Seit 35 Jahren verschwunden

Asunción/ Paraná: Am 9. Februar 1977 gegen 11.00 Uhr mittags fuhr der paraguayische Mediziner Dr. Augustín Goiburú von seinem Arbeitsplatz, einem Krankenhaus in der argentinischen Stadt Paraná, nach Hause.

„Nachdem er losfuhr wurde er von einem anderen Auto gerammt und zwei Unbekannte stiegen aus, schlugen ihm auf den Kopf und nahmen ihn in einem Ford Falcon mit“, erklärte seine Ehefrau Elva Elisa Benítez de Goiburú Jahre später vor dem Interamerikanischem Gericht für Menschenrechte.

Sein ältester Sohn, Rogelio Goburú, damals 20, ist heute Mitglied der Nationalen Gruppe derer die nach Verschwundenen suchen. Er erklärte, dass sein Vater im Rahmen der Operation Condor nach Paraguay verschleppt und gefoltert wurde. Später wurde er umgebracht, seine Reste liegen in einem nicht identifizierten Grab.

„Die Verfolgung von Goiburú begann kurz nachdem Alfredo Stroessner an die Macht kam. In den Jahren 1956 bis 1958 gab es Aufmärsche von Studentenverbänden (Mopoco) gegen das Regime. Genau da begann die Verfolgung von meinem Vater, der im Polizeikrankenhaus Rigoberto Caballero arbeitete. Bei ihm kamen auch Personen auf den Behandlungstisch die gefoltert wurden und später daran starben. Die Anordnungen an die behandelten Mediziner war es, Todesursachen Personengetreu zuzuschneiden, die nichts mit Folter oder Misshandlung zu tun haben“, sagte Rogelio.

Goiburú und einige Kollegen hielten sich nicht an den Befehl, was nachweislich den Groll des Diktators zur Folge hatte.

Dr. Goiburú blieb nichts weiter übrig als 1960 mit seiner Familie nach Argentinien zu fliehen. Sie bleiben jedoch nahe der Grenze in Posadas. Schon da wurde Goiburú Opfer mehrerer Entführungsversuche. Der Arzt war zudem Mitglied der Colorado Jugend.

Im November 1969 als Augustín Goiburú mit seinem Sohn Rolando (11) am Ufer des Rio Paraná angelte näherte sich ein Boot der paraguayischen Marine. Die Besatzung verpasste ihm Handschellen und nahm auch seinen Sohn nach Paraguay mit. Während der Sohn in den Straßen von Encarnación freigelassen wurde verschwand der Vater spurlos.

Erst im März 1970 konnte seine Ehefrau ihren wiedergefundenen Mann das erste Mal in einer Zelle in Asunción besuchen. Mit mehreren Metern Distanz und hinter Gittern sprach sie nur wenig mit ihm. Auf die Frage wie es ihm geht, antwortete er, dass er Hunger habe. Daraufhin fragte Elva Elisa Benítez die Polizisten, ob sie Lebensmittel kaufen könne, die ihm gereicht werden? Die Uniformierten antworteten mit ja. Schlussendlich gaben sie ihm jedoch nichts davon.

Nachdem er in diversen Kommissariaten eingesperrt war, konnte er Ende 1970 aus dem 7. Revier durch einen Tunnel flüchten, den er mit anderen Inhaftierten grub.

Der Mediziner bat in Chile um Asyl. Später jedoch ging er zurück nach Argentinien, wo er im 1975 zusammen mit einer Familie in Paraná, Entre Ríos, eine Heimat fand. Währenddessen war er an der Planung eines Attentates gegen Stroessner in Asunción beteiligt, was ihm Platz 1 auf der Liste der Gegner einhandelte.

Drei Jahre später wurde er entführt und wurde niemals mehr gesehen. Fast vier Jahrzehnte später ist er nur ein Name auf einer langen Liste von Verschwundenen der Stroessner Diktatur (1954 – 1989).

(Wochenblatt / Abc)

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1 Kommentar zu “Seit 35 Jahren verschwunden

  1. Da kann ich nur sagen, so gesehen war der Alfredo ein Arsch, doch warum immer wieder auf diese Arschmine treten?
    Greife ich einen Löwen mit einem Luftgewehr an….ist doch glatter Selbstmord! In politischen bösen Zeiten, wenn man allein dasteht, ist man bald ein toter Mann.
    Gerechter Hass führt noch lange nicht zum Siege.

    Wir Menschen leben unter Menschenwölfen auch heute noch möglicherweise besser geschützt?

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