tochter von Kaiser Franz I. aus Österreich Kaiserin von Brasilien und Königin von Portugal. Unter ihrer Regie wurde im September 1822 Brasilien unabhängig.

Unter diesen Aspekten setzte sich Klemens Wenzel Fürst von Metternich, Staatsmann im Dienste Österreichs – mit Unterstützung Großbritanniens – für einen Ausgleich zwischen Portugal und seiner ehemaligen Kolonie ein, die schließlich im August 1825 zustande kam. Damit war der Weg für eine diplomatische Anerkennung Brasiliens durch Österreich frei, die am 30. Dezember desselben Jahres erfolgte.

So überzeugt Fürst von Metternich von der Wichtigkeit die monarchische Idee auf dem amerikanischen Doppelkontinent zu stärken, die für ihn durch das brasilianische Kaisertum verkörpert wurde. So klar bewusst war sich die Wiener Regierung freilich auch der Aussichtslosigkeit, mit den aufstrebenden Industriestaaten Großbritannien und Frankreich in einen ernsthaften Wettstreit um den neuen lateinamerikanischen Markt eintreten zu können, was man in Wien aber auch nicht beabsichtigte.

Österreich konzentrierte sich in seinem Überseehandel mit Lateinamerika daher allein auf Brasilien, dessen wirtschaftliche Kapazität im übrigen als Absatzmarkt österreichischer Industrieprodukte und Lieferant von Kolonialwaren dem Entwicklungsstand und den Bedürfnissen der österreichischen Wirtschaft vollauf genügte. In der ersten Jahrhunderthälfte waren die Beziehungen Österreichs zu Lateinamerika identisch mit österreichisch-brasilianischen Verhältnis. Diese Tatsache kam auch bei der Verteilung der österreichischen Konsulate in Amerika zum Ausdruck. Ein Jahr vor dem Sturz Metternichs standen den drei konsularischen Vertretungen Österreichs in den USA und einem provisorischen Konsulat in Chile insgesamt zehn Konsulate unterschiedlicher Ränge in Brasilien gegenüber.

Paraguay erklärte sich 1811 unabhängig vom Vizekönigreich des Río de la Plata und gründete zwei Jahre später eine Republik mit dem gleichen Namen. Internationale Anerkennung ließ jedoch auf sich warten und die vom damaligen Präsidenten José Gaspar Rodríguez de Francia angestrebte Neutralität brachte Isolation mit sich, was Paraguay zu spüren bekam.

Nach 1848 begann Österreich zwar auch, die hispanoamerikanischen Staaten allmählich in seinen Außenhandel einzubeziehen, aber in der Rangfolge der österreichischen Handelspartner behauptete Brasilien absolut die Spitze, wenn auch sein Übergewicht in dem Maße abnahm, wie die Handelsbeziehungen zu den anderen lateinamerikanischen Staaten aufgenommen und ausgedehnt wurden.

Der Warenwert der österreichischen Importe aus Lateinamerika war insgesamt jedoch nur gering und betrug Ende des 19. Jahrhunderts ca. 5-10 Prozent des britischen, während die Exporte Österreichs nach Lateinamerika hinsichtlich seines Wertes kaum 1 Prozent der Ausfuhr Großbritanniens erreichte. Ungeachtet dieser kommerziell nur wenig einträglichen Verbindung blieb das Interesse Österreichs an einer weiteren „Stabilisierung des monarchischen Prinzips in Brasilien aber auch nach dem Ende der Ära Metternich unverändert bestehen. Denn selbst der ‘Schatten’ einer Monarchie in der Neuen Welt hätte den unschätzbaren Vorteil für sich, als Gegengewicht gegen den revolutionären Republikanismus politisch eingesetzt werden zu können, um dem gefährlichen Vorrücken der ‘démocartie universelle’ entgegenzuwirken.

Aber auch das brasilianische Kaiserhaus zeigte seine enge Verbundenheit mit Habsburg. Als Kaiser Ferdinand I. im Dezember 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph I. abdankte, hob der österreichische Geschäftsträger in Rio de Janeiro im Zusammenhang mit der Ernennung des Brigadiers und Oberhofmeisters des kaiserlichen Hauses Paulo Barbosa da Silva zum neuen brasilianischen Gesandten in Österreich hervor, dass der “erste und entscheidendste“ Umstand für dessen Auswahl der persönliche Wunsch S.M. Dom Pedro’s gewesen sei.

Ungeachtet der Tatsache, dass nach der bereits 1847 erfolgten diplomatischen Anerkennung Chiles und Paraguays ab 1851 weitere hispanoamerikanische Republiken von Österreich anerkannt wurden, blieben allein die Beziehungen zu Brasilien eng und freundschaftlich. Die Entscheidung zugunsten von Paraguay, der viele andere europäische Staaten folgten, war jedoch nur ein Freundschaftsdienst an Brasilien, der die Argentinier bei ihren Wiederbesetzungspolitik schwächen sollte. Nichtsdestotrotz war Österreich das erste Land, was die Unabhängigkeit Paraguays offiziell anerkannte, wenn auch 38 Jahre nach der Gründung der Republik.

Im Tripel Allianz Krieg von 1864/65 bis 1870 stand Österreich mit seinen Sympathien vorbehaltlos auf der Seite Brasiliens und während der ersten Europareise Pedros II. in den Jahren 1871/72, die ihn auch nach Wien und zu Franz Joseph führte, vertiefte sich auch das persönliche Verhältnis zwischen den beiden Monarchen. Die ersten Nachrichten aus Rio de Janeiro über die Möglichkeit einer bevorstehenden Revolution wurden daher sowohl von der Wiener Regierung als auch vom österreichischen Kaiserhaus mit großer Besorgnis aufgenommen. Nach Warnungen des k.u.k. Gesandten Graf Welsersheim wuchs die republikanische Opposition, was zu einer verschärften innenpolitischen Lage führte. Am 17. November 1889 wurde Pedro II. vom Militär dazu gezwungen abzudanken und das Land zu verlassen.

Während des Tripel Allianz Krieges lebten ungefähr 700 Österreicher in Paraguay, eine Zahl die noch zu gering war um eine diplomatische Vertretung zu eröffnen. Des Weiteren hatte Österreich nur ein geringes Interesse am Absatzmarkt Paraguay, da im Zuge des besagten Krieges die Bevölkerung sich rapide dezimierte.

Der 1853 in Hamburg geborene Carl Wilhelm Christian Heisecke kam schon mit 19 Jahren nach Südamerika, wo er in Paraguay sesshaft wurde. Weil er neben spanisch auch deutsch, englisch, französisch und italienisch beherrschte standen ihm viele Türen offen. Er war seit seiner Ankunft in verschiedenen Büros tätig und erledigte unter anderem die Buchführung für diverse Staatsbetriebe. Er war Mitbegründer der Buchhalterschule Paraguays sowie der Freimaurerloge “Sol naciente N° 2“ und dem Colegio Alemán. Er heiratete María Antonia Egusquiza Carísimo und hatte ab 1878 sechs Kinder mit ihr. Damit sind diese haupt-verantwortlich dafür, dass der Nachname heute noch in Paraguay weit verbreitet ist. Zwei Töchter aus dieser Ehe vermählten sich mit ehemaligen Staatsoberhäuptern des Landes. Christian Heisecke vermittelte außerdem bei der Gründung der deutschen Kolonie San Bernardino.

Am 19.07.1889 wurde Carlos Guillermo Christian Heisecke, wie er in spanisch hieß, zum ersten Konsul der Monarchie Österreich-Ungarn und Holland in Paraguay ernannt. Mit diesem Titel war es ihm möglich auch bei der Kolonisierung der Provinz Alto Paraná behilflich zu sein, die im September 1898 mit Wilhelm Closs und Karl Reverchon begann.

Auf ihn ist des Weiteren der Name des Stadtteils Sajonia zurückzuführen, was Sachsen übersetzt bedeutet und im übertragenen Sinne auch für Niedersachsen und Angelsachsen stand.

Am 26.01.1915, also vor fast 100 Jahren, brachte Heisecke sich ums Leben, da er anscheinend Betrügern ins Netz ging und vor dem finanziellen Ruin stand. Seither haben die Österreicher in Paraguay durch ein Generalkonsulat in Asunción und zeitweise durch ein Vizekonsulat in Colonia Independencia (bis 1972) eine ständige Vertretung gehabt.

Quelle: Günter Kahle, Wikipedia

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3 Kommentare zu “Aus der Vergangenheit: Österreichisch-paraguayische Beziehung

  1. Eine bekannte Persönlichkeit aus der Doppelmonarchie in Paraguay :
    Francisco Wisner de Morgenstern
    Nombre castellanizado del cartógrafo, historiador, coronel, arquitecto e ingeniero militar de origen húngaro Franz Wisner von Morgenstern.
    Nació en Budapest en 1804, y luego de prestar servicios ante diferentes gobiernos en Europa, conoció al Mariscal Francisco Solano López, quien lo invitó al Paraguay, a fin de que colabore con los proyectos de envergadura del gobierno de su padre, Don Carlos Antonio López.
    Una vez en Asunción, Francisco Solano López le habría encomendado, entre otras cosas, la tarea de escribir una biografía del Dr. José Gaspar Rodríguez de Francia. Lo hizo, y publicó el libro El Dictador del Paraguay, José Gaspar Francia.
    Participó en varios proyectos del Gobierno de los López, así como de la Guerra de la Triple Alianza, aportando sus conocimientos de ingeniería militar en varias batallas de esa Guerra, como en Riachuelo, la mayor batalla naval de la historia de Sudamérica y en la Batalla de Curupayty, la mayor victoria del ejército paraguayo en la Guerra.
    Falleció en Asunción en 1878.

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