Fifa-Vize Domínguez beschreitet einen steinigen Weg

Asunción: Beim Jahreskongress des Weltverbandes Fifa saßen die wichtigsten Figuren in der ersten Reihe: Präsident Gianni Infantino, Generalsekretärin Fatma Samoura und die Vize-Präsidenten. Einer von ihnen: Alejandro Domínguez aus Paraguay, Chef des südamerikanischen Conmebol.

Und diesem Mann könnten jetzt tatsächlich Probleme drohen – durch Ermittlungen der verbandseigenen Ethikkommission, die in den vergangenen Jahren zahlreiche hochrangige Funktionäre wegen korrupter Praktiken mit teils lebenslangen Sperren belegt hat. Wie die deutsche Zeitung WELT erfuhr, ging im August vergangenen Jahres eine Anzeige gegen Domínguez bei dem Gremium an, gestellt von „Sin Falta“, einer Gruppe von paraguayischen Investigativjournalisten.

Die in diesem Fall relevanten Unterlagen und Informationen, deuten darauf hin, dass den Ethikkommissaren keine andere Möglichkeit blieb, als gegen Domínguez zu ermitteln. Der Vorwurf: Als er noch Präsident des paraguayischen Nationalverbandes APF war, soll er einen Vertrag über die TV-Rechte für WM-Qualifikationsspiele der heimischen Nationalmannschaft für viel weniger Geld als möglich verscherbelt haben – um im Gegenzug Kickback-Zahlungen, also heimliche Provision, zu erhalten?

Dokumente zeigen, dass Domínguez damals ein unterschriftsreifer Vertrag der uruguayischen Agentur „Tenfield“ über 17 Millionen US-Dollar vorlag. Statt zuzuschlagen, akzeptierte Domínguez allerdings einen Deal mit der paraguayischen Firma „Ciffart“ – die knapp acht Millionen Dollar weniger bot. Eine Entscheidung, die er, so sagte es ein ehemaliger Präsidiumskollege, im Alleingang traf. Über das Geschäft reden möchte Domínguez nicht. Mehrere Gesprächsanfragen ignorierte der 51-Jährige. Warum wohl?

Fakt ist: „Ciffart“ war eine Tarnung für die eigentlichen Hintermänner, die argentinische Firma „Full Play“, die über Jahre ein Korruptionsnetz über den gesamten südamerikanischen Fußball gespannt hatte. Das Geschäftsmodell war simpel: Verbandschefs vergaben TV- und Marketingrechte an die immer gleichen Firmen und kassierten im Gegenzug Bestechungsgelder. Die Aufarbeitung der über Jahrzehnte andauernden mafiösen Machenschaften läuft seit Mai 2015, als FBI-Agenten vor dem damaligen Fifa-Kongress in Zürich ein Luxushotel stürmten, Funktionäre verhafteten, darunter Landsmann Juan Angel Napout, und so die Korruptionsermittlungen des US-amerikanischen Justizministeriums bekannt wurden.

Napout war jahrelang Verbandschef Paraguays und wurde im Jahr 2014 Conmebol-Chef. 2015 wurde er verhaftet, an die USA ausgeliefert und wegen Korruption zu neun Jahren Haft verurteilt; die Fifa-Ethikkommission sperrte ihn lebenslang. In dem Gerichtsprozess in New York hatte Burzaco unter Eid erklärt, Napout habe ihm von einer Vereinbarung über die Zahlung von Bestechungsgeldern an Domínguez erzählt. Er bezog sich explizit auf den Deal, den der paraguayische Verband mit „Ciffart“ gemacht hatte.

Brisant ist, dass mit Santiago Peña, dem ehemaligen Buchhalter des Rechte-Vermarkters „Full Play“ ein weiterer US-Kronzeuge vor Gericht aussagte, er habe insgesamt 2,5 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern an paraguayische Verbandsfunktionäre gezahlt – und zwar im Kontext der Vergabe der WM-TV-Rechte für die heimische Nationalmannschaft.

Wochenblatt / Welt

CC
CC
Werbung

Der Zweck dieses Dienstes ist die Wertsteigerung der Nachrichten und um einen flüssigeren Kontakt zu den Lesern zu etablieren. Kommentare sollten an das Thema des Artikels angepasst werden. Die Kommentatoren sind ausschließlich für den Inhalt verantwortlich, der sachlich und klar sein sollte. Schimpfwörter und persönliche Beleidigungen sowie Rassismus werden nicht geduldet.

1 Kommentar zu “Fifa-Vize Domínguez beschreitet einen steinigen Weg

  1. Überraschung, Überraschung. Und weil der ehemalige Torhüter Chilavert diesen Funktionär vollkommen richtig als korrupt bezeichnete (was ohnehin jeder weiß), wurde er auch noch gerichtlich verurteilt ein hohes Schmerzensgeld an diesen Schmierfutzi zu zahlen.
    Immerhin haben hier ein paar paraguayische Journalisten etwas getan, normalerweise ist der Fussball in diesem Land eine heilige Kuh, wo man nicht näher hinschaut und sich diese Funktionäre seit eh und je bereichern.

Kommentar hinzufügen