Waldbrände in Paraguay durch hohen Marihuana Bedarf beflügelt

Im Oktober des Jahres 2020 musste der Staat Paraguay den Notstand ausrufen. Waldbrände hatten in den Wochen davor den Großteil des Landes unsicher gemacht und in Schockstarre versetzt. Am Beginn des Monats wurden über 5.000 separate Brände registriert. Die Auslösung der Feuer sei allerdings nicht nur auf natürliche Ursachen zurückzuführen. Untersuchungen zufolge hätten kriminelle Organisationen vermehrt nach Flächen gesucht, um den illegalen Anbau von Marihuana durchzuführen.

Während viele Brände durch natürliche Einwirkungen wie Dürre und trockenes Wetter sich ohne Probleme und Überprüfung ausbreiten konnten, suggeriert ein neuer Bericht einer paraguayanischen NGO einen weiteren Einflussfaktor. Bereits im September bestätigte die Gruppierung, dass der Verdacht bestünde, viele dieser Brände seien bewusst gelegt worden. Neben agrikulturellen Gründen wird auch der geplante, illegale Anbau von Marihuana als Motiv genannt. 

Von offizieller Seite gab es bereits einige Zusammenstöße mit möglichen Straftätern. Das Ministerium für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung in Paraguay berichtete Mitte Oktober von einem Fall, bei dem Feuerwehrleute im Caazapá National Park bei der Löschung von Bränden gehindert worden seien – laut Sprechern des Ministeriums handelte sich dabei um bewaffnete Männer, die dem illegalen Geschäft der Kultivierung von Marihuana angehörten. Zwei Wochen zuvor hatten Stellvertreter der Feuerwehr im selben Naturgebiet bereits Brände gelöscht, für die sie jene Organisationen direkt verantwortlich machten.

Eine ähnliche Dynamik konnte in Paraguay bereits zur selben Zeit im Vorjahr festgestellt werden. Im Oktober 2019 hatte der Chef der freiwilligen Feuerwehr der Munizipalstadt Villarrica den Verdacht gehegt, dass vor kurzem aufgetretene Brände mit einer Freilegung für Anbauflächen von Marihuana in Zusammenhang stehen würde. 

Ein wesentlicher Grund, der für den schlagartigen Wachstum der einzelnen Plantagen verantwortlich ist, sei der große Bedarf von Marihuana von Endverbrauchern. Hauptverantwortlich ist laut Experten der immer beliebter werdende Inhaltsstoff Cannabidiol, welcher neben seiner Funktion als Schmerz- und Entzündungshemmer, Stimmungsaufheller und sogar Appetitzügler noch weitere gesundheitliche Vorteile verspricht. Aus diesem Grund vermelden vor allem Behörden in den Vereinigten Staaten und Europa einen vermehrten Bedarf an der Substanz. 

Paraguay ist zwar der größte legale Produzent der Region, verzeichnet allerdings selbst sehr niedrige Konsumierungsraten. Der Großteil des Anbaus geht an die Nachbarländer Brasilien, Argentinien und Uruguay, welche jeweils einen deutlich lukrativeren Markt bieten können. Dieses Potenzial wurde auch von illegalen Anbauern und Kultivierungsgruppen erkannt. Alleine die Behörden in Brasilien konnten bestätigen, dass im Jahr 2020 die Menge an beschlagnahmten, illegal angebauten Marihuna aus Paraguay drastisch gestiegen sei. 257 Tonnen wurden im Zeitraum von Januar bis September an den Grenzen von Paraná and Mato Grosso do Sul abgefangen. Im selben Zeitraum des Vorjahres belief sich die Menge lediglich auf knapp über 100 Tonnen.

Die Probleme in Paraguay sind diesbezüglich sehr vielseitig. Das Land hat bereits jetzt die zweithöchste Abholzungsrate in Südamerika. Die jetzigen Waldbrände, welche wohl die schlimmsten in der Geschichte des Landes sind, würden zusätzlich stark zu dieser Fehlentwicklung beitragen.

CC
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