Asunción: Wenn wir über Freunde sprechen, führt uns das kollektive Denken dazu, es mit guten Emotionen in Verbindung zu bringen. Viele von uns meinen, dass ein Freund jemand ist, der immer an unserer Seite ist oder der uns trotz der Jahre als einen wichtigen Teil seines Lebens erkennt. Freundschaft ist jedoch nicht immer gut.
Es ist wahrscheinlich, dass wir seit unserer Kindheit Kommentare über gute und schlechte Freunde gehört haben. Ich habe keine Zweifel, dass Freundschaft ein Schatz ist, um den wir uns kümmern müssen, aber es gibt eine Art von Verhalten, das uns helfen kann, Geld oder Erfolg zu schätzen, aber zum Nachteil anderer. Das ist, wenn wir über Vetternwirtschaft sprechen.
Nach der Definition der Königlich Spanischen Akademie ist Vetternwirtschaft die Tendenz und Praxis, Freunde zu Lasten der Rechte Dritter zu bevorzugen.
Obwohl das Sprechen über Freunde uns immer zu einer konnotativen Sprache führt, müssen wir uns, wenn wir über Vetternwirtschaft sprechen wollen, auf die Denotation berufen. Vetternwirtschaft ist eine echte und dauerhafte Gefahr für eine Demokratie, noch mehr für eine so schwache wie die Paraguays.
Vetternwirtschaft ist in Paraguay ein tief verwurzeltes Übel. Sie ist auf allen Ebenen unserer Gesellschaft präsent und verursacht dauerhaft ein Gefühl der Ungerechtigkeit, während sie Familienclans festigt, die anderen Chancen nehmen.
Der Staat leidet unter Vetternwirtschaft in Vertrauensstellungen, befristeten Verträgen, Beraterpositionen und sogar bei Ausschreibungen. Für die Beamten, die ihre Funktion tatsächlich erfüllen, muss es nicht einfach sein, dass bei jeder Behörde, wo auf einmal ein Neuankömmling auftaucht, der ohne Zutun hohe Summen verdient.
Aber das Gleiche passiert im privaten Bereich, wo Verdienste, Qualitäten und Tugenden von Vetternwirtschaft überwältigt werden. Und so ziehen sich viele zurück, um an der Kette zuzusehen, wie einige Schuhlecker wichtige Positionen durchlaufen oder befördert werden.
Die Paraguayer leben in der permanenten Dichotomie zwischen “das Hemd nass machen“ und schauen wie man weiter kommt oder uns einen guten Freund zu verschaffen, der uns eines Tages helfen kann.
Ob bei der Arbeit, im Alltag oder um die Bürokratie zu umgehen, der durchschnittliche Paraguayer wird immer einen Freund suchen, der ihm helfen kann. Es gibt auch diejenigen, die den berühmten “Freundespreis” erzielen wollen oder die das Gespräch mit dem “hallo mein Freund” beginnen, bevor sie ein Bestechungsgeld anbieten.
Freundschaft ist ein sehr wichtiger Wert, aber für viele ist es immer nur die Leiter, die es ihnen ermöglicht, die Spitze zu erreichen oder vielleicht einige Probleme zu vermeiden. Manche mögen diese Verhaltensweisen als falsche Freunde interpretieren, aber Nähe aus Bequemlichkeit ist eine Realität.
Die Vetternwirtschaft ist in Paraguay bei bester Gesundheit und es gibt immer mehr Fälle, in denen diejenigen, die eigentlich Loser sind oder mächtige Paten haben, befördert oder gerettet werden. Ein klares Beispiel dafür sind jene Politiker, die am Ende entlassen, vor Interventionen gerettet werden oder auf ihren Posten im Kongress bleiben.
Im Land der Freunde scheint die beste Formel für Erfolg und Straflosigkeit darin zu bestehen, mindestens einen Freund innerhalb der drei Staatsgewalten zu haben oder einen zu finden, der die Kontrolle über diese Institutionen hat.
Willkommen in Paraguay, dem Land der Freunde!
Wochenblatt / Ultima Hora (Rodrigo Houdin)
