Das Paradies, das Abrahan Fehr gestohlen wurde

Manitoba: Heute soll die Beerdigung von dem Mennoniten Abrahan Fehr stattfinden. Er suchte das Paradies in Paraguay, aber es wurde ihm gestohlen. Ein kleiner Auszug seines Lebens und der Geschichte der Mennoniten.

In den 80er Jahren kam Fehr nach Paraguay und folgte der Migration der Mennonitengruppen, die seit einem Jahrhundert auf der Suche nach ihrem Paradies auf Erden sind. Wo sie sich niederlassen, leben und arbeiten errichten sie Kolonien nach ihren menschlichen und religiösen Vorstellungen.

Die Anhänger des religiösen Anführers, dem Niederländer Menno Simons, sind hart arbeitende und pazifistische Christen, die ihre Traditionen aus Jahrhunderten bewahren wollen. In Paraguay ließen sich die ersten Siedler 1926 nieder, die aus Russland kamen, weil sie vor der Verfolgung und dem Krieg flohen. Sie wählten den damals unwirtlichen Chaco aus. Dort bauten sie Städte, die wie eine Fata Morgana in der Wüste aussahen. Es kam zu produktiven Handelsplätzen mit kooperativen Systemen.

Die letzten Gruppen der Mennoniten kamen in den 70er und 80er Jahren aus Kanada und Mexiko nach Paraguay. Sie ließen sich in Caaguazú, Canindeyú und San Pedro nieder. Das Sprechen der deutschen Sprache, meistens Plattdeutsch, wurde in einigen Kolonien beibehalten. Es gab wenig Bereitschaft, die Sprachen Spanisch oder Guaraní zu erlernen, das die Isolation der Mennoniten verstärkte.

In der Kolonie Manitoba, 40 Kilometer von Santa Rosa del Aguaray entfernt, im Departement San Pedro, war Abrahan Fehr daheim. Aus seiner Ehe gingen vier Kinder hervor. Fehr wollte nur leben und arbeiten, sein Land kultivieren und sonntags in die Kirche gehen. Das war aber nicht möglich.
Das Paradies der Mennoniten brach zusammen als die paraguayische Volksarmee EPP in Erscheinung trat und die Mennoniten als Sündenböcke für ihre Angriffe, Entführungen und dem Sammeln einer “Revolutionssteuer“ auswählte.

Abrahan Fehr arbeitete auf seiner Farm, als er am 8. August 2015 entführt wurde. Er leistete keinen Widerstand. Wegen seiner religiösen Prinzipien hasste er Waffen. Die EPP verlangte 500.000 US Dollar Lösegeld. Die Verwandten von Fehr und seiner Gemeinde sammelten mit viel Aufwand 100.000 USD ein. Sie waren unerfahren, andere Betrüger, die sich als die Entführer ausgaben, stahlen das Geld.

Nun wurde Abrahan Fehr tot aufgefunden, am Boden eines anonymen Grabes. Er wurde in derselben roten Erde begraben, von der er glaubte, dass sie sein Paradies sein würde. Es gibt zwei weitere Mennoniten, die von der EPP verschleppt wurden. Jedoch wollen die meisten von ihnen in San Pedro, trotz der Vorfälle, noch nicht das Land verlassen.

Die Regierung und der paraguayische Staat waren nicht in der Lage, für ihre Sicherheit zu sorgen und ein Leben und Arbeiten in Freiheit zu garantieren. Sie können diese Sicherheit auch für die Mehrheit der Bewohner dieses Landes nicht gewährleisten.

Das Paradies, das Abrahan Fehr gestohlen wurde, ist das gleiche Paradies, das wir jeden Tag von allen anderen Bewohnern stehlen.

Wochenblatt / Ultima Hora

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7 Kommentare zu “Das Paradies, das Abrahan Fehr gestohlen wurde

  1. Auf Erden gibt es kein Paradies, sondern es ist ein Schulungsort in dem alle Menschen durchgehen muessen. Erfolgreiche Volksgruppen ziehen natuerlich Neider der weniger erfolgreichen Menschen an was durch Jahrhunderte die Juden und spaeter auch die Mennoniten erfahren mussten.
    Rechtssicherheit in einem Land zu schaffen ist Aufgabe der jeweiligen Regierung. Wenn diese es nicht schaffen oder wollen gilt eben das Sprichwort : „Der Fisch stinkt zu erst am Kopf „

  2. “Rechtssicherheit” habe ich noch in keinem Land der Welt erfahren.In Amerika sprach ich mit einem Marin,auf meine Frage,wieso es soviele vollzogene Hinrichtungen gibt,die offensichtlich völlig Fehlerhaft sind,sagte er nur,-thats an accident.

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