Wenn die Vergangenheit einen einholt

Ciudad del Este: Eigentlich sollten Sachen, die vor 20 Jahren passiert sind, keine größere Rolle mehr im Leben eines Menschen spielen, es sei denn man ist in der Politik. Eine Frau, die sich große Ziele gesteckt hat, kommt nun in Erklärungsnot, warum sie Volksvertreterin werden soll.

Die Rechtsanwältin Liz Cristina Acosta Brítez (HC), die die Colorado-Liste für das Abgeordnetenhaus in Alto Paraná anführt, war 2003 zusammen mit ihrem damaligen Partner wegen Drogenhandels in Brasilien angeklagt worden. Die angehende Abgeordnete wurde in einem Haus in Foz de Iguazú verhaftet, wo 520 Gramm Kokain gefunden wurden.

Zwanzig Jahre nach ihrer Verhaftung in Brasilien wegen Kokainhandels kandidiert die Anwältin Liz Cristina Acosta Brítez (HC) als Kongressabgeordnete für Alto Paraná und führt die Liste der Colorado-Partei an.

Am 3. September 2003 wurde Acosta Brítez in einem Haus in der Paulo Stroke Straße 30 im Stadtteil San Gabriel in Foz do Iguaçu (Brasilien) verhaftet, wie aus offiziellen Dokumenten der brasilianischen Justiz hervorgeht.

Eine Einheit der Militärpolizei fand 520 Gramm Kokain, 21.425 US-Dollar, 9.966 Reais und 59.000 Guaranies sowie Geldscheine aus anderen Ländern.

Vor der Hausdurchsuchung nahm die brasilianische Polizei die brasilianischen Brüder Vilar Junior Martins da Cruz und João Adriano da Cruz auf der Straße fest, nachdem sie das Haus verlassen und erfolglos versucht hatten zu fliehen.

Gerichtsdokumenten zufolge lebten die brasilianischen Brüder in dem Haus, und Acosta Brítez war zu dieser Zeit der Partner von João Adriano.

João Adriano, alias “Baixinho”, gehörte der gefürchteten brasilianischen Verbrecherorganisation Comando Vermelho an, bis er laut damaligen Zeitungsberichten im Juni 2011 bei einer Konfrontation in Alto Paraná von der Nationalpolizei getötet wurde. Zu diesem Zeitpunkt liefen gegen ihn 11 Gerichtsverfahren wegen Drogen- und Waffenhandels, Körperverletzung, Totschlag, Diebstahl und krimineller Vereinigung.

Verurteilung in erster Instanz

In erster Instanz wurden die Brüder Da Cruz und die damalige Jurastudentin Liz Cristina Acosta Brítez zu drei Jahren Haft ohne die Möglichkeit einer vorübergehenden Entlassung und einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen verurteilt. Die Verurteilung erfolgte wegen Drogenhandels. Nach Angaben des Gerichts wurde das Kokain unter dem Bett des Paars Joao Adriano-Liz Cristina gefunden.

Die verurteilten Männer legten gegen das Urteil Berufung ein, über die von der Vierten Strafkammer des Gerichtshofs des Bundesstaates Paraná unter Mitwirkung der Richter Miguel Pessoa, Edvino Bochnia und João Kopytowsli entschieden wurde.

Das Gericht wies die Berufung der Brüder Da Cruz zurück und sprach Acosta Brítez frei.

“…im Gegensatz zum Verurteilungsbeschluss lässt die Faktenlage der Akte Zweifel daran zu, ob die Berufungsklägerin (Acosta Brítez) von der Lagerung und dem Handel mit Drogen wusste oder nicht…”, heißt es in einem Teil des zweitinstanzlichen Beschlusses. Dennoch war einer der beiden ihr Lebensgefährte und sicherlich wußte sie von dessen Arbeit.

Die Kandidatin der Colorado-Partei machte sich den Grundsatz “im Zweifel für den Angeklagten” zunutze, um aus dem Verfahren wegen Drogenhandels herauszukommen. Allerdings wurden ihre früheren Verbindungen zu Drogenhändlern offenkundig.

Streifzug durch die Politik

Acosta Brítez ging mit dem Zacarías-Clan in die Politik. Während der Departementsverwaltung des derzeitigen Abgeordneten Justo Zacarías Irún (HC) war Acosta Brítez Beamtin im Büro für Soziale Aktionen.

Bei den Kommunalwahlen 2021 kandidierte Acosta Brítez für die Colorado-Partei für den Stadtrat von Ciudad del Este. Sie unterstützte Ulises Quintana als Bürgermeisterkandidaten, dem Verbindungen zu dem mutmaßlichen Drogenhändler Reinaldo Javier Cabañas alias “Cucho” vorgeworfen werden.
Acosta Brítez wurde zwar nicht Stadträtin, aber im folgenden Jahr begann sie ein anderes Wahlprojekt, bei dem sie sich für einen Sitz im Abgeordnetenhaus interessierte. Bei den internen Wahlen im Dezember letzten Jahres war sie eine der meistgewählten Kandidatinnen für das Abgeordnetenhaus und führt die Liste der ANR an.

Acosta Brítez hatte eine sehr sichtbare Wahlkampagne mit ständigen Versammlungen und Wahlpropaganda in der ganzen Stadt durchgeführt. Sie machte jedoch nur 45 Millionen Guaranies als Wahlkampfkosten geltend.

Acosta Brítez erklärte, er sei weder in Brasilien noch in Paraguay gerichtlich vorbestraft, und übermittelte der Redaktion von Abc Color Dokumente, aus denen hervorgeht, dass er in keinem der beiden Länder verurteilt wurde.

Wochenblatt / Abc Color

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2 Kommentare zu “Wenn die Vergangenheit einen einholt

  1. Zentralsüdamerikanische Republik

    Besten hiesig Leistungsausweis und Reputation, um im Paragauy politisch Karriere zu machen. Nicht nur Angehörige der korrupten Colorado-Partei, deren Jefe der Ex-Tacumbú-Insasse und von USA als “erheblich korrupt” eingestufte Al Cartes ist, sondern kennt gar den Irun- und Quintana-Clan (Suchfeld ist oben rechts) persönlich. Von den Anschuldigungen Letzterer hört man auch nix mehr, dass hiesig Vollprofi-Prästeinzeitjustiz gewillt wäre, die Angelegenheiten nicht verjähren zu lassen. Keine Scham aller Beteiligten sich von Geldwäsche, Drogenhandel, Korruption, Schmuggel, Waffenschieberei zu distanzieren. So ehrlich sind se dann auch wieder, dass se nur auf dem Diente de Stockzahn gscheit grinsen.

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