Viel gewollt

Asunción: Die 24 Stadtratsmitglieder der Hauptstadt beabsichtigten sich auf Kosten der Kommune jeweils ein iPhone 11 mit einem 120 Euro Monatsvertrag für ihren Dienst an der Bevölkerung aushändigen zu lassen. Mittlerweile gaben sie den Plan auf.

Wahrscheinlich hätten sie keine besser Wahl bezüglich des Modells treffen können. Dennoch muss man sich fragen, ob die werten Herren und Damen des Stadtrates ein solches Telefon (über 1000 Euro teuer) nicht selbst kaufen können und einen Freivertrag für umgerechnet 30 Euro nicht imstande sind in Auftrag zu geben, wo sie doch jeweils 23 Millionen Guaranies monatlich verdienen. Damit wären alle inländischen Anrufe frei samt einem Datenvolumen von 2 GB.

Nachdem allein Pressevertreter diese Wahl auf Kosten des Steuerzahlers als fraglich einstuften und ihnen unangenehme Fragen stellen, gab der Vorsitzende des Stadtrates, Humberto Blasco, den Plan auf. Selbst Senatoren und Abgeordnete haben solch ein Extra nicht zur Verfügung. Ein neues iPhone 11 mit 128 GB Speicher kostet aktuell rund 7.250.000 Guaranies.

Wochenblatt / Abc Color

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9 Kommentare zu “Viel gewollt

  1. Poppo Graf von Hahn-Kuchelmisz

    Die Sache ist wohl diese: der paraguayo ist immer knapp an Telefonsaldo bei Tigo/Personal und so kann man ja den Stadtrat anpumpen fuer Saldo im Gegenzug fuer das Versprechen ihn zu waehlen. Solche kleinen Gefallen mag der paraguayer ganz besondern – kleine Geschenke die wohl an seinen vabanque Spieltrieb anknuepfen. Fuer einen “Ciemm mil” tut er alles.
    Es geht wahrscheinlich darum indirekt Telefonsalden an Waehler zu verteilen um diese bei der Stange zu halten. Ich hab nen 7 USD Monatsvertrag der sich akkumuliert ausser die Freisprechminuten die verloren gehen wenn die nicht genutzt werden (von diesen verbrauch ich pro Monat maximal 10%).
    Ich sehe nicht den Sinn eines teuren iPhones ausser man ist Filmregisseur oder professioneller Fotograph. Da der Lateiner nur auf Aeusserlichkeiten achtet wie Image, Pomp, Aussehen, Preis der Sachwerte, grosse Autos mit aggressivem Kuehlergrill, etc. so ist natuerlich das neueste und teuerste iPhone ein Prestigeobjekt.
    Ansonsten wurde ja ad nauseum in diesem Pressemedium schon ja die Eigenart des Lateiners festgestellt, das oeffentliche Amt als Selbstbedienungsladen anzusehen – Sparschwein dass man in kuerzester Zeit pluendern muss solange man noch zutritt zum “Schweinerl” hat.
    Auch unter Mennoniten steigt sofort das Prestige wenn jemand mit nem iPhone vor anderer Leute Nasen rumwedelt – wie die heutige schwere Metalluhr des Chefs die in den Zeiten des Smartphones alleinig dazu dient “authoritativ das schwere Metallteil zum schrecken der Untergebenen auf den Tisch niederrasseln zu lassen” (als Authoritaetsbekundung und Eischuechterungsversuch). Ansonsten ist ja die klassische Armbanduhr heute obsolet da man die Zeit am Telefon ablesen kann.
    Das ist uebrigens ne positive Entwicklung dass die Armbanduhr durch das Telefon ersetzt wurde da man dann nicht staendig der Zeit hinterherlaeuft und gehetzt durch den Tag laeuft sondern da man das Smartphone eigentlich immer im Halfter stecken laesst richtet sich der Mensch mehr nach dem Sonnenstand (ausser die Smartphonesuechtigen). Ich schau am Tage in etwa 15mal auf das Smartphone wobei so in etwa 5mal dafuer draufgehen nach der Zeit zu schauen. In der Aera des Smartphones duerften die Menschen auch eher mal ueber die Zeit arbeiten als sie es in der Aera der Armbanduhr taten – man kriegt mehr getan seid dem die Armbanduhr obsolet wurde und seitdem das Smartphone diese ersetzt hat. So nicht alles moderne ist von negativer entwicklung.
    Ein Samsung der J-Serie fuer rund 100 US$ tut in etwa genau dasselbe wie das 1100 US$ teure iPhone 11 – in Paraguay noch teurer wegen dem Zoll und Transportkosten so dass in Suedamerika, Indien, etc. die iPhone rund 1500+ US$ kosten (es gibt in Paraguay ein Spezialzoll auf von amazon gekaufte Smartphones).
    Why Apple Products Are So Expensive Overseas https://www.youtube.com/watch?v=SdrP-t94Mj0

  2. In einem 4.Welt-Land wie Paraguay für die ehrenwerten Politiker nur das Beste. Demnächst kriegt jeder Stadtrat dann eine Mercedes C-Klasse aus Deutschland als Dienstwagen und auf keinen Fall die JAC-Karren.
    Wenn so ein arrogantes, egoistisch und narzisstisches Verhalten im Nachkriegsdeutschland an den Tag gelegt wäre, wäre Deutschland vielleicht heute ein hochverschuldetes Agrarland.
    Mein Vater hat mir erzählt, dass die Beamten früher nicht viel verdient hätten, dafür aber einen sicheren Job hatten, bis dann die SPD in den 70er Jahre den Kanzler stellte – dann gab es in einem Jahr 12 % Lohnerhöhung im öffentlichen Dienst. Damals konnte man es sich aber leisten, da die Wirtschaft boomte.
    In Paraguay boomt aber gar nichts – nur die Taschen der dekadenten Politiker, die sich einen Dreck um die Bevölkerung kümmert.

  3. Naja, in der Schwizt kriegt jeder Dorfpolizist das gleiche Henndi vom Steuerzahler geschenkt. Aber die Schwizt ist eines der reichsten Länder der Welt. Umgemünzt auf hiesig – in Infrastruktur, Korruption und Bildung mit afrikanischen Staaten vergleichbares Land – sollte demnach jeder Politiker ein Nokia 3310 erhalten.

      1. Ach ja, vielen Dank, wusste ich noch gar nicht.
        Also wenn du schon am Tüpflischissä bist. Hier noch ein kleiner Auszug von Duden:
        .
        krie­gen
        schwaches Verb – 1a. bekommen, erhalten; mit etwas bedacht, … 1b. jemandem (als Äquivalent, als Bezahlung … 1c. jemandem zugestellt, übermittelt werden
        bekommen, erhalten; mit etwas bedacht, versehen werden
        Beispiel
        ein Geschenk, eine Belohnung, einen Preis kriegen
        .
        Quelle:
        https://www.duden.de/rechtschreibung/kriegen_erringen_erhalten
        https://www.duden.de/suchen/dudenonline/kriegt

      2. Im Übrigen weiß ich schon warum ich als Westchinese investigativer Hauchdeutsch-Komment-schreiberling geworden bin: der Unterschied zwischen kriegen (im Sinne von Krieg) und kriegen (gleiches Wort im Sinne von “bekommen”) leuchtet auch mir als Westchinese noch nicht ganz ein. Wenn man wenigstens gemäß Duden das eine mit “ie” und das andere nur mit “i” schreiben würde.
        Das liegt wahrscheinlich an der Nähe Schwitz-Deutschland und der vorletzten Rechtschreibreform in Deutschland. Deutschland ist ja auch ein recht großes Land, dh. im Norden reden sie ganz anders als im Süden. Und die Bayern reden wie die… Bayern.
        Wahrscheinlich war es wirklich nicht in Luthers noch J. W. Goethes Sinne, dass man das Wort “kriegt (kriegen)” benutzt, sondern das Wort “bekommt (bekommen)” 🙂

        1. Für so was sind etymologische Wörterbücher da. Dort findet man Infos zur Herkunft und Bedeutung, sofern bekannt. In 2 verschiedenen Büchern steht dazu (aus alt- bis mittelhochdeutsch):
          kriegen: Vsw schwaches Verb std. Standardwortschatz stil. stilistisch (12. Jh.), mhd. kriegen, mndd. krigen, mndl. crigen, afr. krIga Stammwort. Z. T. stark flektiert, wobei Bedeutungsunterschiede, die zum Flexionsunterschied parallel sind, nicht klar erfaßt werden können. Die Bedeutung “bekommen” scheint aus “(sich) erkriegen” (zu Krieg) erklärbar zu sein, da sie aus dem gleichen Gebiet stammt, in dem auch erwerven “erwerben” zu werven gekürzt wird. Die Einzelheiten der Entwicklung bleiben unklar.
          .
          Krieg, m., mhd. kriec, kric, ahd. einmal chreg; das Wort hat im Mhd. noch vorwiegend die Bedeutung eifriges Widerstreben. Grundbedeutg nicht ermittelt.
          kriegen, mhd. kriegen u. krigen: von Krieg in der frühern Bedeutung (s. Krieg) widerstreben, zu erlangen trachten, erlangen. Die frühere starke Flexion noch in dem mundartlichen ich krag.

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