Chronologie: Mennonitische Siedler, immer wieder Ziel von Entführungen

Asunción: Seit der ersten Entführung von María Edith Bordón de Debernardi in Paraguay, im Jahr 2001, hat es viele weitere Fälle gegeben, in denen einflussreiche oder wohlhabende Personen im Lande betroffen waren.

Es ist jedoch bemerkenswert, dass in den letzten Jahren die meisten dieser Übergriffe mennonitische Siedler im Norden des Landes betrafen und hauptsächlich von der paraguayischen Volksarmee (EPP) verübt wurden.

Am 8. August 2015 wurde der mexikanische Mennonit Abraham Fehr (38) zusammen mit vier anderen Mennoniten von der paraguayischen Volksarmee entführt, und im Januar 2018 fanden Mitglieder der gemeinsamen Einsatzkräfte (FTC) ein Grab, in dem Fehrs Leiche vergraben war.

Weitere mennonitische Siedler, die entführt wurden, waren Franz Hiebert (32) und Bernhard Blatz (22), die im Februar 2018 im Norden glücklicherweise freigelassen wurden, nachdem sie in zwei separaten Aktionen entführt worden waren, die ebenfalls von der EPP durchgeführt wurden.

Hiebert verschwand Ende August 2017, als er mit einem Traktor auf der Farm San Eduardo im Departamento San Pedro arbeitete, als sechs Unbekannte in Tarnkleidung in die Plantage einbrachen und ein Fahrzeug anzündeten. Blatz seinerseits verschwand Wochen später, als drei Unbekannte mit Gewehren auf den Geländewagen, in dem er unterwegs war, schossen und ihn dann entführten.

Die Verwandten der beiden Männer sollen 1.250.000 US-Dollar für ihre Freilassung gezahlt haben, aber es wird auch angenommen, dass die Gemeinden mehrere Tonnen Lebensmittel an die Guerillas geliefert haben.

Ebenso entführte die EPP im Juli 2016 einen weiteren jungen Mennoniten namens Franz Wiebe (18), der 214 Tage später, im Februar 2017, nach der Verteilung von Lebensmitteln in armen Gemeinden freigelassen wurde.
Seit Juli 2014 und bis heute wird der Polizei-Unteroffizier Edelio Morínigo von der EPP festgehalten, für dessen Freiheit die Freilassung der Anführer der bewaffneten Gruppe gefordert wurde, die jedoch von den nationalen Behörden nicht akzeptiert wurde.

Und schließlich kam es am Montag zur Entführung und Ermordung von Helmut Ediger, einem 74-jährigen mennonitischen Siedler, der zusammen mit zwei seiner Arbeiter in San Pedro entführt wurde.
Nach Angaben der Behörden kehrte der Mann am Montagmittag zwischen 11.00 und 12.00 Uhr auf seinen Bauernhof zurück, als die Entführung stattfand. Die Verbrecher benutzten Edigers Mobiltelefon, um mit seinem Sohn zu kommunizieren und das Lösegeld in Höhe von 2 Milliarden Guaranies zu fordern.

In diesem Fall konnte jedoch ausgeschlossen werden, dass es sich bei den Tätern um bewaffnete Gruppen handelt, die in der nördlichen Region operieren, wie etwa die EPP.

Aus diesem Grund haben etwa 130 mennonitische Siedlerfamilien aus dem Departement San Pedro im Januar 2018 Land in Boquerón im paraguayischen Chaco erworben, um dort ein friedliches Leben zu führen und fernab der paraguayischen Volksarmee (EPP) arbeiten zu können.

Bezüglich der Angriffe und Drohungen in der Region sagte Berthold Penner, ein Vertreter der Vereinigung der Mennonitenkolonien Paraguays (Acomepa), im Juni 2013: “Es gab schon immer Erpressungen per Mobiltelefon, die von verschiedenen Orten und nicht nur von der EPP ausgingen”, und versicherte, dass die Menschen gelernt hätten, mit dem Problem zu leben, weshalb sie es oft nicht melden. Den Angaben zufolge fordern die EPP-Mitglieder ständig Geld von Viehzüchtern und Siedlern.

Im Oktober 2012 wurde ein mennonitischer Bauer namens Jacobo Bergen Giesbrecht (42) in der Siedlung Tacuatí Poty, etwa 12 km vom Zentrum von Tacuatí entfernt, einem Gebiet, das als unter Kontrolle der EVP stehend gilt, erschossen.

Die paraguayische Regierung schreibt der EPP seit ihren Anfängen im Jahr 2008 rund 50 Morde, mehrere Entführungen und Angriffe auf Polizeistationen, Estancias und andere Orte im Norden des Landes, zwischen den Departements Concepción, San Pedro und Amambay an der Grenze zu Brasilien, zu.

Deutschsprachig bzw. Deutsche, aber keine Mennoniten, waren Arlan Fick sowie Robert Natto und seine Frau Érika Reitze, die 2014 und 2015 entführt und im Falle des deutschen Paares mit dem Leben zahlen mussten, während Fick, nach 267 Tagen Geiselhaft und einer Lösegeldzahlung von rund 500.000 US-Dollar freigelassen wurde.

Wochenblatt / Última Hora

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1 Kommentar zu “Chronologie: Mennonitische Siedler, immer wieder Ziel von Entführungen

  1. “Wer sich zum Lamm macht, wird von den Wölfen gefressen!” Dies ist leider die Realität des Lebens und nicht vereinbar mit dem biblischen Gebot der Feindesliebe. Gerade als Christ fällt es mir immer wieder sehr schwer, diese beiden Aussagen unter einen Hut zu bringen.

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