Ist Poker eigentlich ein Glücksspiel?

Immer wieder beschäftigen sich die Gerichte damit, ob Spiele wie Poker tatsächlich Glücksspiele sind oder der Spielausgang tatsächlich vom Können und der Geschicklichkeit eines Spielers abhängen. Die Frage ist entscheidend dafür, ob ein Spieler für seine Gewinne Steuern zahlen muss oder nicht. Probleme kann es auch mit Banken geben, wie der Fall des professionellen Pokerspielers Sontheimer kürzlich zeigte.

Generell gilt in Deutschland und in vielen anderen Staaten Europas, das die Gewinne bei zugelassenen Glücksspielen, dazu zählen beispielsweise auch Online Roulette Spiele im Mobile Casino steuerfrei sind. Bei Poker und einigen anderen Spielen wie Skat, die um echtes Geld gespielt werden können ist die Frage ob Glücksspiel oder nicht tatsächlich nicht ganz einfach zu beantworten.

Gelegenheitsspieler brauchen sich keine Sorgen zu machen

Wer gelegentlich ein paar Runden Poker spielt und etwas gewinnt, muss sich keine Gedanken machen, wenn er die Gewinne auf sein Konto einzahlt. Das gelegentliche Spielen geht nach der derzeitigen Rechtsauffassung als Glücksspiel durch. Die Gewinne, auch wenn es sich um sehr hohe Gewinne handelt müssen in diesem Fall nicht versteuert werden. Bedingung ist jedoch, dass der Spieler ansonsten einer anderen Hauptbeschäftigung nachgeht beziehungsweise über anderes Einkommen verfügt, aus dem er seinen Lebensunterhalt bestreitet.

Etwas anders sieht es bei professionellen Spielern aus, die mit dem Spielen ihren Lebensunterhalt ihr Geld verdienen. Bei dieser Gruppe von Spielern gehen die Gerichte und damit letztlich auch das Finanzamt davon aus, dass ein großer Teil „Können“ mit im Spiel ist und durch die Spezialisierung auf lange Sicht Gewinne erzielt werden. Die professionellen Spieler müssen auf sämtliche Spielgewinne Steuern zahlen. Die üblichen Steuerfreibeträge gelten jedoch auch für diese Gruppe von Spielern.

Untermauert wird diese Ansicht zum Beispiel von Experten der Universität Heidelberg. Diese haben Poker genau auf ihren „Glücksanteil“ untersucht. Poker wurde dabei, ähnlich wie beim Schach mit einem sogenannten ELO-System bewertet. Dabei wurde festgestellt, dass der Glücksanteil bei den gängigen Pokerspielen wie Texas Hold‘em oder Carribean Stud Poker mehr als 50 Prozent beträgt, wenn nur hin und wieder mal gespielt wird.

Bei regelmäßigem Spielen, wie es professionelle Pokerspieler praktizieren, besteht jedoch eine große Wahrscheinlichkeit, dass das Können und die Geschicklichkeit des Spielers mehr als 50 Prozent Anteil am Spielausgang haben und somit der Glücksanteil sinkt. Leider sehen das einige Finanzbeamte oder auch Bankmitarbeiter nicht so, sodass es immer wieder zu Rechtsstreitigkeiten zu der Frage kommt, ob Poker tatsächlich ein Glücksspiel ist.

Poker Profispieler Peter Sontheimer traute seinen Augen nicht

Der mehrheitlichen Rechtsauffassung der Gerichte, dass Pokerspielen bei Profispielern kein Glücksspiel ist, sondern wie ein „ganz normales Einkommen“ zu bewerten ist, ist jedoch noch nicht überall durchgedrungen.

Der deutsche Pokerprofi traute eines morgens seinen Augen nicht als er in seinen Briefkasten sah und die Kündigung seines Kontos durch die Commerzbank in seinen Händen hielt. Er verdient sein Geld durch regelmäßiges Pokern und hat dadurch ein ausreichendes Einkommen. Ein Mitarbeiter seiner Bank sah das jedoch ganz anders.

Dieser war der Meinung, dass die regelmäßigen Gewinne, die auf seinem Konto eingingen aus Glücksspiel stammen. Weiterhin war der Mitarbeiter auch der Meinung, dass Glücksspiel in Deutschland nicht erlaubt sei und kündigte kurzerhand das Bankkonto des Spielers. Nicht überliefert ist, ob Sontheimer gegen seine Bank auf Wiedereröffnung des Kontos und möglicherweise auch auf Schadenersatz klagt oder ob er einfach ein Konto bei einer anderen Bank eröffnet hat. Er twitterte jedoch etwas ironisch:

„Wenn man professionell spielt, ist Poker kein Glücksspiel, weshalb man in Deutschland Steuern darauf bezahlen muss. Wie gut, dass mich die @commerzbank heute Morgen angerufen hat, um mir zu sagen, dass sie mein Geschäftskonto schließen, weil sie Dinge, die mit Glücksspiel in Verbindung stehen, nicht unterstützen.“

Fakt ist jedenfalls, dass Glücksspiele auch in Deutschland erlaubt sind, wenn es sich um lizensiertes Glücksspiel handelt. Spielen und Gewinnen in einer Spielbank wie der Spielbank Baden-Baden oder dem Casino am Potsdamer Platz sind ja schließlich auch kein Problem. Die meisten Online Casinos besitzen dagegen bislang eine Lizenz aus einem anderen Land der Europäischen Union, etwa aus Malta.

Diese ist auch in Deutschland möglich, sodass für Gelegenheitsspieler auch hier legales und steuerfreies Spielen möglich ist. Lange Zeit gab es zum Online Glücksspiel in Deutschland jedoch eine unklare Rechtslage, die für viel Verwirrung gesorgt hat. Im kommenden Jahr tritt jedoch die Neufassung des Glücksspielstaatsvertrages in Kraft.

Damit wird Glücksspiel im Internet auch in Deutschland erstmals offiziell legalisiert. Bislang wurde es nur wegen der in der EU geltenden Regelungen geduldet. Falls Herr Sontheimer also gegen seine Bank klagen wollte, hätte er also gute Aussichten darauf, dass sein Konto wiedereröffnet wird.

CC
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