Interview mit Kattya González

Asunción: Aus einer Anwaltsfamilie stammend, wo sie es gewohnt war sich mit griffigen Argumenten durchsetzen zu müssen, kam sie vor zwei Jahren in den Kongress. Da angekommen glänzt sie mit klaren Ideen, korrektem Ausdruck und einer Portion Sarkasmus.

Sie als Stein im Schuh der Colorados zu bezeichnen trifft den Nagel auf den Kopf. Dass sie ankündigte sich eventuell als Präsidentschaftskandidat aufzustellen, wenn die Opposition sie unterstützt, brachte viele Colorados in Bedrängnis, da sie das Zeug dazu hätte und wahrscheinlich auch keinen unerheblichen Anteil an Stimmen für sich sichern könnte. Für sie ist es allerhöchste Zeit die Korruption zu verringern und diverse Reformen einzuleiten, die notwendig sind.

Vor einigen Tagen sagte sie der Presse, dass sie mit einem Sektor der PLRA gesproche und man ihr Unterstützung für die Kandidatur angeboten hätte. Wie gehen diese Gespräche weiter?

Es sind Gespräche mit Teilen der Partei, die dafür sind dass auf demokratische Weise eine Kandidatur ins Rollen kommt, ohne dass man von oben einen bestimmt. Dennoch werde ich mich nicht in die inneren Angelegenheiten einer Partei einmischen, da ich zu viel Respekt vor den Führern habe. Was ich kritisiere sind die Ideen nicht die Menschen. Jeder hat viel dafür getan da zu sein, wo er heute ist. Ein Oppositioneller in dem Land zu sein, wo schon immer die Colorado Partei regierte, war schon immer schwierig.

Wie muss sich die Opposition in 2023 artikulieren, um die Wahl zu gewinnen?

Wir als Land müssen im 21. Jahrhundert ankommen und das beste für die Einwohner schaffen. Wir müssen uns erst über die Konsens über umsetzbare Ideen finden, bevor wir ein Team aufstellen. Wenn die Opposition sich dessen nicht klar ist, hat sie keine Möglichkeit eine echte Alternative zur Colorado Partei zu sein. Da die Anhänger der Colorado Partei nicht einmal ihre Politiker mehr mögen ist der perfekte Moment um eine Wahl zu gewinnen. Es muss eine Alternative sein, mit der sich auch Colorados anfreunden können.

Was sind die hauptsächlichsten Herausforderungen für die kommende Regierung?

Das Paraguay nach der Pandemie kann nicht so weitergehen wie bisher. Es müssen strukturelle Reformen her, die bei Bildung, Gesundheit, Infrastruktur und Itaipú nicht halt machen.

Was glauben Sie wie steht das Land nach 5 Jahren Abdo-Regierung aus?

Marito ist nur ein Teil des Problems. Die Hauptverantwortlichen sind die politischen Clans der Colorado Partei, die keinen funktionierenden Rechtsstaat wollen und auf Demokratie pfeifen. Die Diktatur prostituierte sämtliche öffentliche Institutionen. Die Korruption ist das Einzige was demokratisiert wurde. Die Straflosigkeit für Politiker ist schon ein Muss. Unter diesen Konditionen auf Entwicklung zu hoffen ist ein Fehler. Wenn wir keine bessere Bildung bekommen , können wir niemals unsere Probleme lösen. Auch im Bereich Unsicherheit und Armut wurde nicht viel getan.

Wie sehen Sie ihre Aufgabe Opposition im Abgeordnetenhaus zu machen?

Die politischen Laster versteinerten in allen staatlichen Strukturen. Dank meiner Präsenz konnte ich die die fehlende Kompetenz der Kammer am eigenen Leib erleben, die nur dafür da ist, um die eigenen Interessen zu verfolgen. Ich denke die Opposition war nützlich für die Bürger als permanente Denunzianten. Dennoch ist mir bewußt, dass wir allein klein im Vergleich zu den anderen sind. Die Parteien wurden zu Religionen. Man wählt Farben ohne Gesicht, man wählt Nachnamen und Freundschaften. So kann es nicht weiter gehen. Die Mehrheit der Gesetze, die verabschiedet werden, kann man nicht in die Praxis umsetzen , weil sie zu widersprüchlich sind.

Was halten Sie von Horacio Cartes und seinem Einfluss in die aktuelle Regierung, den Kongress und die Staatsanwaltschaft?

EEs ist ein sehr mächtiger Mann, wirtschaftlich und politisch. Er nutzte seine Macht, um sich mit der Stammes-Funktionalität der Colorado Partei zu begünstigen. Wer nicht gekauft werden kann, wird kasteit. Dies verschafft ihm Macht und Effizienz. Es ist ein Hindernis für den Aufbau einer Demokratie, weil man dafür mehr als eine Meinung zulassen muss. Tollend in dem Alter zu erwarten ist töricht. Wenn die Bevölkerung nicht widerstehen kann und sich erneut für Kleingeld kaufen lässt, sind wir verloren.

Wir leben in einer Macho Gesellschaft. Kann eine Frau Präsidentin werden?

Es ist die Zeit der Frauen und die Männer müssen dies nur anerkennen. Unsere Gesellschaft muss sich entwickeln und Aufteilung und Demokratie zulassen. Eine Frau sollte nicht weniger Rechte als ein Mann haben, ganz gleich in welchem Bereich. Kapazität und Wille haben wir mehr als genug.

Wochenblatt / Última Hora

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5 Kommentare zu “Interview mit Kattya González

  1. Ich sehe Frauen als Führungspersonen oft skeptisch, aber Katja Gonzalez dürfte eine der wenigen Ausnahmen sein. Sie führt ihren korrupten und kriminelllen Kollegen den Spiegel vor und spricht die Probleme deutlich an. Das ist sehr selten bei Frauen, die normalerweise lieber gemütlich im Strom mitschwimmen.
    Bei den Colorados gibt es nicht mal ansatzweise ein Weib, der Gonzalez das Wasser reichen könnte.

  2. Ob Linken und Farrear nicht in den Genen liegt und sich durch einen Führungswechsel hier viel ändert außer der Verlagerung der Korruption in andere Family-Clans ist mehr als fraglich. Trotzdem meine volle Unterstützung. Gut, für was sie sich einsetzt. Ob es etwas bringen würde bleibt bei mir fraglich. Klar ist, dass sie nie zur Regierungsjefin gewählt werden wird. Zwar denken viele Paragauyaner wie sie, denn weiß ja jedes Kind, wie korrupt dieses Land ist, doch wenn es um den eigenen Vorteil geht, da wird sich nichts ändern.

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