Das Schicksal: Nach vorn blicken und nicht zurück

Asunción: Vor fünf Jahren wurde Jessica Cabral Opfer eines Busunfalls, bei dem sie ihren rechten Arm verlor. Wie sie damit umging und wie sie heute lebt, lesen Sie hier.

Am 24. März 2013 saß Jessica Cabral Valdez, damals 14 Jahre alt, im Bus der Linie Guarambaré. Auf der Höhe von km 14 der Fernstraße 1 fuhr ein Bus der Linie 7 auf den ihrigen auf. Bei dem Unfall verlor sie den rechten Arm.

Jessica wachte im Krankenhaus auf und dachte das alles nur ein Traum war. Als sie merkte, dass ihr ein Arm fehlte wurde ihr bewusst, dass es nicht nur ein einfacher Traum war. Die zwei darauffolgenden Jahre war sie in psychologischer Behandlung, um mit ihrer neuen Situation umgehen zu können. Sie schämte sich, wollte das Haus nicht verlassen. Anstatt an ihren 15. Geburtstag zu denken hatte sie nur den amputierten Arm im Kopf. Nach dem Kampf mit sich selbst, beendete sie die Schule mit einem Bachiller für Buchhaltung. Ihre Schulkameraden behandelten sie rücksichtsvoll und respektvoll.

Der schwierigste Moment während der Abiturzeit war das Praktikum in einem Betrieb. Aber auch dieses überstand sie nachdem sie erklärte, welches ihre Beeinträchtigung ist.

Mit Hilfe des Ministeriums für Arbeit wurde sie an ein Geschäft auf dem Mercado 4 vermittelt, wo sie die Buchhaltung erledigt. Da wurde sie glücklicherweise genauso gut aufgenommen, wie erhofft. Ihr Tag beginnt um 05:00 Uhr, um den 06:00 Uhr Bus zu erreichen. Von 08:00 bis 18:00 Uhr arbeitet sie in dem Geschäft. Wie viele andere junge Menschen geht sie danach an die Universität, wo sie Kommunikationswissenschaften studiert.

“Seitdem ich klein war wollte ich Journalistin werden. Mir gefällt das Fernsehen aber auch das Radio. Was sie nicht ersehen kann sind Programme wo Möchtegern-Stars auftreten und reden ohne etwas auszusagen”, sagte Jessica, die Yolanda Park als Vorbild hat.

„Menschen die auch in meine Lage geraten“, bittet Jessica darum, „sich so zu akzeptieren wie sie sind. Auch wenn es bei ihr lange dauerte, es gibt keinen anderen Weg. Mit der zeit lernte ich alle Aktivitäten mit nur einem Arm, nur einer Hand, auszuführen. Vieles schien schwierig und doch war es lösbar. Mit dem Glauben an Gott war es einfacher“.

Jessica lebt mit ihren Schwestern in einer Meitwohnung. An den Wochenenden macht sie was andere Jugendliche auch machen. Sie hört Musik, geht in den Supermarkt, kocht und trinkt Tereré mit ihren Freundinnen. In 10 Jahren wird Jessica 29 sein. Dann möchte sie eine ihr Studium beendet haben und in dem Beruf arbeiten. Sie sieht sich jedoch nicht in einer romantischen Beziehung. In der Universität gibt es einige Leute die sie blöd ansehen, andere ignorieren sie sogar. Die Mehrheit jedoch nimmt sie genau so wie sie ist, nämlich eine weitere Studentin.

Bevor sie die Arbeit im Mercado 4 bekam, hatte sie schon mehrere Vorstellungsgespräche. Alle Arbeitgeber sagten ihr „wir werden uns bei ihnen melden“. Nötig gehalten hatte es keiner. Eine Art Diskrimination existiert, das ist klar. Vor fünf Jahren zeigte ihr das Leben den kalten Rücken. Sie jedoch ließ sich nicht davon beeindrucken und überstand alle Hürden. Was tausende Menschen suchen hat sie gefunden – Ein würdiges Leben.

Wochenblatt / Hoy

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5 Kommentare zu “Das Schicksal: Nach vorn blicken und nicht zurück

  1. Ich wünsche dieser vom Schicksal so hart getroffenen Jessica weiterhin viel Energie und Kraft. Ob der Arm wirklich amputiert werden mußte möchte ich schon ein bißchen in Frage stellen. Nach meinen Beobachtungen in vielen Jahren Paraguay komme ich zu der Annahme, daß hier relativ schnell amputiert wird. Ob das wirklich immer notwendig ist, mag ich bezweifeln. Vielleicht machen es sich die Ärzte manchmal zu einfach oder verstehen nicht eine komplizierte OP durchzuführen. Oder sie richten sich nach den OP-Kosten. Würde mich schon interessieren, ob diesbezüglich unter unseren Lesern entsprechende Erfahrungen gemacht werden konnten (mußten)

  2. Ihr Schicksal erinnert ein wenig an das von Frida Kahlo, die sich weigerte, aufzugeben!
    (Momentan wird wieder vonseiten der Redaktion schwer zensiert, gespannt, ob dieser Kommentar durchgeht)

  3. Wenn man es genau nimmt, ist es auch diskriminierend gegenüber anderen Opfern, dass sie den Job jetzt mit Hilfe des Ministeriums gefunden hat. Oder bekommt jeder, dem ähnliches passiert ist, Unterstützung von oberster Stelle?

  4. Simplicus, du solltest nicht auf alles so allgemein reagieren und antworten. Jedes Schicksal hat seinen Hintergrund. Und das was du sagst, das sie hier in Paraguay zu voreilig amputieren, kann ich mit Sicherheit nicht zustimmen. Ich bin einer von den Betroffenen. Hätten die Ärzte nicht so schnell reagiert, könnte ich dir jetzt nicht mehr schreiben. Und ich lebe auch schon schon 14 Jahre in Paraguay. Die andere Sache ist, das es teuer ist, hier ins Krankenhaus zu gehen. ‘Aber wo ist es das nicht. Auch drüben ist es teuer……aber auch nicht gerechtfertigt…..Fakt ist…ich hab jetzt auch ein Bein weniger, wie jeder zurecht kommt ist eine andere Sache……mir tut das Mädchen auch leid….aber , so wie sie denkt, wird sie zurecht kommen…..ich wünsche es ihr…..es ist nicht einfach, von einem zum anderen Tag damit zurecht zu kommen, wen einem ein Glied fehlt, aber es geht……ich spreche aus Erfahrung……also halte dich besser mit deinen Kommentaren aus solchen Themen fern…..

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