Asunción: Der Duft von gegrilltem Fleisch, das lebhafte Stimmengewirr zufriedener Gäste und die malerische Kulisse der paraguayischen Landschaft – der Traum vom eigenen Restaurant zieht viele an. Doch wer sich in Paraguay als Gastronom selbstständig machen möchte, steht oft vor einer Reihe von Herausforderungen, die weit über die Auswahl der perfekten Speisekarte hinausgehen.
Die Suche nach dem idealen Standort ist oft der erste Stolperstein. Während touristische Hotspots wie der Ypacaraí-See oder die Region um die Ybytyruzú-Berge ein hohes Potenzial bieten, sind die Mietpreise für Gewerbeflächen dort nicht selten gesalzen. In anderen, weniger frequentierten Gegenden locken zwar günstigere Konditionen, doch es fehlt möglicherweise an der nötigen Laufkundschaft. Die Entscheidung für den richtigen Ort ist ein Balanceakt zwischen Kosten und Erreichbarkeit.
Doch nicht nur die Immobilie selbst stellt eine Hürde dar. Die paraguayische Bürokratie kann sich als zäher Verhandlungspartner erweisen. Die Beantragung von Lizenzen und Genehmigungen für den Restaurantbetrieb erfordert Geduld, detaillierte Kenntnisse der lokalen Vorschriften und nicht selten die Unterstützung von ortskundigen Beratern. Dieser administrative Aufwand kann sich über Monate hinziehen und den Start erheblich verzögern.
Ein weiteres, oft unterschätztes Problem ist die Personalsuche. Qualifizierte Köche, aufmerksame Kellner und zuverlässige Küchenhilfen sind in Paraguay nicht immer leicht zu finden. Der Wettbewerb um die besten Talente ist hoch, und die Fluktuation kann eine ständige Herausforderung für die Betriebsführung darstellen. Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sind daher unerlässlich, um ein konstantes Qualitätsniveau zu gewährleisten.
Auch der Wettbewerb in der Gastronomieszene selbst ist intensiv. Von traditionellen Churrasquerias bis hin zu modernen internationalen Konzepten buhlen zahlreiche Anbieter um die Gunst der Gäste. Um sich in diesem Umfeld zu behaupten, bedarf es nicht nur einer exzellenten Küche, sondern auch eines einzigartigen Konzepts, einer überzeugenden Marketingstrategie und der Fähigkeit, sich den sich ständig ändernden Geschmäckern der Konsumenten anzupassen.
Die wirtschaftliche Stabilität Paraguays spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Schwankende Wechselkurse und steigende Preise für Lebensmittel und Energie können die Kalkulationen der Gastronomen empfindlich treffen und die Gewinnmargen schmälern. Eine vorausschauende Einkaufsplanung und flexible Preisgestaltung sind daher entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Nicht zuletzt stellt die Sprachbarriere für viele ausländische Unternehmer eine zusätzliche Herausforderung dar. Die Kommunikation mit Lieferanten, Behörden und dem lokalen Personal erfordert in der Regel gute Spanischkenntnisse. Wer diese nicht besitzt, ist auf Übersetzer angewiesen oder muss sich die Sprache mühsam aneignen.
Dennoch gibt es inspirierende Beispiele:
Trotz all dieser Widrigkeiten gibt es zahlreiche Gastronomen in Paraguay, die ihren Traum erfolgreich verwirklicht haben. Sie beweisen, dass mit Durchhaltevermögen, Kreativität und einer tiefen Leidenschaft für gutes Essen und Gastfreundschaft die Herausforderungen gemeistert werden können.
Ein ermutigendes Beispiel aus der Region. In der idyllischen Kolonie Independencia, im Herzen des Departements Guairá, haben Rosmary Bohnert und ihr Lebensgefährte David Rolon Cardone ein kulinarisches Paradies geschaffen: Das Restaurant und Hotel El Cacique / Vare’a off. Mit viel Leidenschaft und Engagement verwöhnen sie ihre Gäste mit einer vielfältigen Auswahl an köstlichen Speisen.
Ein weiteres Beispiel für Potenzial und Veränderung ist das Restaurant Oktoberfest in San Bernardino. Nach einer erfolgreichen Ära sucht der Eigentümer nun einen Nachfolger, der sein etabliertes Geschäft mit neuer Energie weiterführt. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0992/652830 melden oder persönlich vorbeikommen.
Es gibt aber auch Tiefschläge, wie Adolfo Pereira verkraften muss. 2019 hatte er seine Leidenschaft für das Grillen auf einer Expo in Melgarejo präsentiert und die Kundschaft war voll des Lobes. Nachdem er einige berufliche Veränderungen vornahm, arbeitet er nun bei einer Finanzdienstgesellschaft in Caaguazú, von Montag bis Freitag und erfüllte sich seinen Traum: Ein eigenes Restaurant in Melgarejo der Kolonie Independencia. Seit diesem Jahr ist es geschlossen und Pereira ist nur noch auf Events präsent. Angeblich sollen es die hohen Fleischpreise gewesen sein, die ihn zu diesem Rückzug veranlasst haben.
Dies unterstreicht, dass es immer wieder Chancen für neue Gastronomen gibt, sich in der paraguayischen Szene zu etablieren.
Fazit:
Die Selbstständigkeit als Gastronom in Paraguay ist kein leichtes Unterfangen. Es erfordert Mut, Ausdauer und die Fähigkeit, sich an die lokalen Gegebenheiten anzupassen. Doch wer bereit ist, die Herausforderungen anzunehmen und mit Leidenschaft und Engagement seine Vision zu verfolgen, kann in der vielfältigen und gastfreundlichen paraguayischen Gastronomielandschaft durchaus seinen Traum verwirklichen. Die Geschichten vom El Cacique und die Suche nach einem Nachfolger für das Restaurant Oktoberfest zeigen, dass es sowohl etablierte Erfolgsmodelle als auch neue Chancen für ambitionierte Gastronomen gibt.
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Vladislav
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