Drei Jahre leere Versprechungen und Enttäuschung

Asunción: Ob man nun den Wechsel nach 60 Jahren befürwortet oder dagegen war scheint nun nach 36 Monaten klar, dass Fernando Lugo, der so populäre Neuankömmling mit weißer Weste und Kragen, sein sich hoch gestecktes Ziel verfehlt hat.

Ohne seine Wahlversprechen umzusetzen mehren sich die Leute, die eine Art Enttäuschung empfinden, wenn sie nach der Amtszeit von Lugo befragt werden. Enttäuschung nach der neu gekeimten Hoffnung.

Die Allianz, die 2008 in den Palast einzog ist nieder, wird nur als Schauspiel aufrechterhalten. Die Skandale um die Vaterschaft und viele unnötige Reisen ins Ausland sind die Eckpunkte, an die sich der normale Bürger erinnert, wenn er mit dem Namen des Staatpräsidenten konfrontiert wird.

Der Präsident beharrt weiter darauf: „Den Wechsel kann man nicht aufhalten“. Wahrscheinlich ist damit der Ministerwechsel gemeint der in der Tat nicht unbedeutend war. 28 Minister wurden in 36 Monaten ausgetauscht.

Tatsächlich erfährt der Bürger jetzt erst, dass der Wechsel niemals begonnen hat. Eine leichte Besserung war anfänglich zu spüren doch diese verfiel im Durcheinander der Regierung.

2008 als der Ex Bischof von San Pedro an die Macht kam, als Anführer einer Allianz, und somit die Colorado Partei bezwang, stand fast das ganze Volk hinter ihm. Nur weil selbst Colorados Lugo wählten, kam es zu diesem überraschenden Sieg.

Eine der ersten enttäuschenden Momente war der Disput den Lugo mit Franco ausfocht. Acht Monate später waren es die Beziehungen die der Präsident auf einmal mit vielen Frauen gehabt haben soll. Dies und sein Zölibat aus der vergangenen Berufung weckte das internationale Interesse der Medien.

Eine junge Frau von 26 Jahren, Viviana Carrillo, zeigte den Mandatsträger an und verklagte ihn auf Vaterschaft. Sie war die einzige von vielen die für ihr Kind der Nachname des Präsidenten zugesprochen bekam. Als sie das Kind zeugten war sie 16 Jahre alt und er schon oder besser gesagt noch Bischof.

Für viele war es nach der Anerkennung der Vaterschaft mit der Glaubwürdigkeit des Staatschefs hin. Diese Skandale hielten ihn anscheinend ab, seine Wahlversprechen umzusetzen.

Zudem scheint es auch schwer zu sein, wenn man nur auf Achse ist. Lugo nutzte die Gelegenheit die Welt kennenzulernen und flog zu 55 Gelegenheiten ins Ausland. Er besuchte fast alle lateinamerikanischen, asiatischen und afrikanischen Länder sowie den Mittleren Osten. Zwischen dem Wahlerfolg der Allianz und der Machtübernahme war er auch 12 Mal ins Ausland verreist.

Ein weiterer Grund weswegen er weniger Zeit zum Regieren hatte als eingeplant, war sein Lymphdrüsenkrebs, der im August des Vorjahres entdeckt wurde und bis jetzt zu aller Zufriedenheit kuriert wurde und verschwand. Die Behandlungszeit zog sich allerdings über Monate hin und fand meistens in Brasilien statt.

Nach drei Jahren kommen immer wieder die Campesinos in die Städte, da keine ihrer Wünsche bzw. Forderungen umgesetzt wurden. Den Indigenen zu helfen war seiner Aussage nach höchste Priorität.

Der Korruptionsskandal um Camilo Soares mit seinen „Goldcoquitos“ oder das Hin und Her um die Teixeira Ländereien, die zum Glück nicht überteuert gekauft wurden, beschmutzten weiter die Allianz. Es war schwer sowas den Bürgern als Wechsel zu verkaufen.

Gemischt kann man dem Thema „Aushandlung des Itaipú Vertrag“ beäugen. Während seiner Wahlkampagne versprach er erhöhte Zahlungen aus Brasilien einzufordern. Damals sprach er von 3 Milliarden US-Dollar jährlich statt der 120 Millionen. Daraus geworden sind allerdings nur 360 Millionen, die natürlich ein Vorstoß sind aber nicht das was versprochen war.

Fernando Lugo schaffte es in drei Jahren seine befreundeten Linken zu stärken. Die „Große Front – Frente Guazu“ unter ihnen die Partei Tekojoja mit Senator Sixto Pereira. Diese kleine Gruppe führt nach Belieben die größten Institutionen des Landes und trifft nicht immer nachvollziehbar die Entscheidungen.

Im Gegensatz dazu hat die Partei PLRA, die Liberalen, ihr Gesicht verloren. Sie als größter Teil der Allianz, hatten bei keiner wichtigen Entscheidung der Regierung Mitspracherecht. Die anfangs vergebenen Posten an deren Parteimitglieder wurden nachträglich gegen Kollegen aus den linken Parteien ausgetaucht.

(Wochenblatt / Abc)

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10 Kommentare zu “Drei Jahre leere Versprechungen und Enttäuschung

  1. Was Lugo für Paraguay erreichte, wird man erst spüren, wenn wieder ein Berufspolitiker Präsident ist.
    Einen Tag nach seiner Wahl stoppte die Polizei-Abzocke an der Mautstelle in Ypacarai. Vorher dreimal die Woche angehalten, seit Lugo nur noch einmal im Jahr.
    Kostenlose Krankenversorgung in den Hospitälern.
    Verdreifachung der Zolleinnahmen – vorher landete alles in den Taschen der Beamten.
    Brasilien muss nun mehr für den Strom bezahlen – ein Erfolg Lugos, denn die Verträge der alten bestechlichen Politiker waren eindeutig.

    Aber Lugo ist nur einer. Um ihn herum alles korrupte Politiker. Das Zementwerk und die ANDE hat er nicht in den Griff kriegen können.

    10.000 „Beschäftigte“ beim Wahlbüro. 10.000 Parteigänger, die vom Statt fürs Nichtstun bezahlt werden. Unter Lugo wurde das öffentlich gemacht. 21 Millionen Dollar jährlich „Dieselzuschuss“ für die Busunternehmen, die den reichsten Familien des Landes gehören. Unter Lugo wurde das bekannt. Aber was kann ein einzelner Mann tun – auch wenn er Präsident ist? 80% der Abgeordneten und so gut wie alle Senatoren wollen den Staat aussaugen und tun alles um Lugo zu diskreditieren.

    Eine zweite Amtszeit bekommt er nicht. Also wieder zurück in die alte, seit 60 Jahren gewohnte, Korruption.

    Joe

    1. ~ B R A V O ~ genau so sehe ich das auch !

      Das es nicht möglich ist in 3 Jahren abzuschaffen, was in über 60 Jahren gewachsen ist, müsste auch dem Dümmsten einleuchten. Was President Lugo in dieser Zeit geschafft hat ist beachtlich und ein großes Plus für Paraguay ! Und dabei hatte er kaum Unterstützungvon “seiner Regierung”, im Gegenteil, man hat in wo es ging torpediert.
      Natürlich werden nicht alle Wahlversprechen erreicht, das ist anderswo auch nicht anders. Klingeln gehört eben zum Geschäft.
      Das die eine oder andere Reise nicht so verlaufen ist oder sich so entwickelt hat wie es wünschenwert gewesen wäre, ist klar. Aber die Gründe dafür hat nicht President Lugo alleine zu tragen, da hat der politische Gegner auch nachgehofen.

      Was das Privatleben mit seinen Leistungen zu tun hat ist mir rätselhaft, alle anderen Politiker haben doch auch “tote Katzen” unterm Bett liegen. Ich habe den Eindruck in Paraguay gehört es zum guten Ton, viel gutes zu zerreden und runterzumachen. Selbst seine gesundheitlichen Probleme wurden von seinen Gegner ausgenutzt und gegen ihn verwendet.

      President Lugo hat bis jetzt einen guten Job macht, auch wenn Andere und der Verleger diesen WOCHENBLATTs das offensichtlich anders sehen

  2. Hier mal ein Bericht heute aus dem Spiegel:

    „CDU-Landeschef vor Rücktritt
    Erschütterung im Norden: Schleswig-Holsteins CDU verliert wohl ihren Hoffnungsträger für die Landtagswahl im Mai. Landeschef Christian von Boetticher steht offenbar wegen einer früheren Liebesbeziehung zu einer 16-Jährigen kurz vor dem Rücktritt.“

    Joe

  3. Das schlichte Abschreiben einer Zeitung, die bekanntermaßen der alten colorado Regierung nachtrauert, ist keine journalistische Meisterleistung.
    Die Amtszeit von Präsident Lugo ist ein Erfolg und ein Segen für Paraguay. Gerade im sozialen Bereich, in den Schulen und Krankenhäuser gibt es unübersehbare Fortschritte.Dass Fernando Lugo nicht in der Lage sein kann, die Verfehlungen von sechs Jahrzehnete colorado Politik zu egalisieren, ist nicht nur natürlich sondern sollte selbst einem Colorado verständlich sein.
    Die Reisen haben Paraguay in der Welt bekannter gemacht, Lugo hat Paraguay eine Stimme und ein Gesicht gegeben. Das Volk wird es ihm danken.Hoffentlich.

  4. Leider haben die Reisen von Lugo Paraguay in der Welt bekannt gemacht aber leider als kinderreichen Bischoff und somit als Schande für unser Paraguay. Denkt mal Klar Leute, liebe Leute!!!!

    1. Warum tut es Dir leid das Paraguay in der Welt bekannt wird ?
      Ich halte das für eine sehr positive Entwicklung. Nur so kann die paraguayische Wirtschaft neue Märkte erschliessen! Und darum geht es doch schlussendlich.
      Ob der Repräsentant Paraguays Bischhof oder sonstwas war und ob er 1 oder 10 Kinder hat interessiert in Wirklichkeit doch kein Schw… ! Schau Dir doch mal die Biografien von Europäischen oder Nordamerikanischen Politikern an.

      Wer das als SCHANDE für ein Land ansieht ist in meinen Augen kleinkariert.

      Dann wären die Hälfte der deutschen Wirtschaft und Politik eine Schande.

    2. Wer so kleinkariert denkt, ist weder angekommen noch hat er die deutsche Brille abgelegt. Keiner und niemand hat bei den erfolgreichen Auslandsreisen von Lugo an eventuelle Kinder vom Staatschef gedacht, sondern an Wirtschaftswachstum und Investitionsmöglichkeiten.
      Die Bilanz nach drei Jahren Regierung ist erstaunlich positiv. Es bleibt zu hoffen, dass es so bleibt. Wäre dieses Land mit mehr Menschen wie Fernando Lugo gesegnet, würde Paraguay trotz kleinem Binnenmarkt Fortschritt und Ordnung beschieden sein.

      1. Hallo Juan,
        so sehe ich das auch. Und die Kinder ? Das ist Privat Sache. In ein paar Jahren, kann man nicht alles ins
        Reine bringen. Wer so denkt, denkt eingleisig.

        Kleine Schritte, fuehren auch zum Erfolg. Ich lebe seit 1996 in Paraguay. Und habe diesen Schritt noch nie Bereut.
        Weil ich nicht alles Negativ sehe. Jedes Land hat auch seine Schattenseiten. Siehe Deutschland, Spanien und andere Euro Zonen.

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