Die falsche Opposition

Asunción: Das Stadtratsmitglied der Colorado Partei, César Ojeda, wurde mit 13 von 24 möglichen Stimmen zum vorübergehenden Bürgermeister der Hauptstadt gewählt. Es waren genau so viel Stimmen wie notwendig.

Es gab einen weiteren Kandidaten der ANR, Julio Ullón, der 5 Stimmen erhielt. Das heißt, beide zusammen haben 18 Stimmen, obwohl die Stadtratsversammlung nur 11 Colorados hat. Die Opposition hatte genügend Stimmen, um einen eigenen Kandidaten zu wählen, aber ihr Kandidat, Federico Franco Troche, bekam nur sechs Stimmen. Ojeda erhielt mehr Oppositionsstimmen als Franco selbst. Ein Armutszeugnis, was zeigt wie sehr sich die Opposition an die Colorados verkauft, besser gesagt an Horacio Cartes, der den Wahlkampf von Nenecho leitet.

Was geschah, überraschte niemanden, da diese politischen Gruppen nie sehr geschickt in der Kunst der Einheit waren. Aber es ist etwas, das uns dazu veranlasst, über das Konzept der “Opposition” nachzudenken, das wir derzeit verwenden. Der Gewinner wird zwar nur einige Monate im Amt bleiben, aber es ist gerade eine entscheidende Zeit: die des Wahlkampfs. Oscar „Nenecho“ Rodríguez braucht einen Nachfolger aus seinen Reihen, damit die Stadtverwaltung in Wahlkampfzeiten zum seinen Gunsten agiert.

Herr César Ojeda wurde nicht Bürgermeister, weil er beliebt war. Im Gegenteil, er ist der anonymste Stadtrat, aber mit einer unbesiegbaren Tugend: Er ist für Nenecho und Cartes absolut vertrauenswürdig. So sehr, als würde Nenecho weiterhin auf dem Stuhl sitzen. Ojeda ist sein Avatar, diese virtuelle Identität, die Videospielbenutzer wählen, um sie zu repräsentieren. Ein Avatar bereitet seinem Besitzer keine Probleme.

Beginnen wir mit den Liberalen, die theoretisch am meisten daran interessiert sind, zu verhindern, dass ihr Bürgermeisterkandidat Eduardo Nakayama durch die ANR Schaden nimmt. Obwohl die Abstimmung geheim war, ist es nicht zu leugnen, dass Augusto Wagner und seine Bande – Félix Ayala und Ramón Ortíz – wie immer gehandelt haben: denjenigen zu unterstützen, der ihnen versichert, dass sich der Status quo nicht ändert. Der unglaubliche Ratsherr Wagner – zurückhaltend und unbeeinflusst von öffentlichen Äußerungen – ist der einflussreichste liberale Politiker in Asunción.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sie sich dank eines dicken Geflechts aus Gefälligkeiten, Einflüssen, Druck und günstigen Allianzen eine Macht im Schatten gefestigt, mit der jeder Bürgermeister verhandeln muss. Nakayama ist in seinem unfehlbaren Geflecht gefangen: Er kann ihn nicht kritisieren, denn er braucht seine Stimmen, obwohl es nicht sicher ist, ob er sie auch bekommt, wenn er es unterlässt, ihn zu kritisieren. Wenn er Bürgermeister wird, wird es ihm wie seinen Vorgängern ergehen: Er wird mit Wagner verhandeln müssen.

Wir müssen neu definieren, was wir als Opposition bezeichnen. Nicht alles, was nicht Colorado ist, verdient es, so genannt zu werden. Jenseits von Ideologien und Parteifahnen müssen neue Grenzen gesetzt werden. Die Dichotomie zwischen Demokratie und Mafia hat längst alle Farben gemischt.

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1 Kommentar zu “Die falsche Opposition

  1. Juan Carlos Wasmosy gehoerte auch einer traditionell liberalen Familie an – also PLRA. Er sattelte aber um da er zu Amt und Wuerden kommen wollte und das ging nur mit den Roten. Daher wurde er rot.
    Es geht garnicht um die Partei sondern um den Caudillo. Leider erzwingt das paraguayischen Parteiengesetz dass man nur durch eine Partei zu Amt und Wuerden kommt. Unabhaengige koennen in Paraguay garnicht erst kandidieren. Man MUSS von einer Partei nominiert sein um in ein Amt gewaehlt werden zu koennen. Und fliegt man aus der Partei fliegt man auch aus dem Amt denn die Partei besetzt das Amt.
    Es geht ausschliesslich darum wer Linientreu ist und dafuer angesehen wird. Geflechte an Gefaelligkeiten lassen Reformen nicht zu da dieses Geflecht eine Investition ist die vom Status Quo Erhalt abhaengt.
    Leider laeuft es genauso in den Kooperativen. Was andere meinen dass man sei ist bestimmend – daher kommen immer solche in Aemter die eine gute Schau veranstalten. Aeussere Zurschaustellung ist das ganz wichtigste fuer den Erfolg.
    Es stellt sich die Frage ob man dann ueberhaupt Kinder in diese Welt setzen sollte da in dieser nur fuer Heuchler, Eindruckschinder und Angeber Platz ist. Das ist wohl der Grund warum der Paraguayer so sehr Meetings und Sitzungen liebt wo die Verantwortung halt von einem auf den anderen abgewaelzt wird.
    Um ueberhaupt Leute zu haben werden auch die Mennoniten vermehrt auf Paraguayer, Indianer und importierte Neger zurueckgreifen muessen damit sie sich ueberhaupt fortpflanzen koennen – der Weg der Deutschen.
    Was zaehlt sind die eigenen Interessen gepaart mit einem grenzenlosen Hochmut und Snobismus. Damit ist die Bescheidenheit weg und die Leute kompensieren ihre amorale Geisteshaltung immer mehr mit Gier nach Geld. Das fuehrt dann dazu dass sie den Hals nie voll kriegen und mit keinem Gehalt recht zurechtkommen das das Umsichwerfen mit Geld Eindruck schindet und man so bei anderen an Ansehen gewinnt. So laeuft es nicht nur im Staat sondern auch in der Privatwirtschaft. Man muss also irgendwann in die Drogenwirtschaft einsteigen denn das Geld reicht nie zu. Dann kommt die goldene Rolex.

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