Der Bahnhof von Félix Pérez Cardozo – ein Stück Geschichte Paraguays

Félix Pérez Cardozo: Im Jahr 1854 entsendete der damalige Präsident Paraguays, Don Carlos Antonio López, seine Söhne Francisco und Venancio López Carrillo nach England, wo diese die Gebrüder John und Alfred Blyth für den Kauf der Materialien auswählten, die notwendig waren um in Paraguay ein Eisenbahnnetz aufzubauen.

Seit dieser Zeit wird die Eisenbahn mit Fortschritt in Verbindung gebracht. Ab 1855 wurden diverse englische Ingenieure angestellt, um den Bau der ersten Linie voranzutreiben. Unter der Leitung von Ingenieur George Paddison begannen die  Aufgaben.

Mit diesen ausländischen Technikern begann auch die englische Immigration, die bis heute fester Bestandteil der Gesellschaft Paraguays ist. Das notwendige Metall kam aus der Eisenschmelze Ybycuí, der ersten ganz Südamerikas. Mit Hilfe des Militärs wurden die Streckenabschnitte vorbreitet auf denen später die Schienen verlegt wurden.

Das Originalprojekt von Carlos A. López war die Verbindung von Asunción mit Villarrica, welche später sogar bis nach Encarnación ausgedehnt werden konnte.

Am 24. März 1856 wurde per Schiff die Summe von 50.000 Pfund Sterling nach England entsendet damit die Ingenieursbrüder Blyth alles Notwenige kaufen konnten. Im Juni 1857 wurde der erste Abschnitt eingeweiht. Dieser begann in der Nähe des Hafens und ging bis zum San Francisco Platz, heute Plaza Uruguaya, wo Baumaterialien abgeladen wurden, die später zum Bau der Estación Central benötigt wurde.

Nachdem die Strecke 1861 den Botanischen Garten erreichte und später Paraguarí, ging es weiter nach Villarrica. In den Jahren 1887 – 1894 wurden die Bahnhöfe in Sapucaí, Caballero, Ybytymí, Tebicuary, Yaty (heute Félix Pérez Cardozo), Villarrica, Borja (heute San Salvador), Iturbe, Maciel, Sosa (heute Moises Bertoni) und Yegros konstruiert. Vielen von ihnen zeigen deutlich wie sehr der Zahn der Zeit an ihnen genagt hat. Die Bildererie des Wochenblattes wird pro Woche einen dieser historischen Relikte näher vorstellen.

Begonnen wird mit dem Bahnhofgebäude von Félix Pérez Cardozo, nur wenige Kilometer von Villarrica entfernt gelegen. Wie auch an anderen Orten wurden nichts in die Erhaltung investiert, im Gegensteil alles was demontierbar war wurde kurzerhand gestohlen. Frei von sonstiger Wahlwerbung zeigt sich ein Stück Geschichte für jeden Neugierigen.

Mehr aus der Vergangenheit sowie weitere Bilder zu diesem Thema folgen in der nächsten Woche.

(Wochenblatt / Fotos: Jan Päßler)

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3 Kommentare zu “Der Bahnhof von Félix Pérez Cardozo – ein Stück Geschichte Paraguays

  1. gute idee herr paessler mit den fotos der bahnhoefe
    vielleicht koennen sie auch ein bild vom bahnhof yuty
    veroeffentlichen.von dort bin ich noch mehrmals mit dem
    zug nach encarnacion gefahren.dazu vielleicht noch ein
    foto der laengsten eisenbahnbruecke von paraguay zwischen
    yegros und yuty ueber den rio pirapo.dort habe ich einige
    zeit gewohnt. schon im voraus vielen dank.

  2. Urspruenglich ein Staatsbetrieb wurde 1887 an die englische Firma “The Paraguay Central Railway Co.” verkauft die langsam die Strecke bis Encarnacion verlaengerte und mit argentinischer Kapitalbeteiligung 1911 durch ein Ferry Boat ueber den Parana die Verbindung zum argentinischen Eisenbahnnetz bis Buenos Aires herstellte. Die Gesellschaft war nie sehr rentabel und 1931 wurde die letzte Dividende auf die Stammaktien und 1946 die Zinsen auf deren Bonds bezahlt. Als 1959/1961 die Defizite zu gross wurden und die englische Gesellschaft den Betrieb aufgeben wollte kaufte der paraguayische Staat die Anlagen fuer damals 200.000.- Pfund auf 20 Jahre Abzahlung. 1999 wurde dann der Betrieb bis nach Encarnacion eingestellt. Fehlende Investitionen bedingt durch politische Instabilitaet, den Chaco Krieg 1933 wie den Buergerkrieg 1947 haben dem Unternehmen ein langsames Siechtum beschehrt.

  3. Das nenn ich Zeitgeschichte. Interessant auch beide Leserbriefe.

    Ein Lob auch an die Bevölkerung, dass sie die Ziegel und ein paar Dachlatten samt einigen Blechen nicht gestohlen haben und wir Leser somit in den Genuss der Fotos kommen konnten.

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