Vertrauen ist gut, Kontrolle weitaus besser

Asunción: Eine Privatklinik wurde vor fünf Tagen vom Superintendent des Gesundheitswesens geschlossen, weil sie alternative Medizin zur Covid-19 Behandlung anwendeten und dabei zwei Patienten verstarben, darunter ein Ex-Abgeordneter. Hier ein Tatsachenbericht.

Die Klinik La Veró, gelegen an der Straße Herrera nahe Estados Unidos, wurde kürzlich geschlossen, weil sie eine abgelaufene Lizenz hatte und zudem Methoden anwendeten, die tödlich waren. Der Chefarzt Dr. Aurelio Espínola Caballero wurde zudem wegen Mordes angeklagt, weil er mit einer analen Ozontherapie (Rektale Ozon-Insufflation) den Covid-19-Virus bekämpfte, was jedoch nicht zum Erfolg führte.

Durch solch fragwürdige Behandlungsmethoden verstarb am 22. August letztes Jahres schon der Ex-Abgeordnete Fernando Nicora López Moreira (PLRA). Jetzt jedoch summierten sich zwei weitere Opfer dazu.

Heute trauert die Familie Benítez Barriocanal um zwei ihrer Mitglieder, nachdem sie von einem Arzt überredet wurden, an einer alternativen Behandlungsmethode teilzunehmen, die angeblich schon ihm selbst das Leben rettete.

Die Aussage der jungen Sara Benítez ist schrecklich. Ihr Vater wurde für 10 Tage in die La Veró Klinik eingeliefert und ihre Großmutter 26 Tage, wo beide eine alternative rektale Ozontherapie zur Heilung von Covid-19 erhielten.

Sara Benítez sagte in einem Interview mit Radio UNO 650 AM, „dass Dr. Aurelio Espínola, Inhaber der Klinik, seit Jahren Hausarzt und enger Freund ihres Vaters sei. Mein Vater hat sich mit ihm beraten, wenn er irgendwelche Beschwerden hatte und sie waren lange Zeit enge Freunde“.

Zuerst begann ihre Großmutter, die Symptome von Covid-19 (Fieber und Müdigkeit) zu haben. Da die öffentlichen Krankenhäuser überfüllt waren und die privaten sehr viel Geld für den Krankenhausaufenthalt verlangten, beschlossen sie, sie in die Klinik La Veró zu verlegen. „Mein Vater brachte sie zu seinem Vertrauensarzt. Ein paar Tage später begann mein Vater auch leichte Symptome zu zeigen und wurde auch zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert“, so Sara Benítez

Laut Benítez wurden auf Empfehlung von Dr. Aurelio Espínola, der der Familie jederzeit die erzielten Ergebnisse garantierte, alternative Behandlungen vor Ort durchgeführt. „Er erzählte uns, dass auch er sich einer Behandlung unterzog, als er dem Tode nahe war und dass er sich erholt hat. Angesichts des blinden Vertrauens, das mein Vater in ihn hatte, unterzogen sie sich den Behandlungen“, fügte sie hinzu.
Auffallend an dem Fall ist, so die Denunziantin, dass die Krankenberichte, die sie täglich aus der Klinik erhielten, sehr gut waren, aber als sie ihre Angehörigen sahen, niemals eine Besserung vernehmen konnten, im Gegenteil, es wurde immer schlimmer.

„Jeder Tag kam ein anderes Versprechen und eine neue Lüge. Sie haben uns jeden Tag belogen, sie haben uns falsche Hoffnungen gemacht, ich weiß nicht, ob sie die Analysen verfälscht haben, in denen sie uns gezeigt haben, dass alles in Ordnung ist, dass sich alles zum Besten entwickelt. Wir wollten sie aus der Klinik holen, aber Dr. Aurelio hat uns immer gesagt, dass es ihnen gut geht, sie sich von der Krankheit erholt haben und kurz davor stehen, das Krankenhaus zu verlassen. Wir haben dem Wort des Arztes geglaubt, der uns die ganze Zeit belogen hat”, sagte Sara Benítez

Ihre Großmutter Miguela Barriocanal Benítez (72) wurde nach 26 Tagen Krankenhausaufenthalt entlassen. Im Klinikbericht hieß es, der Patient sei bereits in optimalem Zustand und brauche nur noch etwas Ruhe. Als sie jedoch sah, dass sich ihr Zustand sehr verschlechtert, brachten sie sie in das Sanatorium Santa Bárbara, um vorbeugende Untersuchungen durchzuführen. Die Ergebnisse waren völlig anders als die, die sie von der Klinik La Veró erhielten. Die Frau wurde in das Sanatorium Santa Bárbara eingeliefert und starb fünf Tage später ebenfalls.

Im Fall ihres Vaters erklärte die Tochter, dass sie immer darauf bestanden habe, ihn an einen anderen Ort zu bringen, wenn sie sahen, dass sich sein Zustand nicht besserte. „Ich sagte ihm: „Papa, lass uns gehen“, aber er sagte mir: „Aurelio ist mein Freund, er wird mich nicht anlügen““, erinnerte sie sich. Trotz seiner Weigerung begannen sie, sich woanders einen Platz zu suchen. Schließlich wurde er ohne Entlassung aus der Privatklinik in das Nationale Krankenhaus von Itauguá verlegt.

Laut der jungen Frau war der medizinische Bericht des öffentlichen Krankenhauses jedoch verheerend. „Von Anfang an haben sie uns gesagt, dass wir keine Lebenserwartung haben sollen. Der erste Bericht aus dem Krankenhaus war Lungensepsis. Der zweite Bericht war ein septischer Schock. Sie gaben uns 0 % Überlebungschance“, beklagte sie.

Die Familie Benítez Barriocanal bittet nun um Erklärungen für den Tod der beiden Familienmitglieder, die in eine dafür nicht zugelassene Klinik eingewiesen wurden und an denen eine experimentelle Behandlung – bisher ohne wissenschaftliche Bestätigung – durchgeführt wurde.

Bei einer rektale Ozon-Insufflation wird über einen Darmkatheter das Ozon-Gemisch über den Anus (Darmausgang) in das Rektum (Enddarm) insuffliert. Diese Methode gehört bestenfalls zur Naturheilkunde und ist medizinisch nicht anerkannt, wenngleich Ozon Bakterien, Viren und Pilze tötet und deswegen in der Medizin zur Desinfektion von Wunden verwendet wird. Es reagiert mit der Zellmembran und erhöht deren Durchlässigkeit, gleichzeitig verbessert es die Bindung von Sauerstoff an Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und damit seinen Transport.

Wochenblatt / Radio Uno / arzt-naturheilkunde.de

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2 Kommentare zu “Vertrauen ist gut, Kontrolle weitaus besser

  1. Es bleibt festzustellen, daß beide Patienten starben nachdem sie in andere Kliniken eingewiesen wurden.
    Aus dem gefuehl heraus koennte das mit dem Ozon funktionieren, wobei ich fuer das einatmen plädiere, statt es aus der anderen Richtung zu versuchen?

  2. Das ist grauenvoll! Mir fehlen teilweise die Worte.
    Eine abgelaufene Lizenz ist schon einmal eine Sache, und ich will gar nicht wissen, wie viele Kliniken ihre Lizenzen nicht erneuern lassen. Testergebnisse zu verfälschen ist nochmal ein ganz anderes Kaliber. Ich würde hier auch von Mord und/oder unterlassener Hilfeleistung sprechen.
     
    Wer Naturheilkunde oder alternative Behandlungsmethoden ausprobieren oder nutzen will, soll dies tun und das sollte man m.M.n. auch respektieren. Es ist aber wichtig den Überblick zu behalten, und vor allem mit ehrlichen Ärzten zu tun zu haben. Mein ehemaliger Hausarzt hat mich gebeten ins Krankenhaus zu gehen, weil ich auch viel zu spät zu ihm kam und er gemerkt hat, dass meine Krankheit so weit fortgeschritten war, dass seine Behandlung die Schmerzen linderte, aber das Fortschreiten der Krankheit nicht mehr stoppen konnte. Im Krankenhaus wurde ich weiter mit seiner Methode behandelt und aber auch mit Medikamenten, die Ärzte waren sehr offen und fürsorglich. Nach meiner Entlassung sprachen mein Hausarzt und ich den Verlauf und die Testergebnisse der Behandlung durch, und ich habe gelernt stets gleich zu handeln, wenn ich mich auf natürliche Basis behandeln lassen möchte und aber auch die Schulmedizin anzunehmen, wenn meine favorisierte Methode nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.
    Der Mann ist nicht mehr mein Hausarzt, weil ich inzwischen einfach zu weit weg wohne, aber es war hier in Paraguay und ich war dann im Gesundheitszentrum meiner damaligen Heimatstadt.