Justiz für jeden Geldbeutel

Asunción: Sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche sind selbstverständlich zu verurteilen, und das nicht nur verbal. Jedoch kann es sein, dass dies eine Ermessensfrage ist und ganz besonders wer der Angeklagte ist und wer ihn vertritt. Oder spielt es keine Rolle ob jemand einen Pflichtverteidiger oder Ex Generalstaatsanwalt als Sprachrohr nutzt? Genau da spaltet sich die paraguayische Justiz in zwei Welten.

Am gestrigen Mittwoch wurde der 32-jährige Leonardo Quinonez zu 9 Jahren Haft verurteilt, weil es die Staatsanwaltschaft als erwiesen ansah, dass er ein 10-jähriges Mädchen mehrmals sexuell missbrauchte. Die Verteidigung kündigte an in Berufung zu gehen, um das „harte“ Urteil zu senken.

Im Falle der vier noch minderjährigen Angeklagten im Fall Centenario stellt sich Rechtsprechung ganz anders da. Eine Mitschülerin der vier jungen Männer zeigte im April 2012 eine Vergewaltigung an, die bei einem Fest in dem Social Club stattfand. Obwohl es Beweisvideos, Zeugenaussagen und SMS gab kam der Fall mehrere Male zum erliegen, Richter und speziell Staatsanwälte wurden eingeschüchtert und ausgetauscht während andere sich selbst vom Fall abwendeten. Bei den Angeklagten handelt es sich um Kinder reicher und einflussreicher Familien, weswegen bis heute nicht genau geklärt ist, wer eigentlich angeklagt wurde. Fakt ist nur, dass nach einer Verzögerung des Prozesses von fast zwei Jahren nun zwei der Jugendlichen freigesprochen wurden. Um jemand anzuklagen brauchte es etwas mehr als nur eine Zeugenaussage. Was wurde aus den Beweisen, die einst die Anklage untermauerten? Dieses Richtungswechsel zu erklären bleibt eher dem Ex Generalstaatsanwalt Oscar Latorre vorbehalten, der für die Verteidigung einer der beiden Jungen verantwortlich war. Latorre wird generell nur von der High Society und bekannten Politikern des Landes engagiert.

(Wochenblatt)