Chaco: “Ein Park umgeben von einer Wüste“

Die größte Waldreserve des Landes, der Nationalpark Defensores del Chaco ist bedroht. Auch wenn dieser noch vollständig scheint, fielen Holzfällern mehr als 1 Million Hektar Wald in 4 Jahren zum Opfer.

Mit nur 12 Kontrolleuren kann das Umweltministerium (Mades) kaum etwas ausrichten. Seit 2014 wurden jedoch 1.057.888 Hektar Wald im Chaco gerodet. Diese Zahl als notwendig abzutun oder sie zu verschweigen lässt sie nicht kleiner werden. Auch wenn der Park selbst noch nicht betroffen wurde fand die Organisation Global Forest Watch (GFW) heraus, dass im angrenzenden Bereich diverse Parzellen komplett gerodet wurden. Mongabay Latam, eine Umweltjournalismusorganisation, die ständig aktuelle Daten erhebt, sah sich dies genauer an. Die Videos sprechen Bänder.

Silvino González, ein Parkwächter mit mehr als 40 Jahren Erfahrung, der den Defensores del Chaco wie seine Westentasche kennt und außerdem an der Suche nach Willi Wabnegg beteiligt war, erklärte: “Heute ist der Park eine Insel umgeben von einer Wüste“. Doch sehen sie selber:

Wochenblatt / Mongabay.com

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11 Kommentare zu “Chaco: “Ein Park umgeben von einer Wüste“

  1. Es fehlt der politische Wille. Wenn das “gewonne Land” und desssen Aussaaten regelmäßig mit einem Flugzeug besprüht würden und dann Nichts übrigbleibt, dann ist das schon die halbe Miete weil es sich nicht lohnt.

  2. Es kann mir doch niemand erzählen, daß im Zeitalter der Raumfahrt und der Drohnen ein Land nicht in der Lage sein sollte, sein Territorium zu überwachen. bzw. sofort festzustellen wo Abholzungen stattfinden. Und selbst wenn das mangels technischen oder finanziellen Möglichkeiten nicht der Fall sein sollte, dann müßte spätestens nach entdecken der Abholzungen eine knallharte Strafe (nicht unter 10 Jahren Gefängnis!) für den Eigentümer fällig sein. Der Eigentümer ist für sein Anwesen verantwortlich und kann sich nicht damit heraus reden, er wüßte von nichts! Basta! Wenn die Politik das widerrechtlich Abholzen verhindern wollte, dann könnte sie das unter Garantie! Im Umkehrschluß gilt, wenn die Politik die Abholzungen nicht verhindert, dann WILL SIE NICHT!!!

  3. Johan Moritz van Nassau-Siegen

    @Simplicus.
    So einfach ist das auch wieder nicht.
    Sag mal einem deutschen Investor der 1000 ha Land in Paraguay gekauft hat und vielleicht 1 bis 2 mal in 10 Jahren vorbeischaut dass er es merken soll wenn seine Nachbarn seinen Wald abholzen.
    Und wenn schon was soll er tun? Mit der Schrotflinte da auftauchen und mit den bewaffneten Holzfaellern einen Schusswechsel anfangen? Denn darauf laeuft es hinaus.
    Mir fragen meine Nachbarn (Paraguayer) auch schon staendig wann sie mal bei mir Baeume faellen koennen denn “ihnen ging so langsam der Wald aus zu holzfaellen fuer die Tanninfabrik der Mennoniten beim Industrie”. Also die Mennoniten Kooperativen kaufen die Baumstaemme auf um ihr Elektrizitaetswerk zu befeuern und auch palo santo extrakt zu gewinnen (oder Tannin) – was auch immer. Vor einiger Zeit sagte mir das Industriewerk dass “sie schon jahrzehntelang kein Tannin mehr machten noch exportierten”. Vor einigen Wochen traf ich einen Holzfaeller an und der sagte mir “ha. Was die machen kein Tannin um es zu exportieren? Ich bring ja pro Woche mehrere LKW Ladungen dahin zu den Mennoniten und seh ja was daraus wird. Zudem sind da noch ein dutzend andere Zulieferer die sich exklusiv der Abholzung widmen”. Das waren seine Worte in etwa.
    Also kein deutscher Investor wird jemals was mitkriegen wenn sein Landstueck illegal abgeholzt wird – denn er sitzt ja im Glasspalast in DE und sein hiesiger Capataz (lokaler Aufseher) luegt ihm due Hucke voll und bestiehlt ihm nach Strich und Faden (womoeglich faedelte der Capataz des Deutschen die Abholzung ein und man teilt sich in trauter Manier die “Beute”.
    So laeuft es halt. Jeder Produktionssektor hier im Land hat wenigstens ein stilles Interesse an der Abholzung wenn er nicht sogar aktiv dabei ist. Normalerweise ist es so dass die paraguayer die direkten Taeter sind und die Mennonitenkooperativen die stillen Helfershelfer durch verarbeitung und vermarktung und die Europaeer, Asiaten und Amerikaner sind noch stillere Teilhaber weil eben Endverbraucher die hohe Preise zahlen (ohne hohe Preise gaebe es auch keine Abholzung. Die Abholzung ist halt rentabel).

    1. Ich weiss wirklich nicht ob es viele solcher Investoren gibt, aber sinnvoll wäre gewesen einen Landkauf mit einer Cedula zu verbinden und irgendwie wäre es schön wenn derjenige auch da wäre. Bei einem Bankkonto braucht man die Cedula und nicht mal da ist es sicher ob man eines bekommt, aber Häuser, Villen und Hektarweise kann man Grund kaufen obwohl man nie hier ist. Einfach nur kurz nachdenken und man findet wohl den Fehler.
      In Punkto Abholzung nützt das zwar noch nichts, da wäre noch ein Schritt notwendig, aber dennoch ist es für mich der klare Hinweis warum alles so ist wie es ist. Alleine einfach Grund, Boden, Immobilien an Leute zu verkaufen, die nie hier sind nur Agenten schicken, zeigt mir doch egal und deshalb sind auch die notwendigen Schritte nicht möglich um die Abholzung im Rahmen zu halten und so ist es wohl in ganz Paraguay.

  4. Es ist allseits bekannt, dass in Paraguay 43% des nationalen Energiebedarfs aus Bioenergie (speziell “Wald-Biomasse“)
    gedeckt werden.
    Na von irgendwo her muss das Holz ja kommen.
    Wenn diese 43% durch elektrische Energie ersetzt werden müssen, dann ist es aus mit dem Stromüberschuss und den daraus erzielten Exporterlösen.
    Wer von den geldgesteuerten Gehirnen soll ein echtes Interesse daran haben die Abholzung zu stoppen?
    Wir schaffen das, unser eigenes Grab zu schaufeln.

  5. “Ein Park umgeben von einer Wüste”
    Ich staune, wie aufreißerisch der Redakteur den Titel zur Problematik der Rodungen formuliert.
    Der Chaco ist ja keine Wüste. Er gehört zu den Subtropen, d.h es gibt einen Niederschlag von 300 – 1000mm im Jahr.
    Auch wenn der Busch gerodet und in Graslandschaft umgewandelt wird, entsteht noch lange keine Wüste. Heutzutage werden Rodungen nur noch durchgeführt, wenn eine Bescheinigung (Plan de uso) vorliegt. Laut diesem Plan bleiben 40 – 45% der Waldreserven (25% im Block + Buschstreifen+ Buschinseln+ Bäume auf dem Feld -silvopastoril-) bestehen. Das ist noch lange keine Wüste, sondern eher eine Parklandschaft, die nutzbar (produktiv) und zugänglich ist.
    Der Nationalpark Defensores del Chaco ist im Grunde genommen nur an gewissen Orten zugänglich. Wer weiter in ihn reinspatzieren will, der läuft Gefahr, sich in dem inmensen Gebiet zu verlieren. Willy Wabneck ist ein Beispiel dafür.
    Der Herr Silvino Gonzalez ist mit Sicherheit die Person, die den Nationalpark am besten kennt, aber er kennt den Nationalpark mit Sicherheit nicht so wie seine Westentasche. Er vermutet, dasss im Parkgelände noch wilde Ayoreos leben und meidet es, ins Innere einzudringen. Heutigentags hält er sich schon des öfteren in Asunción auf, um auf die Politiker zu hören und auch da mitzumischen. Er selber ist Eigentümer von einem Landstück von 4.000ha am Rande des Nationalparks…
    Ein anderes zum Kommentar von Johan Moritz: Die Mennoniten gewinnen mit Sicherheit keinen Tannin. Der Herr Carlos Casado hat zu seiner Zeit im vorigen Jahrhindert Tannin gewonnen. Er, und noch einige andere Großgrundbesitzer, haben zu ihrer Zeit den Roten Quebracho gefällt, um Tannin zu gewinnen. Heute sind die Fabriken alle stillgelegt und sind Geschichte. Aber die uralten Quebrachos sind weg! In dieden letzten hundert Jahren sind aber viele junge Quebrachos nachgewachsen, die noch lange nicht den Stamm eines uralten Quebrachos haben, aber trotzdem schon viel Schatten spenden. Die abgeholzten Landstriche der Casadoländereien verbuschen langsam, aber sicher. Der Chaco regeniert sich wieder, wenn man ihm seinen Lauf lässt. Und das soll eine Wüste sein??
    Wer es nicht glaubt, sollte mal jetzt in der Sommerzeit zu Besuch kommen. Aber bitte mit Allradgeländewagen (um auch wieder zurückzukommen), Reservereifen, Mückenspray und genügen Verpflegung.

  6. Ich bin Eigentümer von 600HA Land 100km im Norden von Loma Plata, Chaco, Py. Seid 15 Jahren habe ich dieses Land da ungerodet stehen. Wenn ich daraus einem Viehbetrieb machen würde und das komplett (natürlich nach Gesetz nach mit Schonstreifen) roden würde, holte ich da viel mehr Geld raus wie das was ich momentan tuhe. Müsste die Regierung da nicht als Entschädigung zumindest einen Teil zahlen um dieses nicht zu roden? Anstat etwas zu kriegen dafür, zahl ich jedes Jahr noch Gebühren dazu. Es ist ja immerhin ein schöner grüner Wald in einer Gegen voller Viehbetriebe.

  7. Johan Moritz van Nassau-Siegen

    @WT @Norbert Epp
    Ja WT dass verlang ich auch schon seid langem. Die Regierung sollte dir pro ha Wald eine Summe zahlen als Umweltzertifikat. Ich bin in derselben Situation. Nur leider sind die Oeko Freaks genauso korrupt mit einschreibereien wie der Privatsektor. Wie waers mit 1 Million pro ha jedes Jahr oder seis auch nur 500 Tausend. Ein Rind pro Jahr pro ha verkaufen bringt dir wieviel ein? 4 Millionen? Ein paar 100 tausend pro ha Naturwald wuerde schon sehr angenehm sein – und man tut das seinige fuer die Umwelt. Das koennte die Kooperative auch zahlen indem die Regierung ihnen die Auflage gibt das zu tun als Entschaedigung fuer die Rodungen bei anderen stellen. Wie waers mit 300 tausend Gs pro Hektar dass wir von der Kooperative kriegen fuer Wald stehen lassen (das waere in deinem Fall 180 Millionen Guaranies pro Jahr). Der Privatsektor muesste diese Auflagen zahlen indem die Regierung diesen (in diesem Fall die Kooperativen) dazu zwingt (wenn nicht dann sitzt die ganze Verwaltung bei Oskar Gonzalez Daher).
    @Epp. Nun so wurde mir gesagt von dem Holzfaellerunternehmer. Er bringt das Holz dahin fuer die Tannin Gewinnung. Vielleicht verwechselte der das auch mit Palo Santo Extrakt (dass die ja bekanntlich sehr wohl gewinnen).
    Betreffs der Regenerierung des Casado ex Tannin Waldes, nun das befindet sich ja zusehends gerodet da sich gerade da Viehzuchtsbetriebe der Mennoniten und Brasilianer ansiedeln. Diese coronillo wachsen dann, wenn in den 70’gern aufgehoert wurde Tannin zu exportieren, in ungefaehr 50 bis 80 Jahre ran. Der Baum ist also gross in der naechsten Generation d.h. wenn man ihn wachsen laesst und nicht Viehzuchtsbetriebe aufbaut. Im ex Casadoland wuerde ich mich sehr wundern wenn da noch weite Flaechen Wald stehen wurden die ja jetzt anscheinend ranwachsen. Da sind eher Viehzuechter. Einzelne Flaechen ja da kann man wohl beobachten dass die Nutzhoelzer wieder halbgross sind aber wieviel Prozent ist das vom ganzen ex Casadoland? 5% maximal? Eher sowas in die Richtung. Besonders wenns mit der Rodungsrate so weitergeht.
    Uebrigens: Bulldozer haben vor allem Mennoniten. Also das sind die direkten Taeter. Ansonsten hab ich es so verstanden dass die Industriewerke der Mennoniten schon die Holzknappheit fuers befeuern ihrer Elektrizitaetswerke gespuert haben.
    Also ja der Chacobusch waechst ran in 100 Jahren aber nur wenn da kein Mennonit oder brasiguayo mehr ist.
    Man bedenke dass die Sahara zu Roemers Zeiten auch mal Urwald war wie der Amazonas. Der wurde aber abgeholzt fuer den Schiffsbau und Kriegsmaschinen und das Resultat sehen wir heute in Form der Sahara Wueste. Dasselbe koennte mit dem Chaco passieren sollte Regen weniger werden wegen Mangel an Baeumen.

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