Das Handwerk in Paraguay stirbt aus

Asunción: Wer heute in Paraguay einen Handwerker braucht, hat es schwer. Ein Trend, möglichst einen Beruf zu ergreifen, der mit möglichst geringem Aufwand viel Einkommen generiert, setzt sich durch.

Wer heute einen Maurer, Klempner, Elektriker oder anderen Fachmann aus dem Sektor braucht, muss lange suchen. Und günstig war einmal.

In Asunción ist ein Maurer unter 150.000 Guaranies am Tag nicht mehr zu bekommen, in ländlichen Gegenden sind es mindestens 100.000 Gs. Dabei besteht aber immer noch nicht die Garantie, dass die Arbeiten auch fachmännisch ausgeführt werden.

Acosta Pereda, Unternehmensberater aus Villarrica, Guairá, sagte, der Trend bei jungen Menschen gehe eindeutig zu einem Studium oder in die Selbstständigkeit.

„Körperliche Arbeit wird immer mehr verschmäht. Entweder man studiert, vornehmlich Jura oder wird selbstständig. In einem Supermarkt oder Geschäft muss man nur Kunden bedienen und macht sich die Hände nicht schmutzig“, sagte Pereda.

Die Folgen dürften absehbar sein. Geringes Angebot im Handwerksektor führt zu höheren Preisen.

„Ein guter Maurer oder Elektriker kann heute seinen Preis an der Nachfrage anpassen. Des Weiteren sind schon jetzt lange Wartezeiten einzuplanen, wenn eine Reparatur im Haus notwendig ist. Wer hier auf irgendjemand zurückgreift, wird wohl nur Pfusch geliefert bekommen“, erklärte Pereda.

Er führt die Schuld des Phänomens auf die Bildungsmisere im Land zurück und aber auch auf die Einstellung der Jugendlichen. „In der Schule muss man den Handwerksberuf schon attraktiver anpreisen. Viele Schüler haben aber auch gar kein Interesse, körperlich hart zu arbeiten. Es fehlt an dem Elan, bedingt durch unsere Medienwelt und den sozialen Netzwerken. Das Smartphone ist wichtiger als alle anderen Interessen“, beklagte Pereda das momentane auftretende Phänomen.

Wochenblatt / Radio Guairá AM 840

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20 Kommentare zu “Das Handwerk in Paraguay stirbt aus

  1. Ein Lachkrampf zum Frühstück, herrlich. Mal Hand aufs Herz. Von welchem “Handwerk” reden wir denn hier? Pfuschen auf Rechnung oder Fachhandwerk? Denn zweiteres ist mir hier noch nie untergekommen. Und natürlich wollen sie sich nicht die Hände schmutzig machen, ist es doch so anstrengend, sie wieder zu waschen. Denn arbeiten tun sie damit meist nicht. Von einem 8 Std. Arbeitstag sind locker 3 Std. Pause/Terere, wenn man nicht selber hinterher bleibt und was die Verarbeitung von Baumaterialien angeht, so behalte ich mir einen Kommentar vor und lass euch selber mal in Erinnerung schwelgen 😉

  2. Stimme total zu, ich hab in 13 Jahren hier noch keinen echten Handwerker gefunden, alles nur Maulhelden, denen ich als Heimwerker um Längen vorraus bin. Mit dem Maul können sie alles, aber was dann an Extrempfusch übrigbleibt hat oftmals Kindergartenniveau!

  3. Ja, gerade auf dem Handwerkssektor kann man sogar Wunder erleben, die uns DACHler sogar noch derart erschrecken, daß man Minderwertigkeitskomplexe bekommen könnte. Ich habe schon Dinge erlebt, wo mir ein “guter Elektriker” für häusliche Elektroinstallationen empfohlen wurde, und als der Mann dann zu mir ins Haus kam, erkannte ich ihn wieder als einen, der sich ein halbes Jahr vorher noch als “professioneller Maurer” angeboten hatte. Nun, das geht ja wie das Katzenmachen, in unseren Ländern dauert eine Lehrzeit normalerweise zwischen 3 und 3 1/2 Jahren, und in Praguay ist ein professioneller Maurer innerhalb eines halben Jahres zum “professionellen Elektriker” geworden. Nun gut, die Ergebnisse der Dienste, die diese “Professioinellen” anbieten sind dann auch entsprechend, was niemanden wundern darf, denn von nichts kommt nichts. Das Problem ist ganz einfach: in den meist kinderreichen paraguyischen Familien ist es notwendig, daß die “Mittesser” am Tisch so schnell und so früh wie möglich nicht nur verzehren, sondern auch ihren Teil an den Lebenshaltungskosten der Familie beitragen. Bezeichnend ist, daß sich sogar im obigen Artikel ein “Unternehmensberater” anbietet, der nicht viel Ahnung zu haben scheint. und sich nur deshalb zu dem nichtssagenden Satz versteigen konnte;: “„Körperliche Arbeit wird immer mehr verschmäht. Entweder man studiert, vornehmlich Jura oder wird selbstständig. In einem Supermarkt oder Geschäft muss man nur Kunden bedienen und macht sich die Hände nicht schmutzig“. Wenn der Herr Unternehmensberater einen Supermarikt als Kunde besucht, dann sieht er die dort Beschäftigten nur im Verkauf tätig und glaubt dann, dies sei die einzig zu verrichtende Arbeit in einem Supermarkt. Mit nur ein bisschen Fähigkeit zum logischen Denken müsste er (auch ohne seine angebliche Bildung oder Ausbildung, die er mit Sicherheit nicht genossen hat): zu folgendem Schluß kommen: . Gerade in einem Supermarkt gibt es alles. von der Logistik bis zur Verwaltung, von den körperlich schwersten Arbeiten wie Kisten schleppen über Produktion (z.B. Bäckerei und Konditorei bis zum Kassendienst und der Verwaltung, die eine Arbeit körperlich leichter, die andere dafür umso schwerer: die eine Arbeit schmutziger, als die andere, die man in Anzug und Krawatte verrichten kann. Nun, um seine “Stellung” und seinen “Platz in der Gesellschaft” zu rechtfertigen, schiebt er natürlich die Schuld auf Bereiche, denen er nicht angehört, statt etwas zu tun, was die von ihm angeprangerten Mängel verbessern könnte. Den offiziellen Beruf “Unternehmensberater” gibt es in Paraguay übrigens nicht. Es gibt allerdings private Universitäten oder Institute, die sich so nennen, die tatsächlich in rein theoretischem Unterricht, den sie dann auch noch recht teuer verkaufen, Interessierte zum “Unternehmensberater” heranbilden und ihnen nach Abschluß ihres “Studiums” einen Berufstitel überreichen. Nun, dann kann man auch Führerscheine erteilen aufgrund von bestandenen theoretischen Prüfungen. Es hat schon seinen Grund, warum z.B. in Deuschland ein Architekt seine berufliche Laufbahn mit einer Lehre als Maurer beginnt, und dann noch jahrelang als Maurer tätig sein muß, bevor er überhaupt daran denken kann, auf die Berufslaufbahn eines Architekten überwechseln zu können, und dann noch die Voraussetzungen erfüllen muß, die zu einem Universitätsstudium mit dem Ziel des Architeks überhaupt berechtigen. Deshalb gibt es ja auch in Paraguay öffentlicihe Gebäude, die nicht benutzt werden können, weil diese gerade mal ihr eigenes Gewicht aushalten und Gefahr laufen, mit einer Möblierung und dann noch mit dem weiteren “Iinhalt” des Gebäudes, zum Beispiel tätiges Personal und auch Leute aus der Bevölkerung, die die öffentlichen Stellen in diesen Gebäuden zu besuchen haben, eventuell auch mal “nachgeben” könnten. Wie viele Jahre wurde denn das riesige Gebäude des heutigen “Centro de Emergencia Medica” an der Gral Santos nicht benützt, aus demselben Grund?? Die Bildungsmiserie ist natürlich auch mit schuld an der Situation, aber der Herr “Unternehmensberater” könnte auch, statt nur mit unnützen Argumenten zu lamentieren, mithelfen, diese Situation zu verbessern. Um Probleme zu lösen, reicht es eben nicht aus, nach den Schuldigen zu suchen und diese anzuklagen. Was zu suchen ist, das sind Lösungen oder zumindest Lösungsvorschläge. Da lobe ich mir z.B. eine in Paraguay existierende Institution namens OMAPA, die gerade auf dem Gebiet der Schulbildung in Paraguay schon sehr viel geleistet hat. OMAPA existiert nun schon seit mind. 25 Jahren, wurde aber in der frühen Vergangenheit ihres Bestens immer nur angefeindet vom MEC (Bildungsministerium) Paraguays als eine lästige Konkurrenz, denn die einzige für Bildung zuständige Instiitution war ganz einfach schon von jeher das MEC, und da durte sich niemand einmischen. Wer sich über die OMAPA informieren will, kann dies gerne tun in der Webseite http://www.omapa.org/, denn die dazu notwendigen Erklärungen würden den Rahmen eines Kommentars hier im Wochenblatt vollkommen sprengen. Die OMAPA erreicht mit ihrer Arbeit inzwischen schon mehr als 400.000 Schüler in Schulen im ganzen Land, einschliesslich dem Chaco. Die Unterrichtsqualitäti in den mit der OMAPA zusammenarbeitenden Schulen ist in den letzten Jahren deutlich verbessert, und z.B. im weltweiten Vergleich war vor ca. 20 Jahren Paraguay stets auf einem Platz, der die 100 überschritt, während Paraguay heute zwischen Platz 50 und 60 liegt. Paraguayische Spitzenschüler haben auch bei internationelen Wettbewerben, an denen OMAPA teilnahm, weitweite Plätze zwischen 2 und 4 errungen, was diese positive Entwicklung nur bestätigt. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn künftig nicht nur MEC und eine beschränkte Anzahl von Schulen mit der OMAPA zusammenarbeiten würden, sondern auch gerade diese sogenannten “Unternehmensberater”, die dem Arzt gleichen, der zwar eine Krankheit seines Patienten erkennt, aber unfähig ist, etwas für die Heilung desselben zu tun.

    1. Wieder mal ein guter Kommentar Martin. Das mit OMAPA z.b. wusste ich nicht.
      Ich finde Unternehmensberater, von denen es in Deutschland ja auch zigtausende gibt, auch eher überflüssig, und es wäre mal interessiert zu wissen, was für Unternehmen er denn eigentlich berät.
      Jedenfalls hat er aber schon Recht, beim Lesen der Ueberschrift dachte ich auch zuerst: “Logo, wenn jeder nur Jura studieren will, um mit Labern Geld zu verdienen”. Und die Justiz funktioniert hier trotzdem (oder auch deswegen?) nicht.

      Aber zurueck zum Thema, die Fundacion Kolping bietet zumindest Kurse an (Schweissen, Drehen, Elektroarbeiten u.a.), was eine echte Ausbildung natuerlich nicht ersetzt, aber auch wurde schon hier berichtet die duale Ausbildung mit deutscher Hilfe einzufuehren. Es scheint also schon etwas Bewegung in die Sache zu kommen, aber das Bildungsministerium muss hier dringend am Ball bleiben und landesweit (!) solche Moeglichkeiten anbieten. In Caazapa oder San Pedro haben die Leute nichts von, wenn im teuren Asuncion die Musik spielt.

      Problematisch sehe ich auch die Mentalitaet einiger Paraguayer. Bei der Mittel- bis Oberschicht herrscht das Denken, das Handwerksarbeiten dem armen Pöbel zugerechnet wird, weil man die Haende schmutzig macht und so schlecht verdient.
      Mit wachsendem Wohlstand verschaerft sich das Problem noch weiter. Tatsaechlich gehen schon viele junge Leute in PY “studieren”, deren Eltern nicht die Moeglichkeit hatten.

  4. Ein Architekt ist in Deutschland immer ein studierter Bauingenieur, der dann nach mehreren Berufsjahren sich bei der Architektenkammer eintragen kann. Eine Baulehre ist vorher denkbar, aber nicht verpflichtend.

  5. Irrenhaus-Beobachtungs-Institut

    “Geringes Angebot im Handwerksektor führt zu höheren Preisen.”

    Dann können ja die ganzen Deutschen Wirtschaftsflüchtlings-Facharbeiter mit Handwerksausbildung rosigen Zeiten entgegensehen! 🙂

  6. Danke für deinen Kommentar, Philipp. Nun, klar hatte dieser Herr Unternehmensberater aus Villarrica mit einigen Kommentaren tatsächlich recht, aber einfach selbst zutreffende Beurteilungen abzugeben und es dann dabei zu belassen, ist eben nicht genug, wie bereits beschrieben. Er hätte zumindest auch einige Lösungsvorschläge anbringen können. Gut, daß hier die Idee des in Deutschland aus Notwendigkeit im Laufe der Jahrhunderte gewachsene und bestens bewährte Dual-System angesprochen wurde. Erschreckt nicht: das Dual-System ist in Paraguay bereits bestens bekannt und ist sogar im “Codigo laboral” (Arbeitsgesetz) schon seit Jahrzehnten verankert. Aber es ist, wie schon so vieles, was man in Paraguay gerade von Deutschland kopieren wollte, in dieser Form nicht durchführbar, weil man das System eben nicht orginalgetreu übernehmen wollte, das läßt natürlich der paraguyische Stolz nicht zu, eine Neuigkeit muß als paraguayisches Produkt verkauft werden können. Gerade für Handwerksberufe (vielleicht auch noch für einige Berufe mehr) gibt es die Möglichkeit, daß der Vater des meist minderjährigen Lehrlings (sorry: Azubi) mit der Lehrfirma einen Vertrag abschließt. Die arbeitsrechtlichen Punkte dieses besonderen “Lehrvertrags” sind vorgeschrieben, z.B. 1) der Lehrling erhält als Vergütung 60% des jeweils geltenden gesetzlichen Mindestlohns. 2) Seine höchste Arbeitszeitdauer pro Tag ist 7 Stunden 3) Für den Lehrling gilt die 5-Tage-Woche 4) An zwei Tagen der Woche hat der Lehrling bei SNPP theoretischen Unterricht, der auf den Lehrberuf des Azubi zugeschnitten ist. 5) Die Lehrfirma hat den Lehrling an den beiden Unterrichtstagen bei SNPP auf ihre Kosten freizustellen. 6) Der Lehrling darf nicht mit untergeordneten Arbeiten beschäftigt werden, wie z.B. Reinigungsarbeiten usw.usw., er darf auch nicht produktiv eingesetzt werden, denn er ist ja “Azubi”, er soll also ausschließlich lernen. So, genug von der Theorie. Wie sieht dies nun in der Praxis aus?? Der selbständige Handwerker hat Leute beschäftigt, die er selbst angelernt hat, die also in der Lage sind, für die Firma produktiv tätig zu sein. Ihre Arbeitszeit ist pro Tag 8 Stunden, und bei 6-Tages-Woche dann 48 Std. pro Woche. Seine Entlohnung ist der jeweils gesetzliche Mindestlohn, der ja auch laut Gesetz das Mindestarbeitsentgelt für 48 Stunden pro Woche ist. Der Lehrling dagegen ist in der Firma statt 48 Std. pro Woche nur 3 Tage zu je 7 Stunden anwesend, das sind 21 Stunden pro Woche. Nun könnte man meinen, dafür bekommt er ja auch weniger Geld. Jetzt hat wieder der Gesetzgeber das Wort. Um zu vermeiden, daß die Lehrfirma durch die wesentlich niedrigere Lohnzahlung an den Lehrling einen ungerechtfertigten wirtschaftlichen Vorteil geniesst, und außerdem, um die Kosten der SNPP für die berufsbezogenen theoretischen Unterrichte zu decken, müssen die nicht an den Lehrling zu bezahlenden 40% des gesetzlichen Mindestlohns an die SNPP entrichtet werden. So, jetzt haben wir es, und der Lehrherr fängt jetzt an, seinerseits seine wirtschaftliche Berechnung aufzustellung. Der angelernte Hilfsarbeiter bezieht den gesetzlichen Mindestlohn von Gs,. 2.041.123, das entspricht durchschnittlich pro Woche (3/13) Gs. 471.128 und pro geleisteter Arbeitsstunde Gs. 9.813. Der Lehrling dagegen kostet dann pro Stunde Anwesenheit (produktiv tätig darf er ja nicht werden) Gs,. 22.430, also das 2,3-fache des angelernten und produzierenden Hilfsarbeiters. Und was dann auch noch zur Praxis dazukommt: diese Jungs, die 2 Tage pro Woche bei SNPP die Schulbank drücken, erhalten dort auch das Unterrichtsfach “Arbeitsrecht”. Dort wird ihnen auch ausführlilchst erklärt, wie unterdrückt sie von den bösen Arbeitgebern werden, und welche rechtliche und auch unzulässige Möglichkeiten sie haben, sich gegen diese menschenunwürdige Behandlung zu wehren. Ich selbst habe Firmen kennengelernt, die trotz den ihnen bewußt gewesenen Nachteilen tatsächlich Lehrlinge genommen haben, und von denen will keine mehr einen Lehrling haben. Zum Beispiel haben in einer Bäckerei Lehrlinge, nur um sich zu rächen für die schlechte Bezahlung, während ihre gelernten Kollegen ja viel mehr Geld als sie bekommen, in eine grosse Teigmischmaschine für 100 kg Teig ein Kilo Salz noch zusätzlich in die laufende Maschine einwarfen. Nachdem dieser Teig dann trotz aller Versuche nicht aufgegangen ist, (das Salz tötet die Hefe ab), mußte der Lehrherr den ganzen Teig wegschmeissen. So, dies zu SNPP, denn nur der Unterricht bei SNPP wird als berufsbegleitender Berufsschulunterricht anerkannt. Es gibt daneben auch noch die Möglichkeit, Kurse für eine ganze Anzahl von Berufen bei Kolping zu belegen, nur gehen dorthin tatsächlich nur junge Leute, die tatsächlich etwas lernen wollen und mit finanzieller Unterstützung des Vater, und vielfach auch des Arbeitgebers, wenn dieser interessiert ist, seinen Leuten, die er selbst anlernt, noch einen theoretischen Unterricht zukommen zu lassen. Nur ist dieser Unterricht bei Kolping eben nicht zugelassen als berufsbegleitender Unterricht im Sinne des Arbeitsgesetzes. Deshalb bin ich auch der Meinung, daß gerade diese Unternehmens-Berater, falls sie also solche überhaupt errnstgenommen werden wollen, sich auch um Dinge kümmern, wie man diese Zustände eventuell beseitigen könnte.

    1. Wieder was gelernt!

      Anmerken moechte ich noch, dass das Verhalten dieses Unternehmensberaters eigentlich sehr typisch in Paraguay ist. Es werden Missstaende angeprangert, aber nicht wirklich was dagegen gemacht.
      Auch die ganzen Ernaehrungsberaterinnen im Fernsehen, mahnen staendig mehr Gemuese zu essen, aber hier auch mal guenstigere Preise gegen die Supermarktmafia durchzusetzen macht dann doch zu viel Arbeit.
      Immer nur hoert man “Hay que, hay que, hay que”.

  7. Das ist doch ganz einfach, Philipp. Diese “Mädchen”, die sich aufgrund eines theoretischen Kurzstudiums “Licenciada” nennen dürfen, glauben, damit haben sie der Menschheit und sich genug gedient, denn sie sind ja jetzt etwas. Deine Idee ist gut. Gerade diese Mädchen könnten sich doch z.B. regelmäßig mit der CAPASU (Camara de Supermercados) in Verbindung setzen und einige wenige Produkte, die gerade in diesem Moment genügend zu bekommen sind, mit einem “Sonderpreis” zu belegen, und dieses Sonderangebot begleiten mit einem Kommentar der Ernährungsberaterin, warum es wichtig und gesundheitlich nützlich ist, dieses Produkt zu konsumieren usw.usw.usw., und damit sogar für den Markt zu werben mit einem Slogan wie z,.B. “Supermercado XX cuida su salud”. So etwa müsste möglich sein mit 3 verschiedenen Produkten pro Woche. Aber die Fachkenntnissse gerade dieser Ernährungs-Spezialistinnen lässt auch sehr zu wünschen übrig, und mit solchen Aktien werden sie wenigstens nicht überfordert. Denn dieselben Leute, die auch ähnlich hochtrabende Titel tragen und bei INAN (Lebensmittelkontollabteilung des Gesundheitsministerium) arbeiten, und dort zuständig sind für die chemische Analyse verschiedener Lebensmittel, um diese auf ihre Unbedenklichkeit für den menschlichen Genuß zu kontrollieren und die entsprechenden Zulassungsregister zu erteilen, haben auch nur Ausbildungen genossen von Leuten, die selbst nur spärliche Kenntnise haben. So wurden vor wenigen Jahren in dieser Institution INAN Käse wie Camemberg, Brie usw.usw. als ungeniessbar abgelehnt. Auf die Frage, warum diese Käse ungeniessbar sein sollen, erfolgende die Erklärung: “Diese Käse sind bereits vollkommen verschimmelt und können deshalb leider für den Verkauf und den menschlichen Genuß nicht zugelassen werden.” Geschehen bei INAN in Asuncioin, Santisima Trinidad Ecke Itapúa.

  8. Wo werden Berufsleute in Paraguay ausgebildet? Wer nimmt so eine Pruefung ab? Noch schlimmer als die privaten Universitaeten die alle Diplome verkaufen!
    Solange keine unabhaengige Pruefungskommission die Abschlussarbeiten ueberprueft bleibt es auf dem Schulnivea(u) von Oberlehrer Dieter

  9. Im Endresultat nirgends. Und zwar weil man das schon gar nicht will. Man akzeptiert zwar die Hilfe anderer Länder, um nicht offen zugeben zu müssen, daß man das schon gar nicht haben will, und die von den helfenden Ländern in gutem Glauben zur Verfügung gestellten Lehrkräfte werden dann noch an ihrer Arbeit behindert und boykottiert. Ich habe persönlich als Zeuge handfeste Beispiele dazu beobachtet, und auch, daß von ausländischen Lehrkräften erteilte Unterrichte für paraguayische Schüler und andere Auszubildende von anwesendem Personal des Arbeitsministeriums dahingehend kontolliert werden, daß dieser Gringo den Schülern ja nicht zu viel beibringen möge, denn man habe im Ministerium handschriftlich die Unterrichtsgrundlagen erstellt, fotokopiert und an die Schüler verteilt, und nur dieses Material darf dann in den Unterrichten als Grundlage verwendet werden, nicht etwa von den ausländischen Lehreren aus freien Stücken aus deren Ländern mitgebrachtes Unterrichtsmaterial. Eigentlich wollte ich dieses Thema hier überhaupt nicht anschneiden, denn dadurch den Zweifeln und Fragen einiger Mitschreiben weiter oben vollkommen überflüssig gemacht, was nicht meine Absicht war. Will man also die Probleme der fehlenden und mangelhaften Berufsausbildung verbessern, ist die einzige Möglichkeit, diese nur aufgrund von Empfehlung und Vetterleswirtschaft, nicht aber aufgrund irgendwelcher vorhandener Fähigkeiten, in den Ministerien sitzen, kurzerhand zum Teufel zu jagen. Denn sie sind die Hindernisse, sie sind die Stolpersteine für eine positive Entwicklung des Landes. Leute mit guter Absicht gibt es auch in Paraguay mehr als genug, die aber gerade durch diese unnützen Sesselfurzer, die dieses Land nach ihren eigenen Interessen verwalten, nicht zur Geltung kommen können, da mit dieser Politiker lediglich das Volk “tumb” gehalten werden soll.

  10. Kim Bumsig und Karl Gerne

    Selbst mit meinen zwei linken Händen erledige ich nach entsprechenden Erfahrungen mit hiesigen Handwerksmeister sämtliche Handwerkskunst selbst: Sieht dann zwar genau so ScheiBe aus wie vom hiesigen Handwerksmeister erledigt, habe mich jedoch nicht an der Vergabe von Kinderarbeit schuldig gemacht.

  11. Das ist keine Lösung, zu wissen, ob nun Kim Bumsik und Karl Gerne diese oder jene Handwerkerleistung in Eigenarbeit ausführen können oder nicht. Man sollte schon beim Thema bleiben, das hier angesprochen wurde, um evtl. mit einer positiven Idee etwas positives beitragen zu können. Es wurden hier Mißstände angeprangert, mit gutem Recht. Es wurden bisher aber auch Teillösungsvorschläge vorgebracht, bzw. Ideen dazu. Bereits bestehende Anfänge wurden ebenfalls erwähnt, die es wert sind, unterstützt und publiziert zu werden. Ich nehme an, hier lesen nicht nur Einwanderer mit, die grösstenteils ohnehin nichts mit diesen Problemen zu tun haben wollen. Es gibt auch mehr als genug deutschsprachige Einheimische, die hier Dinge erfahren können, die sie bisher noch nicht einmal wußten, und vielleicht da oder dort positiv einhaken können.

  12. Hey Martin, selten so fundierte und informative Kommentare gelesen. Sehr aufschlussreich in jeder Beziehung. Und erklärt so einiges. Persönlich hatte ich auch schon den Eindruck, ob einer nun einen Berufstitel trägt oder einfacher Handwerker: Gesamtheitlich ausgebildet sind sie nicht die Paraguayer.
    Betreffend Problemlösung: Als es mich vor ein paar Jahren nach Paraguay verschlagen hat, da war ich noch großer Hoffnung etwas helfen zu können (sozial), sowie etwas zu erreichen (beruflich, selbständig). Diese Hoffnung ist verflogen und ich habe eingesehen, dass man absolut nichts machen kann, jedenfalls nicht ich.
    Sozial: Die wollen nichts was Plata kostet, sind zufrieden mit Bier, Musik und Fußball. Da kann ich keine Kurse geben, bin zu teuer als die Einheimischen, gibt es schon von irgend einem Privaten in irgend einem Quartier, der diese Kurse/Diensleistung seinen Nachbarn anbietet und ist glücklich, wenn er 100 Euro pro Monat damit verdient, wenn’s hoch kommt. Und ja, ich könnte sehr wohl Informationen vortragen und die Menschen dazu animieren in Handlung, Situationen und Kontexten zu denken. Und dies nicht nur in meinem Fachgebiet dem Pflücken von Karotten. Aber wer versteht schon das Ingles welches wir in DÖCH sprechen. Und Indisch kann ich eben zu wenig.
    Beruflich, selbständig: Das habe ich mich vergessen lassen. Die kommen, zwei dreimal in dein Geschäft, bezahlen, um zu zeigen, dass sie Plata haben und plump fragen sie dich beim viertem Mal, ob sie das auch später bezahlen können, sind doch schließlich deine Amigos, weil du sie schon zwei dreimal im Leben gesehen hast. Den Augen lese ich ab: Entweder du gibst mir das auf Kredit (den ich dir Trottel bestimmt nicht zurück zahle, was willst dann machen, hä, zum Betreibungsamt?) oder ich werde zuschauen, dass meine ganze Seilschaft deinen Laden nie mehr betreten wird. Außerdem gibt es in Paraguay bereits alles was es auch in Europa zu kaufen gibt. Dienstleistungen müsste ich günstiger sein als der Paragauyer, sonst sieht er keinen Grund diese Dienstleistungen beim Gringo zu tätigen statt beim Paisano. Auf meinem Berufsfeld sehe ich keine Möglichkeiten für mich. Dies mag in der Lebensmittel- und Fleischverarbeitung (Primär, Sekundär Wirtschaftssektoren) anders aussehen, das diese hierzulande immer noch Wachstum aufweist. Da bin ich auf mich nicht einmal böse, dass mir bis heute keine Lohnenswerte Geschäftsidee ersonnen ist. Vielleicht eine Streichholzfabrik? Zu beziehen in Einzelstücken (por unidad) auf Kredit (Quota)?
    Fazit: Ne, ich werde hier weder etwas für, noch mit diesen Amigos machen, die Mentalität ist einfach zu verschieden. Da liegen Welten dazwischen. Und ich bin Felsenfest überzeugt, dass ich mir dadurch viel viel Ärger und Betrügereien erspare.

  13. Das ist doch nun wirklich ein duemmlicher Vorhalt, Politiker wuerden einer Verbesserung der Bildung im Wege stehen. Die einzigen die dies verhindern, sind doch die Leute selbst in ihrer grenzenlosen Einfalt. Es gibt doch Informationen , Literatur, Filmwerke, Informationsveranstaltungen etc. in Huelle und Fuelle. Man kann doch, wenn die Ausbildung nicht so viel taugt, als Autodidakt taetig werden, wer sollte das verhindern?
    Es gibt hier auch viele Fachleute, die sich hier angesiedelt haben und gerne zu Hilfestellungen bereit sind. Aber solche Angebote werden doch, wenn ueberhaupt, nur halbherzig angenommen und dauerhaft nicht umgesetzt. Deshalb haben Buden keinen Ringanker und fallen um, koennen”Elektriker” keine Wechsel/Kreuzschaltung fuer einen Flur anschliessen, Stuehle und Tische wackeln wie Kuhschwaenze nach kurzer Zeit etc.pp. Aber Politiker habe ich da noch nicht entdecken koennen, die das behindern.

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