Hauswein als Nebenerwerb

Es gibt noch Weinanbau in Paraguay, auch wenn diese landwirtschaftliche Tätigkeit mittlerweile am Verschwinden ist. Im Hauptberuf gibt es, auch in der Kolonie Independencia, die einmal als Hochburg des Weines galt, nur mehr wenige echte Winzer.

Die meisten Landwirte fahren jetzt mehrgleisig und bauen unterschiedliche Kulturen an, dabei haben einige von ihnen den Hauswein als Nebenerwerb entdeckt.

Wolfgang Anders ist ein Kolonist der mit seiner Familie im Departement Guairá, Bezirk Paso Yobai, wohnt. Sein Anwesen mit der kleinen Kellerei befindet sich am Rande von der Kolonie Sudetia, fast an der Grenze zur Kolonie Nansen. Er hat die Hausproduktion von Wein schon vor Jahren mit seinem Vater gelernt, nach dessen Tod stellte er diese eine Zeit ein, seit über fünf Jahren aber macht er wieder Hauswein.

„Die Idee war eigentlich schon immer vorhanden für unseren Eigengebrauch Wein zu produzieren, wir haben selber aber nur eine kleine Laube mit knapp 500 m², ich kaufte aber dann von anderen Kolonisten Trauben zu um mehr zu produzieren“, sagte Anders.

Hauswein

“Im letzten Jahr habe ich nur eigene Sorten verwendet, im Endeffekt hatten wir dann 110 Liter reinen Traubensaft, der mit 90 Liter Wasser und 45 Kilogramm Zucker aufgefüllt wurde und dann in den Gärprozess überging. Entscheidend dabei ist, paraguayischen Zucker zu nehmen, der brasilianische ist nicht so süß und man braucht größere Mengen”, fügte Anders an.

„Durch die warmen Temperaturen kann man schon nach zwei Wochen den ersten “Sturm“ probieren, der noch wenig Alkohol hat, nach weiteren zwei bis drei Wochen ist er dann ausgereift“, erklärte er weiter. Dieses Jahr wurde nur Rotwein produziert, letztes Jahr auch Weißwein von dem es in etwa noch knappe 10 Liter gibt, aber vom letzten Jahr gibt es noch ausreichend Wein der roten Sorte.

„Sicherlich wird diese Einnahmequelle nicht im Vordergrund stehen, ich will sauberen und naturbelassenen Wein produzieren, den ich auch selber mit meiner Familie genießen kann, ohne Chemie oder andere Zusätze. Falls die Nachfrage steigen sollte, werde ich mich dem anpassen, die Infrastruktur ist vorhanden“, sagte Anders.

Er verlangt für den Liter Wein 12.000 Guaranies ab Hof, die Kunden honorieren die ökologische Anbauform und zahlen den Preis. Nach Meinung des Autors ist der Tropfen jeden Guarani wert.

„Zuckerrohr wird das Hauptprodukt bleiben, aber nach den fallenden Preisen muss man mehrere Wege gehen, der Wein ist vorhanden und ausbaufähig, ebenfalls habe ich sieben Fischteiche angelegt und züchte verschiedene Sorten Speisefische. Wer den Fokus heutzutage nur in eine Richtung lenkt, ist zu abhängig von einem Marktpreis. Individualität ist gefragt“, erklärte er abschließend.

Die kleine Kellerei befindet sich, aus der Kolonie Independencia kommend, in Richtung Paso Yobai, den Fluss Tebicuary Mi überqueren, nach fünf Kilometern endet die Pflasterstraße, dort rechts abbiegen und nach einer Anhöhe wieder rechts abbiegen, noch ca. 500 Meter bis zum Zielpunkt.

Wochenblatt

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5 Kommentare zu “Hauswein als Nebenerwerb

  1. Das ist vielleicht mal eine gute Alternative zu den “internationalen Weinen” in den Supermärkten. Ich Griechenland habe ich nur den “Hauswein” zum Essen getrunken – einfach lecker. Das war zwar kein Barolo aber doch ein ziemlich guter frischer Wein.
    In den letzten Jahren hatte ich allerdings ziemlich schlechte Erfahrungen mit Wein aus Paraguay gemacht, gekauft in Independencia – angeblich dort auch produziert -, war das ein Gesöff, das nicht mal ein Verdurstender getrunken hätte, halb vergoren und abgefüllt – Hauptsache von Deutschen produziert und von dummen Deutschen gekauft….

  2. Wein mag es sein, doch vorsicht es gibt viele Meister der Kelterei.Nicht das es Herb oder noch besser sauer wird.
    Um das zu verhindern ist wohl der Zucker da.Der erste Stürm,das ist normal doch normal Federweiser.
    Da Braue ich mir lieber ein anständiges Bier oder Kwass da weis ich wo ran ich bin.

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