Der Zigarettenkrieg

Einer der dunklen Flecken, die Paraguay auf seinem internationalen Image hat, ist das Zentrum der Herstellung von Zigaretten, die den Schwarzmarkt illegal überschwemmen, hauptsächlich in Brasilien aber auch Amerika, Asien, Afrika und Europa.

Der Zigarettenschmuggel ist nicht neu, aber er wuchs während der Stroessner Diktatur mit Tabakunternehmen, die vom Regime geschützten Geschäftsleuten wie Bo oder Domínguez Dibb betrieben wurden und die mit internationalen Marken verbunden sind, die hinter der Fassade des legalen Verkaufs auch an einem Dreiecksgeschäft profitierten. Unter ihnen war auch Reinerio Santacruz, der die berühmte Phrase aller Tabakproduzenten geprägt hat: “Ich verkaufe legal in Paraguay, aber ich weiß nicht, wie meine Zigaretten auf die andere Seite der Grenze kommen“.

2009 veröffentlichte das internationale Konsortium von investigativen Journalisten (ICIJ) eine Reihe von Berichten von Marina Walker (USA), Mabel Rehnfeldt (Paraguay) und Marcelo Soares (Brasilien), aus denen hervorgeht, dass Paraguay 10% aller geschmuggelten Zigaretten in der Welt produziert und das 60% dieses Volumens von Tabacalera del Este SA (Tabesa) hergestellt wurden, welches Ex-Präsident Horacio Cartes (2013-2018) gehört.

Im Jahr 2014 präsentierte eine weitere preisgekrönte Untersuchung von Mauri Konig (Gazeta do Povo, Brasilien), Elvira Soto (El Tiempo, Kolumbien) und Ronny Rojas (La Nación, Costa Rica) Cartes als „Patron des Tabaks“ und versicherte dass der Zigarettenschmuggel den des Marihuana und Kokain zahlenmäßig übertrifft und 200 Millionen US-Dollar pro Jahr in dessen Kassen spült.

Mit mehr als 7 Millionen Einwohnern produziert Paraguay mehr als 60 Milliarden Zigaretten pro Jahr. Dies bedeutet, dass jeder Paraguayer – einschließlich Babys – 27 Millionen Zigaretten pro Tag rauchen müssten.

Natürlich wissen die Eigentümer von Tabakunternehmen, dass das meiste davon durch ein gut geplantes Programm geschmuggelt wird, aber sie verteidigen sich mit dem wiederholten Argument: „Ich verkaufe hier legal, wenn es die Grenze überschreitet, ist es Schmuggelware für Brasilien, nicht für das Paraguay“, wobei ignoriert wird, dass der Zollkodex die illegale Ein- oder Ausfuhr aus einem nicht autorisierten Posten gleichermaßen bestraft.

Eine eingehende Untersuchung des Zentrums für Analyse und Verbreitung der paraguayischen Wirtschaft (Cadep) zeigt nun, dass der Unterschied zwischen den Angaben der Tabakunternehmen und den tatsächlichen Erzeugnissen eine Hinterziehung bis zu 400 Millionen US-Dollar geschätzten selektiven Verbrauchsteuer pro Jahr impliziert.

Der Bericht verdiente einen wütenden Angriff der Tabakunternehmen mit reiner Klage. Auffällig (oder nicht so sehr) ist, dass sich die aktuelle Regierung auch dem Angriff gegen Cadep angeschlossen hat, Zigarettenproduzenten verteidigt und versucht, eine in der Welt berühmten kriminelle Situation zu leugnen, was das Image Paraguays weiter untergräbt.

In der Zwischenzeit unterstützten der US-amerikanische Geschäftsträger und der Botschafter der Europäischen Union zusammen mit nationalen und internationalen wissenschaftlichen Organisationen die Ernsthaftigkeit der Untersuchung.

Es ist eine weitere Phase des Kampfes gegen eine dunkle Macht, die besiegt werden muss, um ein würdiges Land aufzubauen.

Wochenblatt / Última Hora

CC
CC
Werbung

Der Zweck dieses Dienstes ist die Wertsteigerung der Nachrichten und um einen flüssigeren Kontakt zu den Lesern zu etablieren. Kommentare sollten an das Thema des Artikels angepasst werden. Die Kommentatoren sind ausschließlich für den Inhalt verantwortlich, der sachlich und klar sein sollte. Schimpfwörter und persönliche Beleidigungen sowie Rassismus werden nicht geduldet.

4 Kommentare zu “Der Zigarettenkrieg

  1. Der europäische Rekordfund (bis 2021) in aus dem Paraguay stammenden Schiffscontainern von ca. 27 t (16t, 9t, ..!!!) Kokain in ca. 3 Kontrollen vor ca. 2 Monaten in Hamburg, Antwerpen .. im Marktwert von mehreren Milliarden Euro .. hinterlässt den Paragauy auch nicht gerade als weißen Flecken auf der Weltkarte. Sowas kann vorkommen. Dass die Täterschaft – eine Farbfabrik, die lediglich eine Maschine um Farbdosen mit Deckel zu verschließen besitzt – schon ausfindig gemacht werden konnten, das ist wirklich einmalig. Caso cerrado für den Paragauy.

  2. Kopfrechnen schwach!
    60 Milliarden / 7 Millionen macht rund 8600 Kippen für jeden im Jahr.
    /356 Tage macht knapp über 23 Kippen pro Tag und PYer.
    Könnte man schaffen, aber nur wenn einer meine mitraucht. Bin Nichtraucher.
    Oder irgendwer hat sich Zahlen zusammengeschwurbelt.

  3. Es wird noch so kommen, daß einige Personen in Paraguay mit internationalem Haftbefehl gesucht werden. Alles deutet im Moment darauf hin, daß da etwas in´s Rollen kommt. Warum gerade zum jetzigen Zeitpunkt, das ist die Frage.

  4. Wer raucht meine 23 Zigaretten pro Tag?

    Mir hat mal ein grüner deutscher Politiker grinsend gesagt: “Wenn wieder ein “Rekordfund” auffliegt, dann kommt der meistens aus Paraguay. Dann geht jedoch gleichzeitig irgendwo eine noch größere Ladung in Europa an Land. Die kommt allerdings dann nicht aus Paraguay” …

Kommentar hinzufügen