Massiver Rücktritt von Richtern bringt das ganze Justizsystem in Schwierigkeiten

Asunción: Innerhalb von zwei Wochen sind 11 Richter zurückgetreten und bei weiteren 14 sind Gesuche für den Ruhestand eingegangen. Dem Justizrat liegen 83 Auswahllisten vor und jeden Tag summieren sich die Zahlen. Das Szenario hat politische Untertöne.

Praktisch 10 Prozent der Richterposten im Land sind vakant, da viele Richter zurücktreten, um von der Pensionierung zu profitieren, was die Justiz in Schwierigkeiten bringt und vorläufig die Posten neu besetzt werden müssen, bis dann endgültig eine Auswahl getroffen ist.

Der Rat der Magistratur, ein Gremium, das die Auswahllisten zusammenfasst, besteht aus einem Minister des Obersten Gerichtshofes, einem Vertreter der Exekutivvertreter, einem Senatsvertreter, einem Abgeordnetenvertreter, zwei Anwälten und zwei Professoren von juristischen Fakultäten.

Aufgrund dieser Zusammensetzung hat die Wahl einen äußerst politischen Charakter, da sie bedeutet, dass die Mehrheit der derzeitigen Richter der Colorado Partei angehört.

Laut Delio Vera, Vorsitzender der Richtervereinigung Paraguays, gibt es mehrere Ursachen für die vielen Rücktritte. Einer davon ist mangelnde Motivation, sei es aufgrund des Gehalts oder der Stabilität, da sie oftmals versetzt würden.

Hinzu kommt der Regierungswechsel, der es ermöglicht, die Form der Pensionierung der Richter zu variieren. Laut Gesetzesdekret Nr. 23 von 1954, das einen Artikel der Verfassung von 1940 zitiert, gehen sie mit 24 Beitragsjahren, 50 Jahren und 94 Prozent ihres letzten Gehalts in den Ruhestand. Es gibt auch Angebote, andere Funktionen zu übernehmen, was zum Rücktritt führt.

Sie sagen, dass Richter von der Presse und der öffentlichen Meinung kaum verstanden werden, insbesondere in der von ihnen geforderten Gehaltsfrage. Hinzu kommt, dass sie am stärksten kontrolliert werden. Insgesamt gibt es sieben Aufsichtsbehörden, denen die Richter unterliegen.

Laut Vera sind von 2020 bis Ende letzten Jahres 110 Richter zurückgetreten, Positionen, die noch nicht besetzt sind. Am 14. Juni traten zwei Richter, sieben Kammerrichter und ein Friedensrichter zurück. Am 21. Juni erklärte der Oberste Gerichtshof die Posten von zwölf Richtern und zwei Friedensrichtern für vakant, da ihre Amtszeit abgelaufen sei. Zudem traten ein Richter und ein Staatsanwalt zurück.

Dr. Óscar Paciello, Präsident des Justizrates, behauptet seinerseits, dass sich die Zusammenstellung der Auswahllisten aufgrund aller Anforderungen wie Wissenstests und Bewerbungsgespräche verzögert.

Sobald die Auswahllisten zusammengefasst und an den Obersten Gerichtshof übermittelt wurden, hat das Plenum 30 Tage Zeit, um einen von ihnen zu wählen, der dann vereidigt werden muss, um seine Positionen zu besetzen.

Gesetz von 1954 mit 94 % des Gehalts:

„Das Recht auf ordentliche Pensionierung gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzesdekrets erwerben: Die Mitglieder des Obersten Gerichtshofs, die Mitglieder der Berufungsgerichte, die Mitglieder des Rechnungshofs, die Richter erster Instanz, die Friedensrichter aller Kategorien, der Generalverteidiger für Minderjährige, Pflichtverteidiger für Gefangene, die Vertreter der Staatsanwaltschaft, die Sekretäre der Gerichte und Tribunale, die mindestens 24 Dienstjahre in der Justizverwaltung und das 50. Lebensjahr vollendet haben. Gemäß Gesetzesdekret 23/54 beträgt die Pension 94 % des zuletzt gezahlten Gehalts“.

Wochenblatt / Ultima Hora

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7 Kommentare zu “Massiver Rücktritt von Richtern bringt das ganze Justizsystem in Schwierigkeiten

  1. Wer würde da nur eine Minute zögern mit 50 Jahren mit fast vollen Bezügen in Rente zu gehen?
    Die Staatskosten sind so aufgebläht, da muss man sich nicht fragen warum die Strassen hier ein schlimmeren Zustand haben wie in Afrika.

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  2. Zufälle gibt es halt noch im Paraguay. Zufällig kommt bald der neue Colorado-Dirigent, der Al Cartes Staatsorchester leitet, an die Macht und zufällig gerade dann wollen alle Violinisten, Bassisten und Querflötenspieler zurücktreten, weil se mittels Einmalzahlung schon für den Rest des Lebens ausgesorgt haben, um ein paar neuen Violinisten, Bassisten und Querflötenspieler-Amigos des Korruptie-Colorado-Orchester Platz zu machen. Ja, Zufälle gibt es halt noch im Paraguay.

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  3. Wenn so ein Mangel an Gerechtigkeit sprechender Personen in PY herrscht, da habe ich eine Idee:
    In diesem Forum gibt es einige Koryphäen gibt, sollte man dies doch aus diesen Reihen abfedern oder wenigstens mildern können.
    Der Posten des Friedensrichters ist allerdings schon fest verplant.

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    1. Dort kann man sowieso jeden hinsetzen und so wird es ja auch gemacht. Es kann also gar nicht schlechter werden wenn Wochenblattkommentaristen ernannt würden. Modernisieren heisst lediglich mehr Frauen, Migrationshintergründe und Lgbt, das übliche eh schon wissen.
      Wie genau also ist ihr Kommentar zu verstehen?

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  4. Naja, der ” Drache” kommt ja dem nächst wieder ins Amt, da verstehe ich die Richter schon, die vorher gegen Sie gestimmt und eine Absetzung forderten, jetzt einen mächtig großen ” Kupferbolzen” in der Hose haben, lieber erstmal, Betonung liegt auf erstmal, aus dem Blickfeld verschwinden und abwarten was passiert.

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  5. Ja, solche Uraltgesetze, wo angesehene Leute begünstigt werden, werden niemals geändert.
    Auf Nachwuchs brauchen die sich aber keine Sorgen machen, bei der riesigen Anzahl von Jurastudenten hierzulande.
    Frage von einem Ignoranten: Können Staatsanwälte auch Richter werden?

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