Staatsanwalt Aldo Cantero unterbrach seinen Urlaub, um sich um die Klage von HC anzunehmen

Asunción: Der Januar gilt allgemein als Urlaubsmonat, was zur Folge hat, dass nicht nur schulpflichtige Kinder sondern auch der komplette juristische Sektor, Gerichte und Staatsanwaltschaft im Urlaub sind, ausgenommen von einer kleinen Notbesetzung.

Am 23. Januar 2024, also eine Woche vor Ende der „Feria judicial“ ersuchte die stellvertretende Staatsanwältin Patricia Rivarola den Generalstaatsanwalt Emiliano Rolón um die Erlaubnis, dass der im Urlaub befindliche Staatsanwalt Aldo Cantero in die Ermittlungen in der Rechtssache Nr. 6869/2023 mit dem Titel “Ungenannte Person/Falsche Anzeige und andere” eingreift, die vom ehemaligen Präsidenten Horacio Cartes eingereicht worden war.

Die Klage führte schließlich zur Anklage des ehemaligen Präsidenten Mario Abdo Benítez und acht seiner Mitarbeiter.

“Der Antrag wurde in Anbetracht der Tatsache gestellt, dass es notwendig ist, dringende und unaufschiebbare Verfahren im Rahmen der oben genannten Strafsache durchzuführen, und dass der Bevollmächtigte Aldo Cantero im Urlaub ist”, heißt es in dem von Rivarola unterzeichneten Dokument.

Am selben Tag genehmigt Generalstaatsanwalt Rolón Cantero seinen Urlaub zu unterbrechen und an dem Fall teilzunehmen, der auf der von Cartes eingereichten Klage basiert, unter der Schirmherrschaft von Rechtsanwalt Pedro Ovelar.

Aldo Cantero bewegt sich ohne Zeit zu verlieren

Bereits am 24. Januar 2024, also einen Tag nach der Genehmigung, seinen Urlaub zu unterbrechen, bat der reaktivierte Staatsanwalt Aldo Cantero die Richterin Clara Ruiz Díaz um die Erlaubnis, Daten aus E-Mails und Computern des Sekretariats für die Verhinderung von Geldwäsche (Seprelad) zu extrahieren.

Die Richterin gab dem Antrag noch am selben Tag mit ungewöhnlicher Eile statt.

Ein weiteres Beispiel für die Schnelligkeit, mit der Cantero vorging, war sein Antrag vom 25. Januar 2024 an dieselbe Richterin Clara Ruiz Díaz, die Sachverständige María Victoria Fleitas zu vereidigen. Ursprünglich war dieses Verfahren für den 31. Januar 2024 angesetzt.

Am selben Tag, an dem Staatsanwalt Cantero den Antrag stellte, stimmte Richterin Ruiz Díaz erneut zu und setzte einen neuen Termin für die Vereidigung der benannten Sachverständigen auf den 26. Januar 2024 fest.

Laut dem von Staatsanwalt Cantero vorgelegten Dokument ist der Antrag auf Vorverlegung der Vereidigung der Expertin darauf zurückzuführen, dass die ihr übertragene Arbeit “eine schwierige Aufgabe” sei und es “entscheidend wäre, das Ergebnis der Datenextraktion in kürzester Zeit zu erhalten“.

In der Genehmigung der Richterin Clara Ruiz Díaz hieß es aber im untersten Abschnitt, dass der Verteidiger der Personen, gegen die ermittelt wird, benachrichtigt werden soll und dass dieser den Sachverständigen auswählen soll, der die Daten vom Seprelad Server extrahiert. Staatsanwalt Cantero hatte niemals die Freigabe diese zu informieren, weswegen er diese klare Anordnung flegelhaft überging.

Cantero und Grisetti: abgezogen von der HC-Sache

Staatsanwalt Cantero und Giovanni Grisetti, der andere an diesem Fall beteiligte Staatsanwalt, sind nach dem Skandal um die Chats zwischen Cantero und Pedro Ovelar, dem Anwalt von Cartes, von den Ermittlungen abgezogen wurden.

Liliana Alcaraz wird als Zeugin vorgeladen

Liliana Alcaraz, ehemalige Anti-Korruptions-Staatsanwältin und derzeitige Exekutiv-Sekretärin von Seprelad, wird von Kommissar Luis Gustavo López, einem der Zeugen, als eine der Kontaktstellen im Gafilat-Netzwerk genannt, als die “Lecks” auftraten.

Die Staatsanwälte Aldo Cantero und Giovanni Grisetti, die die Anzeige von Horacio Cartes untersuchten, die zur Anklage des ehemaligen Präsidenten Mario Abdo Benítez und seiner Mitarbeiter führte, riefen mehrere Zeugen auf. Angeblich ging es darum, herauszufinden, wer die Information weitergegeben hatte, dass die Generalstaatsanwaltschaft von Panama Berichte über Cartes und seine Unternehmen angefordert hatte.

Kommissar López, einer der Kontakte des Gafilat-Netzwerks zwischen Dezember 2021 und Februar 2022, sagte in seiner Aussage, dass eine weitere Kontaktperson in Paraguay Liliana Alcaraz war. Ihr Name taucht jedoch weder in den Seprelad-Berichten auf, die sie unterschrieben hat, noch wurde gegen sie in diesem Fall ermittelt.

Früher ermittelte sie als Staatsanwältin gegen Cartes, mittlerweile ist sie die Seprelad Vorsitzende und soll einerseits darauf achten, dass keine weiteren Geheimnisse ans Licht kommen, andererseits aber auch aus dem Visier der Ermittlungen gehalten werden.

Wochenblatt / Abc Color