Deutsche in Paraguay: In einer anderen Zeit – Teil 3

Asunción: An einem Tag wie heute, allerdings am 26. Januar 1554 kam der Bayer Ulrich Schmidl nach zwei Jahrzehnten in der neuen Welt, darunter Paraguay und der Chaco, zurück in seine Heimat. Von seinen Erlebnissen berichtete er später ausführlich.

Schmidls Reise begann als Chronist am 24. August 1534 als er unter dem Konquistador Pedro de Mendoza zusammen mit 2500 Soldaten von Cádiz zum Rio de la Plata aufbrach. Der Auftrag war es den Wasserweg des Rio de la Plata ins Landesinnere zu verfolgen um alle Zuflüsse zu entdecken. Der Hintergrund der Suche waren wertvolle Metalle, die nach Ansicht der Spanier aus einem Zufluss stammen mussten. Außerdem sollte der portugiesische Einmarsch auf den Rest des Kontinents gestoppt werden.

Der 1510 geborene Straubinger stand im Dienste der Familie Fugger, die durch ihren Reichtum wiederum die Expeditionen von Pedro de Mendoza finanzierten. Schmidl wurde so zu einem der Mitbegründer von Buenos Aires im Februar 1536 und im August 1537 von Asunción. Seine Reise führte ihn über den Río Paraná und Río Paraguay ins heutige Paraguay. Von dort unternahm er mehrere Expeditionen in den Gran Chaco, die ihn bis hoch ins südöstliche Bolivien führten.

Die Lage der spanischen Konquistadoren war von ständigem Hunger bis zum Kannibalismus geprägt. Die Eroberungszüge brachten wenig ein und die Sterberate war sehr hoch. Schmidl beschreibt während mehrerer Reisen in den nicht einladenden Chaco die Brutalität der Raubzüge in den Indianergebieten. Er überstand schwer vorstellbare Strapazen und Entbehrungen, wurde Zeuge zügelloser Massaker (und nahm zweifellos auch an ihnen teil), er sah Schlangen und Kaimane, Strauße, Tapire und Jaguare, er erlitt Schiffbruch, er überlebte ungezählte Überfälle feindlicher Indianer, und er zeugte Nachfahren mit indigenen Frauen.

Schmidl berichtet später ohne erkennbare Skrupel, mit ganz wenigen Ausnahmen. Einmal beschreibt er, wie ihnen Indianer vom Stamm der Surucusis zwar mit Pfeil und Bogen, aber doch in freundlicher Absicht begegnet seien, aber weil sie so einen Lärm machten, “ließen wir unsere Büchsen abgehen und schlugen zu Tod, was wir dann fanden, Mannsbilder und Weiber, Buben und Mädchen, und verbrannten ihren Flecken”. “Wir haben ihnen Unrecht getan”, gesteht der bayerische Konquistador.

Schmidl war im zukünftigen Paraguay Hauptmann Domingo Martínez de Irala als Landsknecht unterstellt. Martínez de Irala befehligte ab 1538 die Kolonie zusammen mit Juan de Salazar bis zum Eintreffen des neuen Gouverneurs Álvar Núñez Cabeza de Vaca im Jahre 1542.

1552, nach der Rückkehr von der bolivianisch-peruanischen Grenze erhielt Schmidl einen Brief von seinem Halbbruder Thomas, in dem er ihm von dem Gefühl seines baldigen Ablebens berichtete. Mit nur wenigen Beutestücken bepackt reiste er in Begleitung von 20 Indigenen von Paraguay über das spätere Brasilien bis an die Atlantikküste. Es waren fast zwei Jahre vergangen bis Ende Januar 1554 Schmidl erst in Antwerpen und später in Straubing ankam. Sein Bruder starb acht Monate später. Ulrich erbte das Vermögen seines Bruders und wurde Ratsherr. Weil er sich zum Luthertum bekannte, musste er jedoch Straubing verlassen und ging 1562 nach Regensburg, wo er es bis zu seinem Tod 1579 zu großem Reichtum brachte.

Er schrieb 1567 ein Buch mit dem Titel “Wahrhaftige Historien einer wunderbaren Schifffahrt“, was 1731 in spanischer Sprache unter dem Titel “Derrotero Viaje al Río de la Plata y Paraguay“ herauskam.

Dieses Buch ist von ganz besonderem Interesse für paraguayische Historiker, da es die zweite bekannte Chronik über Paraguay ist. Die erste stammte von Alvar Núñez Cabeza de Vaca und hieß “Comentarios”.

In Asuncion wurde eine Straße im Stadtteil Villa Morra nach ihm benannt. Außerdem trägt ein Auditorium der Goethe Schule Asuncion seinen Namen.

Portal Guaraní / Wikipedia

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