Zuckerrohr verursacht steigende Probleme

Noch ungefähr 3 Monate bleiben den Landwirten in Paraguay Zeit, um Ihre Ernte einzubringen bis alle großen Fabriken für den Sommerurlaub bis ca. April/Mai im Land schließen. Das Anbauprodukt nimmt in Paraguay immer noch eine große Fläche ein und ist auch ein enormer Wirtschaftsfaktor.

Vor Jahren hätte aber keiner damit gerechnet, zu welchem Problemfall es sich entwickelt. Man konnte sicherlich nicht kalkulieren, dass Iturbe, eine große Fabrik, jemals pleitegehen würde und dann noch jede Menge Schulden an Ihre Lieferanten hinterlässt. Allein diesen Schock zu kompensieren ist nicht leicht, kommen dann noch andere Faktoren dazu, dann ist dieser landwirtschaftliche Zweig kurz vor dem Kollaps, es fehlt nicht mehr viel dazu.

Jahrelang wurde das Produkt von Hand geerntet, mit Karretten zum Liegeplatz gefahren und dann verladen. Vonnöten waren viele Arbeiter um diese Kette am Laufen zu halten. Eigentlich waren alle zufrieden, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, doch dann kam die Umstellung.

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Die Industrie entwickelte in sehr kurzer Zeit Erntemaschinen für dieses Anbauprodukt und die Landwirte bekamen glänzende Augen „das wird meinen Profit erhöhen“. Der Erste kaufte sich eine Maschine und die Konkurrenten beobachteten den Pilotversuch. Die Umstellung auf die Mechanisierung verursachte Kosten, immense Kosten, die ganze Logistik musste umgebaut werden. Traktoren mit Käfiganhänger waren notwendig, die ganzen Lastkraftwägen wurden auf dieses System umgebaut und die Methode funktionierte.

Wenn etwas funktioniert und die Einnahmen sprudeln ist es überall auf der Welt das Gleiche, es kommt zu einem Schneeballsystem, „ich will das auch“. Wer das Geld nicht hatte, holte sich einen Kredit, „dann bin ich auch an der Spitze“. Mittlerweile gibt es schon so viele Erntemaschinen, dass diese ihren Radius immer weiter ausdehnen müssen um Arbeit zu finden.

Natürlich nimmt die nicht mechanisierte Ernte immer noch mehr als 50% der produzierten Menge ein, aber wie lange noch?

Die Zuckerrohrmaschinen können das Vielfache am Tag ernten was konventionell machbar ist, die Fabriken kommen teilweise mit ihrer Verarbeitung nicht nach. Noch dazu haben sie eigenes Zuckerrohr, das sie auch ernten und verarbeiten müssen. Schon letztes Jahr konnte viel Zuckerrohr nicht mehr geerntet werden aufgrund zu geringer Kapazitäten. Ein weiterer Faktor ist auch das Wetter, regnet es viel, dann sind die Straßen nicht befahrbar und die Erntegebiete unpassierbar.

Viele Fabriken sind in privater Hand, außer Troche, und versuchen ihre eigenen Anbauflächen immer mehr zu erweitern um autark zu werden. Diese werden sie in Zukunft weiter ausbauen um ihre individuelle Preispolitik durchsetzten zu können.

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Diese hat 2014 zu massiven Protesten geführt, in den vergangenen Jahren war jeder Beteiligte, ob Inhaber, Unternehmer oder Arbeiter von den hohen Preisen verwöhnt, jetzt sind sie so abgesackt, dass Manche gerade noch mit einem Plus davon kommen.

Parallel dazu ist eine hohe Arbeitslosigkeit entstanden, hervor geführt durch die Mechanisierung der Ernte. Keine Arbeit, kein Geld, ein hohes Frustpotential, das führt in Paraguay schnell zu krimineller Energie. Viehdiebstähle an der Tagesordnung, eine geringe Hemmschwelle für Überfälle und noch mehr Neid auf Großunternehmer. Manchmal ist der Fortschritt auch ein Rückschritt.

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14 Kommentare zu “Zuckerrohr verursacht steigende Probleme

    1. Jede persönliche Meinung ist subjektiv. Doch diese Meinung – in einer sehr guten Berichterstattung – trifft wohl die Meinung vieler.

      Wenn du den Bericht so sehr subjektiv findest – was wäre denn deiner Meinung nach objektiv?
      Meckern kann jeder – berichte doch mal aus deiner Sicht.

  1. Der Bericht zeigt sehr wohl die Schwierigkeiten für die Zukunft auf. Ein Umdenken auf andere Produkte ist erforderlich. Auch Futtergras für Rinder wäre eine Alternative und die Waldabholzung für Weideflächen ist vermeidbar. Der Absatz von Rindfleisch wird auch in den nächsten Jahren steigen

  2. Guter Bericht, mehr kann man in dieser Länge nicht schreiben wenn man auch noch etwas persönliches reinbringt.
    Fakt ist:
    1. Erntemaschinen brauchen Felder mit langen Reihen (Linien) um wenig Zeit zum Wenden zu verbrauchen, und ebenen Boden, sonst wird zu hoch über dem Boden geschnitten. Solche Felder gibt es fast nur bei Grossgrundbesitzern.
    2. Im ersten Jahr ist das Wurzelwerk des Zuckerrohr nicht fest genug und eine maschinelle Ernte nicht möglich. Also erntet man in !diesem! Jahr die Neuanpflanzungen von Hand.
    3. Die kleinen Anbauer, unter 10 Hektar, können sich solche Maschinen nicht leisten.
    4. Das die Fabriken mit ihren Kapazitäten nicht nachkommen liegt nicht an der Ernteart, sondern am grossen Angebot im kleinen Zeitfenster. Es gibt auch neue, ertragreichere Sorten UND die Düngung mit Hühnermist ist billiger geworden.
    5. Zuckerrohranbau kann nicht eben mal so auf z.bsp. Futtergras umgestellt werden. Ein 10 Hektar Bauer hat dann max. 15 Rinder auf seiner Fläche bei einem Ertrag von max. 1,5 mio./Hektar plus dem verlorenen Jahr der Umstellung.

    Und 6.tens, leider, fast alle kleinen Bauern hängen am Busen der Banco nacional de Fomenta. Sie leben mit der Zuckerrohrernte von morgen schon heute. Heute ist das morgen von vor einem Jahr, und die Preise gehen in den Keller weil das Angebot so gross ist.

    Aber welcher Stadtmensch /Asu) weiß das schon.

  3. Weiterhin Zuckerrohr anzubauen ist aber keine Lösung für die Zukunft. In den nächsten Jahren werden viele Kleinbauern es ohnehin aufgeben müssen. Gut beraten ist, wer sich jetzt schon Alternativen überlegt.

  4. Ja Herr Aetzer, so aehnlich sehe ich das auch. Zuckerrohr ist nach wie vor ein sehr ertraegliches Geschaeft. Das Problem wird kuenstlich geschaffen um einfach nur(so wie bei Allem hier) die Kleinanbauer zu ruinieren und die Preise kontrollieren zu koennen. Eine Uebernahme durch die Fabriken selbst, die ja wie bereits beschrieben jedes Jahr mehr und mehr in Eigenproduktion herzustellen. Steigende Nachfrage herrscht, Verkaufspreise steigen und Kapazitaet ist durchaus noch vorhanden….. Ein Betrug, nichts weiter ist es meiner Meinung nach. Ein Zusammenspiel von Staat und Banken… Der Gewinner ist wer??? Uebrigens stehen noch einige Anlagen still, wurden zwar die letzten Jahre hergerichtet, dann aber doch nicht verwendet(Preispolitik). Es ist ein geplantes Disaster. Aber der Zusammenhang mit der Armut kann ich so nicht erkennen, denn momentan ist es noch immer so, dass man pro Hektar(sind ca Zahlen) noch immer 3Mio Gewinn macht, statt der ca 5Mio von frueher.
    Ich weiss dass die Preise variieren und von vielen Faktoren abhaengen, also bitte nicht auf die Wagschale legen.
    Aber was NICHTS daran aendert dass sich die Berichterstattung hier geaendert hat. Die sonst neutral gehaltenen Artikel werden nun zusehendst persoenlicher. Ich ueberlasse es jedem selbst sich darueber Gedanken zu machen, ich habe es nur aufgezeigt.

    1. Lieber Alexander,
      es gibt keine neutrale Berichterstattung und auch keine Objektive. Dieser Artikel von Michael ist sicher eine Meinung aber jeder andere Artikel in jeder anderen Zeitung ist auch eine. Wo ist also das Problem? Eine Meinung sollte unwiderlegbare Fakten enthalten und somit taugt er auch als Artikel. Man könnte natürlich Quellen angeben, ist aber kein Muß und somit ein Kompliment an die Leserschaft, da sie ja informiert ist.

      Ich hoffe das Wochenblatt wird noch viel kritischer. Guter Artikel, 5 Sterne.

      LG

      1. Hallo an Alle, ich habe doch lediglich festgestellt dass sich der Schreibstil geaendert hat, mit keiner Silbe habe ich etwas NEGATIVES geschrieben. Dass sich die Berichterstattung geaendert hat ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Interessant finde ich es nur, dass automatisch jede Aussage als negativ gewertet wird.
        Ich habe kein Problem damit, ich finde es sogar erfrischend….
        Einen schoenen Tag an alle Mitleser.

      2. Bin auch der Meinung, dass sich das Wochenblatt positiv entwickelt. Solche detaillierten Beiträge sind wirklich sehr informativ. Und warum nicht stark subjektive Meinungen hineinbringen – das bringt SToff zum diskutieren. (ist wie bei mir das Öl ins Feuer giessen 😉 )

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