Ungewöhnliche Dämonisierung der Einwanderer

Asunción: Wenn ein Colorado Politiker von einer Dämonisierung der Einwanderer spricht, sollte man hellhörig werden. Er will sogar die Einwanderung bestimmter Nationalitäten unterbinden.

Nach einem Treffen mit dem designierten Präsidenten Mario Abdo Benítez erklärte der extravagante Colorado Politiker aus Itapúa, Cólym Soroka, in seiner Eigenschaft als Leiter des Landwirtschaftskomitees des Unterhauses, dass die Einwanderung von Brasilianern gestoppt werden müsse. Er nannte sie “Banditen”, weil sie die Vertreibung der einheimischen Bauern in die Städte verursacht haben.

Die tollwütige Tirade des neuen Abgeordneten gegen die mühsamen Gemeinschaften brasilianischer Bauern und ihrer Nachkommen – allesamt voll Paraguayer – ist eine Schande für die politische Klasse des Landes. Der Gesetzgeber sollte wissen, dass viel mehr paraguayischen Migranten in anderen Ländern, die Ausländer im Land sind, sich angesiedelt haben.

Auch in der Region Sao Paulo leben rund geschätzte 50.000 Paraguayer und 100.000 in ganz Brasilien.

Ist Soroka bewusst, dass der Mercosur den freien Verkehr von Personen, Waren und Dienstleistungen garantiert? Mit welchen Argumenten würde Paraguay die Einwanderung von Brasilianern verhindern, wenn sie alle Unterlagen in Ordnung haben? Lädt Paraguay nicht Investoren dazu ein, sich in den Hauptstädten anzusiedeln? Wenn sie alle Unterlagen in Ordnung haben?

„Zuerst müssen wir die Banditen-Migration (sic) in Paraguay stoppen. Wir müssen einen Weg finden, sich um unser paraguayisches Land zu kümmern (…)”, sagte Soroka. Als Bekräftigung seiner ausländerfeindlichen Haltung gegen diese Einwanderer, die sich mehr als eine Generation im Land niedergelassen haben, fügte er hinzu, dass eine starke Politik des Staates in Paraguay bei dem Thema notwendig sei.

Die wütende Tirade gegen hart arbeitenden brasilianischen Bauern und ihrer Nachkommen, -Paraguayos- und vollwertige Bürger, ist nicht nur eine abwertende Dämonisierung, sondern beinhaltet auch eine große Lüge. Nämlich die, dass das Phänomen der Massenmigration in den Großstädten durch Bauern eine direkte Folge des Anstiegs der Besiedlung des Landes von brasilianischen Landwirten sei.

Der Trend einer Urbanisierung der ländlichen Bevölkerung ist ein universelles Phänomen, das vor allem in allen Ländern auftritt, wie auch hier in Paraguay. Jedoch kann der Grund dafür nicht dem Anstieg der Landwirtschaft oder des massiven Viehbestands von Unternehmen angelastet werden. Vermutlich lebt Soroka in einer fernen Welt, ohne Bezug zu den Tatsachen.

Der Politiker sollte wissen, dass es viel mehr paraguayischen Migranten in anderen Ländern gibt, als wie Ausländer im Land angesiedelt sind. Nur in Argentinien leben mehr als eine Million Paraguayer und deren Nachkommen, mehrere Tausende in Spanien. Obwohl es keine genauen Daten gibt, wird geschätzt, dass 50.000 Paraguayer in der Region San Paulo und 100.000 in ganz Brasilien leben.

Die Präsenz der Brasilianer in Paraguay würde insgesamt eine halbe Million nicht überschreiten. Die paraguayische Regierung kann dann wohl kaum eine feindliche Politik gegenüber Einwanderern verfolgen. Es ist nicht zu übersehen, dass diese ausländische Strömung – Deutsche, Mennoniten, Japaner, Ukrainer, Brasilianer, Koreaner – entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich Paraguay wirtschaftlich zu dem entwickelte, was es heute ist. Sogar, wie in jedem anderen Land auch, hat diese Entwicklung ihre Kosten in Form von Umweltschäden verursacht, an denen auch die paraguayischen Wirtschaftsproduzenten aktiv beteiligt waren, aber als ein Prozess der nachhaltigen Entwicklung überwiegen natürlich die Vorteile der unvermeidlichen Schäden.

Und in dem Maße, in dem die Wirtschaft des Landes wächst, werden die Arbeitsplätze zunehmen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für Gesundheit und Bildung wird sich verbessern und folglich werden weniger Paraguayer gezwungen sein, unsichere Reisen nach Argentinien, Spanien und anderen Ländern zu unternehmen, um bessere Möglichkeiten des Lebens und der Arbeit zu finden.

Im historischen und aktuellen Kontext von Paraguay bezüglich des sozialen und wirtschaftlichen Phänomens der Migration wird der Ausbruch des Abgeordneten Colym Soroka zu einer totalen Dummheit, die für ihn als Politiker wenig spricht. Ironischerweise auch als Leiter des Ausschusses für Landwirtschaft der Abgeordnetenkammer. Offensichtlich wird der designierte Präsident Mario Abdo Benítez sich nicht die Mühe machen, ihm für solch dumme öffentliche Äußerungen eine Ohrfeige zu verpassen, aber zumindest wird er gewarnt sein.

Es gibt eine Tendenz, die Brasilianer für die Entwaldung im Land zu beschuldigen, um Soja dort anzubauen, wo einheimische Wälder existierten. Wir wiederholen, dass diese Verantwortung in diesem Aspekt auch vielen Paraguayern zugeschrieben werden kann. Aber in dieser Realität liegt der größere Fehler bei den Institutionen und den zuständigen Behörden, die aufgrund von Fahrlässigkeit, Nutzlosigkeit oder Korruption die Umweltschutzgesetze, an die sie gebunden sind, nicht angewendet haben.

Wochenblatt / ABC Color

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16 Kommentare zu “Ungewöhnliche Dämonisierung der Einwanderer

  1. Hoffentlich bleibt dieser Rothemd-Politiker ein Einzelfall. Allerdings darf schon erwartet werden, daß der neue Präsident Benitez den verheerenden Eindruck, den dieser völlig unqualifizierte Politiker Soroka hinterläßt, öffentlich richtig stellt. Allein schon im Interesse einer guten Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Brasilien, denn dort werden solche hetzerischen Reden sicherlich registriert worden sein. Und ansonsten gilt: Heute Hetze gegen die in Paraguay lebenden Brasilianer, morgen vielleicht gegen die Mennoniten und sonstigen Zuwanderer, die allesamt dem Land mehr gegeben und geschenkt haben, als Paraguay jemals zurück erstatten könnte.

  2. Der Brasilianer holzt eben 5000ha in zwei Wochen ab und der Paraguayer braucht für diese 5000 ha halt mehrere Monate,ebenfalls mehrere Vorarbeiter,mehrere Reorganisationsversuche,dann geht dem Paraguayer noch dreimal das Geld aus und irgendwann sind die 5000 ha platt.Die gewollte Abholzung der 5000ha hatte jedoch beiden im Sinn.

  3. Wie ich schon öfters schrieb, mir sind nur Gäste in diesem Land, akzeptiert dieses Land, so werden wir akzeptiert. Wer das Land verbessern will, steht auf der Abschussrampe. selber schuld!
    Für Eingewanderte Nörgeler und Besserwisser hat jedes Land keinen platz für solche Leute.
    Man muss sich nicht anpassen, aber das Land akzeptieren.
    Wer die Bestimmungen und Kultur von dessen Land nicht akzeptieren will, der soll wieder weiter ziehen, so haben die wir und die Einheimischen ihre ruhe.

    1. Gast ist der richtige Begriff. Deutsche müssten eigentlich nur lernen, im eigenen Land gegenüber Ausländern auch so zu sein. Die sind wirklich nur Gäste und punkt. Dann hätte es auch die Politiker der letzten Jahrzehnte bis heute samt Eu und Euro, Flüchtlingskrise nicht gegeben und aus Deutschland würde quasi kein Deutscher auswandern, schon gar nicht nach Paraguay.

  4. @ Simplicus, da gebe ich Ihnen vollkommen recht!
    Bis zum Waldrodungs Verbot hat die Staatsbank Banco de Fomento den Landbesitzer Kredite gegeben fuer die letzten 25% Wald zu roden, obschon es seit 1973 ein Gesetz gibt dass auf jeder Landparzelle 25% in Wald bleiben muss.

  5. Eigenartigerweise ist es immer ein Kampf gegen Windmühlen, wenn jemand etwas anders machen will, weil er erkennt, dass es so, wie es geschieht, als nicht richtig erkennt. Es ist wie immer: Man muss etwas ändern, damit etwas anders wird. Um gegen Gesetze zu verstoßen zu können, könnte dieser Einzelkämpfer genug Beispiele z.B. auch bei deutschen Parteien finden, wie man beispielsweise Einwanderungsgesetze erfolgreich ignoriert.
    Um eigene Menschen im Land zu halten (hier den Paraguayer) braucht es mehr, als eine Unterbindung von Einwanderung. Warum verlassen Menschen ein Land? Weil sie sich in ihrer Wahlheimat bessere Lebensumstände erhoffen. Dass die besseren Lebensumstände nicht vom Himmel fallen, ist ja wohl jedem klar. Also muss man sich bewegen, um etwas zu erreichen. Und gehen also die Schaffenden in großem Umfang aus dem Land, die das sicher auch hier tun würden, wenn Bildung und Erziehung Tugenden vermitteln würden. Und was bleibt übrig?
    Es gab ja in der Geschichte nicht nur einen Feldversuch, ein Land mit unterschiedlichen Lebensstandards zu verwalten. Das ging letztendlich nur mit einer Grenze mitten durch das Land, weil immer mehr gut ausgebildete Menschen das Land verließen, um besser zu leben, so dass das Land drohte ausgebluten. Dann hat man Gewalt anwendet, um Menschen zu halten.
    Allerdings ist für solch’ here Idee mehr als ein Don Quichotte mit Intellekt notwendig, um nicht nur ständig symptomatisch, sondern ursächlich zu denken.

    1. Ihre Meinung ist vollkommen richtig. Die Elite Afrikas und des vorderen Orients aber ist der Meinung, dass Europa Schuld ist an den Zuständen in ihren Staaten und deshalb haben sie, also die Bevölkerung ein Recht auf Einwanderung und Leben in Europa und wir die Pflicht das Problem zu lösen.
      In der Weise ist es in Amerika genau gleich. Lediglich, dass der Paraguayo eher nach Argentinien oder Brasilien geht, der Mexikaner, Kolumbianer, Peruaner von der USA träumt. Ich persönlich sehe nur ein Problem, dass die EU und die USA tatsächlich immer mit offenen Türen geworben haben. Wie man ja längst sieht, war diese Einwanderung nur selten eine Fachkrafteinwanderung. Auch in die USA kamen viele Latinos, welche im Prinzip nur Lohndumping betreiben. Wenn eben mal ein paar da sind, dann werden es immer mehr. Die Gesetzeslage in den USA und der EU tun ihr übriges.
      Meine Meinung ist schon lange die, dass die wirkliche Elite der 1. Welt gar kein Interesse hat die Türen zu schliessen und damit die 2. und 3. Welt anzuspornen selbst was zu tun sondern ebenfalls aus der 1. die 2. und 3. Welt zu machen.

      1. Woll, woll, das stimmt. Sie brauchen sich nur mal ansehen, wofür die großzügigen Kredite herübergereicht und auch angenommen werden. Ist das etwa Saatgut und landwirtschaftliches Gerät oder etwa freier Zugang zu sauberem Wasser?
        So findet eben ein Jeder immer seine Wohlfühlwahrheit. Das sieht man schon bei den Kommentaren. Kommt etwas positiv Belegtes, bleiben diese meist aus oder der Herr hat’s eben schön hergerichtet.
        Nur bei den negativ belegten Themen schlägt man sich gern, oft beweislos und mit möglichst noch verbalen Totschlagkeulen, die Köpfe ein.

    2. Sonnenfreund: Netter Kommentar! Leider nehmen nicht nur diejenigen, die es besonders nötig haben, Bildung zu akzeptieren und sich anzueignen, diese nicht an, sondern auch jene, die als Katalysator dazu dienen können. Mein Bildungsprojekt wird ja auch bestens ignoriert — und genau diese Eigenschaft ist die verhängnisvollste. Für die aber, die die Chance doch noch wahrnehmen wollen:

      Bildungsfernsehen DEHA V1.2.pdf:
      http://www.share-online.biz/dl/4QO0O6CPT38

      Televisión educacional ESHA V1.2.pdf:
      http://www.share-online.biz/dl/V4V0O6CPRS

  6. Der Politiker sollte wissen? Woher denn? Vielleicht glauben, glauben an alte abergläubische Geschichten wie sie Wanderprediger seit 2000 Jahren vermitteln, ja, aber wissen? Mit drei Stunden täglich Grundschule, eventuell sogar abgeschlossen? Eher nein! Seinen Müll anzünden und Staatsgelder abzwicken? Lügen, betrügen, Egozentrismus, stören, Steine werfen, Fußballspielen, halb- bis vollbesoffen Hugihugi-Vorschulmusik auf 120 db rauf und runter drehen? Nun, ja, da ist da Wissen wohl grenzenlos.

    1. Die Konvertiten sind immer die fanatischsten neuen Glaubensanhänger. In diesem Fall aber jeher ein Angeber der sich eine Plattform sucht um politische Karriere zu machen.
      Jede Einwanderung ändert mit der Zeit die Bevölkerungszusammensetzung. Die US Amerikaner sind keine Briten wie auch die Südamerikaner keine reinrassigen Indianer. Vielleicht die Deutschen in einer Zeit auch Halbafrikaner und Islamisten.

  7. Abschließend noch ist mir der Artikel zu einseitig geschrieben. Soroka spricht auch von Banditen Migration und wenn man gegen eine solche ist, ist man noch nicht ausländerfeindlich. Ist denn jeder Ausländer, der nach Paraguay einwandert nützlich oder gibt es da nicht wirklich so einige, die mehr Schaden als nutzen anrichten? Dass es also solche Überlegungen in paraguay gibt, wundert mich nicht und es würde mich auch nicht wundern wenn im Einwanderungsgesetz Verschärfungen kommen.
    In Europa ist es doch noch ärger. Wer nicht alternativlos für eine Flutung aus Afrika und Vorderasien ist, ist ein Nazi? Oder anders gefragt ist Einwanderung per se wirklich gut, wenn ja für wen? Wer profitiert denn von einem Überangebot an Arbeitskräften also Lohndumping und Leuten, die eine Wohnung, Haus brauchen also steigende Immobilien und Grundstückpreise und dieses sieht man in Paraguay ja wohl auch? Doch nicht etwa die Reichen und ihre globalen Konzerne? Haben sie noch eine Immobilie, die sie nicht mehr brauchen und wollen diese dem Steuerzahler verkaufen oder vermieten? Die Probleme, die eine massive Einwanderung bringt, die gehören ja dann wieder dem Staat und dem Steuerzahler, das interessiert uns Superreiche ja nicht.
    Man darf also gar nicht gegen Einwanderung sein, weil das das einkommen gewisser schmälern würde, dieses darf man aber nicht sagen? So zumindest lese ich das hier heraus und deshalb wird auch immer nur das positive bei der Einwanderung herausgepickt. Die Berichterstattung in Deutschland ist jedenfalls genau so aufgebaut.

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