Nur Bares ist Wahres

Asunción: Trotz des digitalen Zeitalters dominiert weiterhin Bargeld den Zahlungsverkehr in der Region. 8 von 10 Personen bezahlen mit physischem Geld und folgen wohl weiterhin dem Sprichwort, dass nur Bares Wahres ist.

Die Auswirkungen der Pandemie zwangen Staaten, Organisationen und private Unternehmen mehr digitale Prozesse, technologische Fortschritte und Online-Verfahren in die Ereignisse des Lebens einzufügen, um Bürokratien abzubauen und Menschenmassen zu vermeiden. In Paraguay besteht jedoch nach wie vor eine große Neigung, Bargeld zu verwenden, beispielsweise zum Nachteil elektronischer Zahlungen.

Ebenso ist der Fortschritt der digitalen Signatur und der digitalen Identität selbst auf lokaler Ebene zu gering, was von Gloria Ortega, einer Expertin in der Technologie-, Telekommunikations- und Finanzbranche, sowie General Managerin der Firma Bancard, betont wird.

Sie berichtet, dass sich in den Standards für elektronische Zahlungen, Bankgeschäfte und Kartenzahlungen herausgestallt habe, dass die Bevölkerung in Paraguay lieber Bargeld bevorzuge, trotz des aktuellen Slogans einer stärkeren Digitalisierung und Einbeziehung der Bürger in technologische Prozesse.

Dies geht auch aus einer regionalen Umfrage von OH! Panel hervor, wobei Daten aus Paraguay, Argentinien, Chile und Uruguay gesammelt und dabei festgestellt wird, dass 8 von 10 Paraguayern der Ansicht sind, dass sie lieber mit Bargeld bezahlen.

„In Bezug auf Wohlbefinden und finanzielle Bildung haben wir laut der Entwicklungsbank von Lateinamerika (CAF) die niedrigsten Niveaus. Neben wenig Erfahrung in der elektronischen Zahlung von Löhnen. Die neuesten Ergebnisse der Weltbank zeigen, dass die meisten Beschäftigten bar bezahlt werden“, erklärte Ortega.

Seiner Meinung nach hat die geringe Entwicklung des elektronischen Zahlungsverkehrs im Land einen großen Einfluss auf den Formalisierungsprozess und die Rückverfolgbarkeit, auch für die Gewährung von Krediten. Erinnern wir uns daran, dass von den rund 800.000 KKMU im Land angesichts der Pandemie, als sie formalisiert wurden, nur etwa 260.000 Zugang zu Finanzmitteln hatten.

Ortega führt den Fall Uruguay an, in dem ein Unternehmen, um Zahlungen durchzuführen, die Transaktionsrechnungsnummer in einen POS eingibt und der Endbenutzer (der den Kauf getätigt hat) automatisch eine Mehrwertsteuergutschrift erhält, was als starker steuerlicher Anreiz angesehen wird.

Sie erklärt, dass viele lokale Unternehmen eine falsche Vorstellung davon haben, was es bedeutet, zu formalisieren und auf elektronische Zahlungen umzusteigen. „Informalität ist bequem und der Händler glaubt, dass das Gefühl der Formalität mehr Kosten verursachen wird, aber es ist umgekehrt, weil es die Möglichkeit einer rückverfolgbaren Zahlung gibt und es Vertrauen schafft”, betont er.

Unter der Voraussetzung, dass die Pandemie gezeigt hat, dass Formalität der Weg zum gleichen sozialen und finanziellen Schutz ist, argumentiert Ortega, dass elektronische Zahlungsmittel relevante Informationen für Rückverfolgbarkeit und Kredit generieren. „Andererseits besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Bargeld, Korruption, Informalität und sogar Geldwäsche, da keine Kontrolle über den Bargeldfluss besteht“, erklärte sie abschließend.

Wochenblatt / Ultima Hora

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10 Kommentare zu “Nur Bares ist Wahres

  1. Einerseits mag ich Bargeld, andererseits habe ich keine Lust mehr ständig draufzuzahlen, vor allen in Supermärkten. Bei jedem Einkauf sind es nur ein paar paraguayische Guaranís, aber auf’s Jahr gerechnet summiert sich das. Ich will auch eine Rechnung oder einen Kassenzettel bekommen, oder einfach nur ein Stück Papier, wo mir der Verkäufer darauf schreibt, was wie viel gekostet hat, aber das gibt’s bei vielen nicht und wenn Du danach fragst, wirst Du schief angeschaut. Da bezahle ich lieber mit Karte, sodass ich jederzeit nochmal nachschauen kann. Es gibt nur noch wenige Dinge, die ich mit Bargeld bezahle, bspw. die Miete, der Einkauf in kleinen Läden auf dem Land (am Wochenende) oder wenn wir essen gehen. Das einzige, was mich an der digitalen Zahlung stört, ist, dass es eben nicht überall möglich ist und vor allem, dass manche Verkäufer*innen einfach nicht wissen, wie man damit umgeht; oder manchmal funktioniert auch deren Gerät nicht.

  2. Ich brauche keine Kassenzettel und wenn einer eine Steuernummer will, dann bekommt er eine aufgesagt. Meinen Namen koennen die sowieso nicht schreiben und ich trage durch falsches buchstabieren noch dazu bei.
    Gestern hat meine Tochter ihre Sozialhilfe im Super auf den Kopf gehauen und ich habe mir das mit der Handyzahlung mal naeher angeschaut. Ja, ich kann der Sache etwas abgewinnen, kein Geldbeutel mehr und damit verbundener Verlust und Raubgefahr. Auch dieser Kampf um Kleingeld ist damit behoben. Jedoch kann man bisher nur dort taetig werden, wo ja der Umsatz nicht so dringend waere und bei kleineren Laeden nicht, die es noetiger haetten. Das Papiergeldsystem wird verschwinden, ob uns das gefaellt oder nicht.

    1. @Wolfgang, schweren Herzens muß man Dir wohl zustimmen. Das Bargeld wird abgeschafft – ob wir das wollen oder nicht.Wann hätte es die Regierenden interessiert, was das Volk will. Im Moment ist es noch nicht möglich “Negativ-Zinsen” bei der breiten Masse durch zu setzen. Die Menschen würde ihr Geld abheben und unter dem Kopfkissen parken – Die Banken wären pleite. Was aber wenn es kein Bargeld mehr gibt ? Ihr müsst ein Konto haben, ob ihr wollt, oder nicht. Ihr müsst Euch den Vorgaben der Banken, der Herrschenden unter ordnen. Ihr habt gespart und geknapst und die Banken ziehen Euch jeden Monat einen beliebigen Betrag davon ab – gern könnt Ihr zur anderen Bank wechseln !
      Aber das ist nicht alles. Stellt Euch einmal vor, missliebige Menschen, die anderen mächtigen Menschen ein Dorn im Auge sind, können plötzlich nicht mehr auf ihr Konto zugreifen. Ihre Kreditkarten werden gesperrt (weil ein Anfangsverdacht einer Straftat) im Raum steht. Weil man Ihnen vorwirft eine Straftat begangen zu haben (Volksverhetzung / Verbreitung von FakNews etc). Vielleicht aber nur ein technisches Problem. Alle Experten arbeiten natürlich fieberhaft an der Beseitigung des Problems – aber wie das Leben nun mal so spielt – sie können den Fehler nicht finden.
      Wie wäre es denn, wenn man die Menschen befragt, welche Zahlungsmöglichkeit sie haben möchten ?
      Wie wäre es denn, wenn man digitale und analoge Bezahlungsmöglichkeiten gleichberechtigt bestehen lässt ?

  3. Die Umstellung auf ausschließlich bargeldloses Bezahlen in Bussen soll endgültig ab 23.10.20 erfolgen. Bezahlt wird aber immer noch lieber mit Bargeld.
    https://www.abc.com.py/nacionales/2020/08/27/el-70-de-los-buses-ya-cuenta-con-validadores-del-billetaje-electronico-pero-casi-no-se-usan/
    An der Kasse im Supermarkt dauert das Bezahlen mit Karte viel länger als mit Bargeld. Wenn so jeder bezahlen würde, stände man ewig an.

    1. Nicht nur das länger warten ist ein Problem. Das größere Problem bei Kartenzahlung ist, ständiger Systemausfall, Karte defekt oder nicht lesbar und die Gebühren, die bei jeder Nutzung anfallen. Es ist aber egal, ob einer mit Karte bezahlt oder bar, wenn ich nur 20 mil bei mir habe, kann ich den Korb nicht für 100 mil vollpacken und dann an der Kasse entscheiden, was ich brauche.

  4. Desweiteren ist ein großes Problem, jeder vernünftige oder taugende Hacker kann die Daten auslesen und für seine Zwecke missbrauchen. Es spielt also in meinen Augen keine Rolle, ob die Banditen das Bargeld oder die Kreditkarte erbeuten. Auf jeden Fall ist immer das Opfer der dumme.

  5. die meisten leute haben einfach keine ahnung was passiert sollte eines tages ein bargeldverbot kommen. bargeld ist immer noch das beste und gibt einem die gewähr frei vor jeglicher kontrolle des staates zu sein. sollte wirklich ein bargeldverbot kommen sind die menschen noch mehr den schikanen der regierungen ausgeliefert und unsere freiheit ist definitiv am ende.

    1. step, das Bargeld kann in den nächsten Jahrzehnten nicht abgeschafft werden da zuviele davon abhängig sind. Siehe Klofrau, Kondomautomaten oder überhaupt Automaten, der Bettler auf der Straße und sehr viele Kleinunternehmer, die sich einfach die Kosten für Kartenzahlung nicht leisten können. Desweiteren beinhaltet eine Kartenzahlung ein Konto, nicht jeder ist ” tragbar” ein Konto zu eröffnen. Geht bei uns Ausländern schon los, ohne jeglichen Nachweis über Bezug von Geldern kein Konto. Den Einheimischen geht es fast genauso, kein Eintrag in der Kreditreform, welcher Einheimische hat keinen Eintrag, ohne monatliche Lohnnachweise, kein Konto und somit keine Karte.

  6. In China ist die Bargeldlosigkeit bereits Realität. Dem Bettler wird dort bereits mit der Kreditkarte gespendet. Das Problem ist dort bereits, das einerseits Geld auf dem Konto sein muss und zusaetzlich genug positive Sozialpunkte, um mit seinem Geld überhaupt begehrte Sachen kaufen zu können wie Bahntickets für Schnellzüge, Flugtickets etc. . Die Sozialpunkte sind dann der Knackpunkt, um Menschen beliebig ins Abseits zu drängen, egal wie fleissig sie sind.

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