Die Sache mit den drei Pampelmusen

Asunción: Am 17. Mai dieses Jahres stieg ein Mann über eine Mauer, wohlwissend dass dahinter ein Baum mit Pampelmusen steht. Er pflückte drei, und packte sie in seinen Beutel. Dann kam der Eigentümer aus dem Haus gerannt und schoss. Der Mann floh.

Wenig später schnappte die Polizei ihn. Ein Nachbar gab dem Hauseigentümer Bescheid, dass ein Mann im Begriff war die Mauer zu übersteigen. Kaum auf der Wache N° 12 Metropolitano, wurde er wegen schweren Raubes angeklagt und verbrachte zwei Monate in der Zelle des Kommissariats. Richter Yoan Paul López sollte gestern über Hausarrest oder Haft in Tacumbú entscheiden und entschied sich für die Einweisung ins Gefängnis. Die leitende staatliche Strafverteidigerin, Blanca Ramirez, bat gestern Nachmittag den Richter erneut über Hausarrest zu entscheiden, da man das Pflücken der Früchte nicht als schweren Raub einstufen muss. Die Entscheidung dazu steht noch aus.

Das mediale Interesse am Pampelmusendieb mit dem Namen Arnaldo David Kemal Alvarenga, der eingestand, dass er sie Früchte Mitte Mai zwar pflückte aber auf dem Grundstück liegen ließ, war riesig und könnte, obwohl dies nicht der ausschlaggebende Grund seien sollte, vom Richter berücksichtigt werden. Tatsächlich regt sich die Bevölkerung in den sozialen Netzwerken aus einem anderen Grund auf. Einem einfachen Dieb von Pampelmusen kann man wegen nichts so lange hinter Gitter bringen während es der Staatsanwaltschaft partout nicht gelingt, die großen Fische anzuklagen oder gar zu verurteilen. Die Justiz funktioniert nur für die Armen, die Reichen legen selber ihre Spielregeln fest.

Richter Cristóbal Sánchez bezeichnete die Berichterstattung tendenziös und versicherte, dass Kemal nicht wegen des Raubes von Pampelmusen prozessiert wird, sondern wegen “versuchten schweren Diebstahl von Wertsachen”.

Wochenblatt / Última Hora

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14 Kommentare zu “Die Sache mit den drei Pampelmusen

  1. Ich dachte bisher, daß man auch auf seinem eigenen Grundstück auf niemanden (also auch auf keine Einbrecher) schießen darf, wenn der ungebetene Gast nicht unmittelbar den Eigentümer mit einer Schußwaffe bedroht. Demnach müßte sich ja auch der bestohlene Eigentümer vor Gericht verantworten, oder wird dieser von Amigos geschützt? Wer kennt sich etwas genauer mit der hiesigen Rechtssprechung aus, falls man Einbrecher auf seinem Anwesen überrascht?

  2. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen, aber leider, wie im Artikel beschrieben, heimsen sich die großen Fische, Millionen und Aber-Millionen ein und denen passiert nichts. Und so eine arme Sau, die 3 Pomelos mitgehen lässt, sitzt eh schon 2 Monate im Polizeigefängnis und soll jetzt nach Tacumbú? Haben die den Schuß nicht gehört, sind hier in PY die Politiker und Rechtsprechende verrückt geworden? Ich kann hier nur noch den Kopf schütteln…

  3. wenn die Sache ohne Bestrafung durchgeht, wird jeder, der einen Überfall durchführen will, dasselbe behaupten.:”Ich bin nur über die Mauer gestiegen, weil ich Pampelmusen essen wollte.”

    Natürlich ist er nicht über die Mauer gestiegen, weil er schauen wollte, ob man durch ein Fenster in das Haus eindringen kann. Oder durch die Balkontür. Natürlich wollte er auch nichts anderes stehlen oder nachts wiederkommen. Selbstverständlich hat es ihn auch nicht interessiert, ob im Garten oder im Schuppen irgend etwas Verwertbares herumsteht oder ob sich eine Frau dort sonnt, der man vielleicht bei der Gelegenheit “ein bißchen näher kommen könnte,”
    Nein, es geht nur um Pampelmusen. Jeder Einbrecher sollte sich das merken und ein kleines Kärtchen mit der Aufschrift in die Tasche stecken :”Wollte doch nur Pampelmusen essen!”

    Das könnte man dann nach Belieben herausholen, dem Richter zeigen und er würde das Verfahren einstellen, denn einen so harmlosen Wunsch ist sicher niemand abzuschlagen.

    1. genau so sehe ich das auch, keiner klettert über eine Mauer wegen 3 Pomelos, die er dann noch nicht einmal bei sich hatte. Wäre es nur deswegen gewesen, hätte es ihm sicher niemand verwehrt und ihm 3 oder auch 10 gegeben, wenn er gefragt hätte. Aber fragen ist nicht so das Ding von Pylern, nehmen was einem in die Hände fällt ist die Devise.

    2. Unerlaubtes Betreten eines Grundstücks ist in jedem Fall eine Straftat, egal, welchen Hintergrund derjenige hat sich in fremden Grundstücken herumzutreiben. Mit oder ohne Waffe spielt dann auch noch eine Rolle. Wie dem auch sei, wenn man für diese Straftat solch ein Strafmaß erhält, dann müssten einige Politiker 100 Jahre hinter Gitter. Da stimmt einfach die Verhältnismässigkeit nicht.

      1. @Tio malo:

        die Verhältnismäßigkeit stimmt ohnehin nicht. Es würde sich aber nichts verbessern, wenn man mit der Eintrittskarte “Pampelmusen essen” über jede Mauer klettern darf.

      2. Tio malo, es ist jedem klar, das hier mit 3 erlei Strafmaß gemessen wird. 1 sind die Großkriminellen, die niemals verfolgt werden. 2 sind die kriminellen, unter Drogen, die auf der Suche nach einem kick sind, da denen eh nichts passiert , weil irgend ein Verwandter ein hohen Einfluss hat, und ihn dann wieder rausboxt. 3 die “Kleinen”,die wirklich aus Hunger stehlen, werden eingebuchtet. Aber egal, wenn einer Dein Grundstück betritt, Du wehrst Ihn erfolgreich ab, wenn er geschnappt wird, ist seine Ausrede, er wollte nur 3 und wieso nur 3 Pomelos essen, aber gut weiter als bis 3 können die eh nicht zählen, Wie wäre Deine Reaktion, würdest Du sagen, ok, lasst Ihn frei, er bekommt die 3 Pomelos und Schwamm drüber?

  4. Ich hatte auch so einen Pomelobaum und wenn Saison ist, hat der Baum eine ganze Menge Früchte, die man gar nicht alle verbrauchen kann.. Dieser Dieb hätte ja auch klingeln können und fragen ob er drei Früchte haben kann. Normalerweise würde man was geben – allerdings kennt man ja den Spruch: Du reichst den Finger und sie wollen die ganze Hand. Der kommt am nächsten Tag wieder und will einen ganzen Sack oder dem seine Nachbarin kommt und will auch was. Naja, hier muss man dann sagen Nein!

    Der Mann hat in einem fremden Grundstück nichts verloren und soll seine Strafe bekommen. Ich kann den Unmut der Leute trotzdem verstehen: In seinem Fall trifft ihn die volle Härte des Gesetzes, und höchstkriminelle korrupte Politiker und dessen Freunde die massiven Schaden an die Volkswirtschaft anrichten, kriegen maximal 6 Monate Luxusgefängnis und dann bequemen Hausarrest, was keinerlei Strafe darstellt, weil sich diese Bastarde eh nie in der Öffentlichkeit blicken lassen.

    1. Philipp, weist Du denn, warum er über die Mauer geklettert ist und nicht gefragt hat ob er welche bekommen könnte? Mich fragen auch viele, ob sie Limonen, Pomelos und andere Früchte bekommen können, klar kein Problem solange ich habe aber keiner ist bisher deswegen über die Mauer geklettert. Du weist sicher auch, das Pyler im Lügen, Betrügen und Ausreden erfinden, Weltmeister sind.

  5. Kaneshapillai Kanagasuntharam

    Das mit Gesetzen, Legislative, Judikative und Exekutive muss man sich etwa wie im europäischen Kindergarten vorstellen: Die Kindergärtnerin weiß auch wie man ein Haus aus Lego baut. Das kann sie den Kindergärtnern noch lange verklickern. Diese werden die Legosteine trotzdem durch die Luft werfen, versuchen zu verkaufen, damit Papa und Mama zu ihrem 12-er Pack BilligPolarBier kommt oder es anfackeln. Polizei, Auslegung von Gesetz, Waffenbenutzung, Diebstahl, das ist alles relativ hierzulande. Je nachdem, welche Halbtageskindergärtner heute gerade Kindergartentag haben.

  6. Ich muss Eggi und dem Wahrheitssucher Recht geben, denn traue keinem Paraguayer. Ich habe doch selbst Erfahrungen gemacht, der Otto-Normal-Paraguayer kann nicht gut schlafen, wenn er nicht jemand übers Ohr gehauen hat. Natürlich hat er nichts auf fremden Grundstücken zu suchen, das ist und bleibt, wie schon erwähnt, eine Straftat. Man wird nie beweisen können, was er wirklich im Schilde führte. Im Zweifelsfall für den Angeklagten? Hier besser nicht, denn die Mehrzahl sind Halunken. Wie dem auch sei, habe gelesen, er wurde mittlerweile frei gelassen. Mal sehen, ob er wieder auf Pomelo Beutesuche geht.

  7. “Die Justiz funktioniert nur für die Armen, die Reichen legen selber ihre Spielregeln fest”
    super Satz, nicht nur in Paraguay- überall, anderseits ein abgegrenzte Privatgrundstück bedeutet bitte nicht betreten ohne Erlaubnis.
    Heinz1965
    9. Juli 2020 um 10:16 kann ich nur beipflichten

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