Unbequeme Wahrheiten führen zur Suspendierung

Asunción: Ein etwas chaotischer Nachmittag im Abgeordnetenhaus hatte zum Resultat, dass Celeste Amarilla von den Cartes-Vertretern und einigen Abdo-Anhängern für zwei Monate suspendiert wurde, weil sie sagte, dass rund 70 Parlamentarier durch schmutziges Geld an ihren Posten kamen.

Diese Äußerungen lagen schon einige Tage zurück, sorgten jedoch bei allen Betroffnen, allen voran den HC-Anhängern, die sich sehr wohlim Klaren sind, woher vermutlich das Geld ihres Chefs stammt, für Unbehagen. Basilio “Bachi“ Núñez, der Sprecher von Honor Colorado, hatte wie es sich für einen Volksvertreter gehört seine Arbeitszeit aufgewendet einen Gesetzesprojekt auszuarbeiten, allerdings nicht zum Wohle des Volkes, sondern um seine Kollegin von der liberalen Partei abzustrafen. Obwohl das Projekt nicht offiziell auf der Tagesordnung stand und weder die Beschuldigte noch Verteidigern das Wort gewährt wurde, entschied man ohne die Anwesenheit der Opposition, die aus Trotz den Plenarsaal verließ, darüber abzustimmen und sie ohne Lohnzahlung für 60 Tage zu suspendieren. Mit 47 Stimmen aus den zwei HC-Lagern in der Colorado Partei und bei den Liberalen sowie einen Abdo-Anhängern hatte man die Mehrheit um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Das hatte sie nun davon die Wahrheit zu sagen.

Die Listen Volksvertreter, allen voran HC, fühlten sich in ihrer Ehre verletzt. Anstatt zuzugeben, dass sie nicht mehr als Marionetten für ihren Chef sind, denken sie jemand würde sie als frei entscheidende Personen wahrnehmen, die frei wählen könnten. Jeder der heute seine Stimme für die Suspendierung von Celeste Amarilla gegeben hat, sieht sich in der Rolle einer Marionette, bewußt oder unbewußt, ansonsten hätten sie sich Meinungsfreiheit stark gemacht, die in der Verfassung verankert ist. Hier die komplette Liste derer, die für die Suspendierung gewählt haben.

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4 Kommentare zu “Unbequeme Wahrheiten führen zur Suspendierung

  1. ich kenne die hiesigen Politiker nicht und kann auch über die oben genannte Abgeordnete nichts sagen. Wenn es ihr aber ernst mit dem Kampf gegen Korruption ist, dann wünsche ich ihr Beistand – möge sich auch hier einmal ein Politiker finden, dem wie Gandhi oder José Mujica Charakter und Idealismus wichtiger sind als Macht und Geld.

    1. Man muß die hiesigen Politiker nicht kennen, es genügt schon, wenn man ihr Abstimmungsverhalten beobachtet, wie sie agieren und was an tatsächlichen Ergebnissen ihrer vollmundigen Sprüchen heraus kommt.

    1. Wer soll sich denn dieser Politikerin anschließen? Kann man wirklich annehmen, daß die Getroffenen gegen sich selbst vorgehen? Und von den Politikern werden vermutlich die meisten zu den Getroffenen/Betroffenen gehören. Pauschale Verdächtigungen bringen im Endeffekt rein gar nichts. Beweise sind zu sammeln und vorzulegen. Doch das bedarf einer mühseligen, kriminalistischen Arbeit – nicht gerade das, was üblicherweise die paraguayische Mentalität ausmacht. Besser wäre es also, Beweise zusammen tragen und dann auf die Pauke zu hauen. Ob sich dazu aber jemals ein echter Politiker und Patriot aufraffen kann und will? Wo sind denn solche klugen Köpfe mit Durchstehvermögen und Biß? Auch von der Presse werden Mißstände meist nur oberflächlich angegangen und schon nach kurzer Zeit wieder vergessen. Und die Kirchen im Lande kann man vergessen – heulen auch nur mit den Wölfen, bis auf wenige Ausnahmen, die sich jedoch nur auf Sonntagspredigten beschränken. Ergo: Die hiesige Politikerkaste hat im Grund nichts zu befürchten und läßt alle Vorwürfe kalt an sich abperlen.

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