Organhandel wie in China?

Asunción: In Paraguay tauchen Vermisste oftmals nie wieder auf. Herrscht mit diesen Personen ein florierender Organhandel wie in China, wo politische Gefangene dafür getötet werden?

Die Organtransplantation ist eine Therapie, die Millionen Patienten das Leben gerettet und einer der größten Erfolge der modernen Medizin. Das knappe Angebot an Spenderorganen, gepaart mit der giganten Nachfrage nach Transplantaten, hat jedoch die globale Organhandelsindustrie angeheizt, die Arme, benachteiligte und verfolgte Mitglieder der Gesellschaft als Organquelle für transplantationsreiche Touristen ausgebeutet.

Obwohl diese Praxis in vielen Ländern vorkommt, ist die Situation in China besonders besorgniserregend. China ist das einzige Land der Welt mit einer Praxis des Organhandels im industriellen Maßstab, bei der Organe von hingerichteten politischen Gefangenen entnommen werden. Diese Praxis ist als erzwungener Organraub bekannt.

Um den Organraub zu verstehen, ist es hilfreich, sich ein hypothetisches Szenario vorzustellen: Ein Patient in Kanada mit einer Herzerkrankung im Endstadium benötigt eine lebensrettende Herztransplantation.

Ärzte in Kanada sagen dem Patienten, dass er auf eine Warteliste gesetzt werden muss, bis ein geeigneter Spender stirbt. Dieser Prozess kann Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern. Der Patient findet dann ein Transplantationsprogramm in China, das eine Herztransplantation von einem passenden Spender Wochen im Voraus planen kann.

Dies wirft mehrere wichtige Fragen auf. Eine Herztransplantation kann nur von verstorbenen Spendern stammen. Wie kann das Krankenhaus diesen Patienten Wochen im Voraus mit einem potenziellen “verstorbenen“ Spender zusammenbringen? Wie hat das Krankenhaus diesen Spender gefunden? Woher wissen sie, wann dieser Spender sterben wird? Hat der Spender der Entnahme der Organe zugestimmt?

Die Antworten auf diese Fragen sind äußerst erschreckend. China nutzt inhaftierte politische Gefangene als Organspenderpool, um Patienten kompatible Transplantationen zu ermöglichen. Diese Gefangenen oder “Spender“ werden hingerichtet, ihre Organe werden gegen ihren Willen entnommen und in einer produktiven und profitablen Transplantationsindustrie verwendet.

China hat derzeit das zweitgrößte Transplantationsprogramm der Welt. Die Transplantationsoperationen in China nahmen in den frühen 2000er Jahren rapide zu, ohne dass es zu einer entsprechenden Zunahme freiwilliger Organspender kam, was zu Fragen darüber führte, woher sie kamen.

Während dieser Zeit des schnellen Wachstums von Transplantationen wurden Anhänger der buddhistischen Qi Gong-Ethnie, bekannt als Falun Gong, von der chinesischen Regierung zusammengetrieben, verfolgt und in großer Zahl getötet. In ähnlicher Weise startete China 2017 eine Kampagne mit Massenverhaftungen, Überwachung, Sterilisierung und Zwangsarbeit gegen ethnische Xinjiang-Uiguren.

Bedenken hinsichtlich des Organraubs kamen 2006/07 durch die Arbeit von zwei internationalen Menschenrechtsanwälten, David Kilgour und David Matas, ans Licht, die später für ihre Arbeit für den Friedensnobelpreis nominiert wurden. Das China Tribunal unter der Leitung des Menschenrechtsanwalts Sir Geoffrey Nice wurde 2019 gegründet, um Vorwürfe des Organraubs unabhängig zu untersuchen.

Das Gericht prüfte mehrere Beweislinien, darunter Transplantationsnummern von inhaftierten Gefangenen, aufgezeichnete Telefongespräche mit Transplantationskrankenhäusern sowie Aussagen von Chirurgen und Gefangenen. Die endgültige Schlussfolgerung wurde im März 2020 veröffentlicht und “ohne jeden vernünftigen Zweifel bestätigt“, dass China seit vielen Jahren hingerichtete politische Gefangene als Organquelle für Transplantationen verwendet.

Das American Journal of Transplantation, die weltweit führende Fachzeitschrift für Transplantationen, veröffentlichte im April einen Artikel, in dem festgestellt wurde, dass der Hirntod bei vielen Organentnahmen in China nicht gemeldet worden war und der Organraub von Spendern die eigentliche Todesursache war. Mit anderen Worten, diese Gefangenen wurden hingerichtet, indem ihnen ihre Organe zum Zweck der Transplantation entnommen wurden.

Leider ist der Einsatz unethischer medizinischer Praktiken gegen marginalisierte Gruppen nicht neu. Die Nazis führten schreckliche Experimente an jüdischen Opfern in Konzentrationslagern durch. Sowjetische Psychiater schufen einen Begriff, der als langsame Schizophrenie bekannt ist, um politische Dissidenten zu kennzeichnen und ihnen die Bürgerrechte sowie die Glaubwürdigkeit zu nehmen. Amerikanische Forscher untersuchten in der Tuskegee-Studie die Auswirkungen einer unbehandelten Syphilis bei Afroamerikanern.

China hat Jahrzehnte damit verbracht, gewaltlose politische Gefangene hinzurichten und ihre Organe für Transplantationen zu verwenden.

Transplantationsärzte, medizinisches Fachpersonal und die globale Gemeinschaft müssen das Bewusstsein schärfen und Regierungen, Institutionen sowie Krankenhäuser unter Druck setzen, Maßnahmen gegen den illegalen Organhandel zu ergreifen.

Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass wir Sorgfalt walten lassen und Kooperationen vermeiden, bei denen die Transparenz über die Herkunft der Organe nicht gewährleistet werden kann. Wir müssen gegen die ungerechte und unmenschliche Inhaftierung sowie Unterdrückung von Uiguren oder anderer Randgruppen auf der ganzen Welt protestieren.

Wir müssen die Registrierung von Organspendern fördern und Initiativen unterstützen, die die Spendenbereitschaft erhöhen, um letztendlich die Nachfrage nach illegalem Organhandel einzudämmen.

Und laut einem Insider scheint diese Praxis mit dem Organhandel auch in anderen Ländern der Fall zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Vielzahl der Vermissten in Paraguay, die nie wieder auftauchen, nicht auch als Organspender dienen. Ein anonymer Informant berichtete, dass dies durchaus der Fall sein könnte, obwohl dafür keine konkreten Bewiese vorliegen.

Wochenblatt / El Nacional / Beitragsbild Archiv

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9 Kommentare zu “Organhandel wie in China?

  1. Ein sehr gut geschriebener Artikel, der zum Nachdenken anregt, insbesondere vor dem Hintergrund, daß weltweit in immer mehr Laendern den Chinesen nachgeeifert wird. Sogenannte Organspenden erfolgen auch niemals von Toten, wie oft suggeriert wird sondern nur von lebenden. Daher ist zb das paraguayische Unfallopfer als spender ungeeignet, da es oft erst Stunden nach dem Unfall auf dem OP Tisch liegt und dann bereits tot und unbrauchbar ist.

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  2. Die Organtransplantationen haben nicht Millionen von Patienten das Leben gerettet, sondern ihnen eine kleine Galgenfrist verschafft.
    Ein transplantiertes Organ arbeitet im Durchschnitt 5 Jahre, bevor es ebenfalls versagt.
    Während dieser Zeit verdient die Pharma Unsummen an den Immunsuppressoren, die der transplantierte Mensch dauerhaft einnehmen muss, damit das fremde Organ nicht sofort wieder abgestossen wird.
    Die Organtransplantation ist vor allem eines: eine gigantische Gelddruckmaschine für die Pharma.
    Ich verstehe, daß jemand mit versagenden Organen nach jedem Strohhalm greift um weiterleben zu können.
    Selbst wenn es sich im Normalfall nur um einige Jahre handelt.
    Die andere Seite der Medaille ist, daß jeder, der auf der Warteliste steht, darauf hofft, daß ein anderer Mensch stirbt, damit er weiterleben kann.
    .
    Die Organ”spender” werden nicht hingerichtet und dann werden ihnen die Organe entnommen.
    Die Organe können nur aus einem noch lebenden Körper entnommen werden.
    Das bedeutet, daß dieser Mensch bei lebendigem Leib ausgeweidet wird. Und danach selbstverständlich stirbt.
    Daran gibt es absolut nichts zu beschönigen. Selbst wenn dieser Mensch der Organspende zugestimmt hat, ändert es nichts an der Tatsache, daß er noch nicht tot ist, wenn es passiert.
    Um einemm lebenden Menschen die Organe entnehmen zu können, bedurfte es der Erfindung des Hirntodes.
    Ansonsten würden wohl kaum Angehörige zustimmen, daß ihr Familienmitglied bei lebendigem Leib ausgeschlachtet wird.
    Damit beruhigen die Ärzte sie. Der/die merkt das ja nicht mehr.
    Daß auch das nicht stimmt, darüber kann sich jeder informieren, der sich wirklich dafür interessiert.

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    1. “Der/die merkt das ja nicht mehr.”
      Die merken das wirklich nicht, aber nicht weil sie tot sind, sondern bei der “Organentnahme” wie bei einer normalen Operation narkotisiert werden.

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  3. Wenn jemand Hirntot ist, dann wird er automatsich Organspender. Im Paragauy sollte es deshalb nicht an Organspender mangeln. Okay, zugegeben, manche erreichen ja gemäß internationaler Statistik – die nicht von mir stammt – hiesig Durchschnitts-IQ von 82. Das ist dann immerhin knapp an Geistesschwäche vorbei. Nochmal Glück gehabt.

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    1. Solange bei Unfällen keine Wiederbelebungsmassnahmen stattfinden, sondern versucht wird, in halsbrecherischen Manier, 20 min in das nächste Kankenhaus oder Centro de Salut zu fahren, wo nach 20 min ohne Atmung natürlich nur noch der definitive Tot festgestellt wird, solange ist auch keine Schwemme an Hirntoter Transplantationsgeeigneter Spender zu erwarten. Wobei bei sovielen Motorradfahrenden (kleiner Genterscherz am Rande) ohne Helm wirklich eine Transplantationindustrie hier in Py möglich ist. Entschuldigung für die Schachtelsätze.

      1. Ja, bin ich einverstanden. Die zahlungskräftigen Patienten müssen sich ihre Ersatzteile schon dort holen, wo die allgemeine ärztliche Versorgung relativ schlecht ist. Das übernimmt ja die Krankenversicherung und auch die lukrativen Folgekosten. Obwohl so ein aus der 1. Welt gespendeter Feuerwehrwagen Modell ’53 durchaus schnell zum nächsten Krankenhaus wackeln kann. Aber meistens ist dann der Ellenbogen nach dem Herausschälen aus dem Helm nicht mehr als Ersatzteil zu gebrauchen. Nimmt mich nur Wunder, wer überhaupt so eine Erbse von einem Hirntoten haben will. Die Motorradfahrer sind nun mal wirklich lebensmüde hierzulande. Muss man als Autofahrer immer aufpassen nicht so einen Lebensmüden mit drei Kleinkindern, Mama, Oma mit Luisito-Einkauf (Streichhölzl) und fünf Hüherkäfigen umgeschnallt, fünf Billigpolarbierbücksenpacks hinten auf Gepäckträger in Badeschlappen ohne Helm, dafür mit Regenschirm als Sonnenschirm und 10 Smartphones beim Facebock-Profil updaten und einem gscheit Grinsen auf dem Diente des Stockzahn grati dazu, abzuschießen. Obwohl ich das oft schon gerne getan hätte, so wie die Idis herumwackeln. Einfach mal zum zeigen: Jetzt bist aber selber schuld.
        Fazit: Bestellst lieber ein qualitativ hochwertigeres Ersatzteil aus China.

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