Mehrere Unregelmäßigkeiten bei Arbeitsverträgen im Chaco festgestellt

Filadelfia: Der Verband für ländliche Angestellte hat eine Reihe von Beschwerden über die Nichteinhaltung verschiedener Arbeitsverträge zusammengestellt, die bei Berufstätigen im Chaco, sowohl auf dem Land als auch in privaten Unternehmen, wie sogar der Kooperative Chortizer, aufgetreten sind.

Die Beschwerden wurden an das Arbeitsministerium weitergeleitet, wo alle Fälle analysiert werden sollen.

Die meisten der gemeldeten Fälle haben mit Situationen zu tun, die sich kurz vor dem Zeitpunkt ereigneten, an dem die Arbeitnehmer in ihrem Vertragsverhältnis unkündbar gewesen wären.

In so einem Fall hätte der Arbeiter das Recht, auf seiner Stelle zu verbleiben, nicht ohne einen hinreichend begründeten Grund von einer zuständigen Person entlassen zu werden und im Falle einer ungerechtfertigten Entlassung wieder eingestellt oder mit einer Abfindung entschädigt zu werden.

Ländliche Betriebe führen die Liste der Unternehmen an, die versuchen, die dem entlassenen Arbeitnehmer zustehende Abfindung zu umgehen, aber auch ein Fall, in den ein ehemaliges Mitglied aus dem Aufsichtsrat der Chortitzer Genossenschaft verwickelt ist, findet sich in den Beschwerden wider.

Neben der Abfindung wurde auch der Fall von Crispín Amarilla, einem Angestellten der Estancia Don Pedro S.A., vor das Arbeitsministerium gebracht, der um die Erlaubnis bat, seinen kranken fünfjährigen Sohn zu besuchen, was ihm jedoch verweigert wurde, woraufhin das Kind kurz darauf starb.

Auch der Arbeitgeberbeitrag für die Sozialversicherungsanstalt IPS wird häufig nicht gezahlt und die meisten der Beschwerdeführer aus ländlichen Gebieten haben diese Leistung nie erhalten.

Auch Beschimpfungen, Lohnkürzungen, ungerechtfertigte Abzüge und die Nichteinhaltung des Krankenurlaubs durch den Arbeitgeber sind Teil der Anzeige.

Das Ministerium für Arbeit, Beschäftigung und soziale Sicherheit, das für den Schutz der Arbeitnehmerrechte zuständig ist, erklärte, man werde die Fälle untersuchen, um gegebenenfalls Strafen zu verhängen und die Beschwerdeführer zu entschädigen.

Wochenblatt / ABC Color / Beitragsbild Archiv

CC
CC
Werbung

Der Zweck dieses Dienstes ist die Wertsteigerung der Nachrichten und um einen flüssigeren Kontakt zu den Lesern zu etablieren. Kommentare sollten an das Thema des Artikels angepasst werden. Die Kommentatoren sind ausschließlich für den Inhalt verantwortlich, der sachlich und klar sein sollte. Schimpfwörter und persönliche Beleidigungen sowie Rassismus werden nicht geduldet.

4 Kommentare zu “Mehrere Unregelmäßigkeiten bei Arbeitsverträgen im Chaco festgestellt

  1. Das ist so ueblich dass die Kooperativen die Leute zwingen die freiwillige Kuendigung zu unterschreiben. Auch bei Banken ist es ueblich automatisch die Leute gehen zu lassen wenn die sich die 10 Jahresgrenze (Grenze der “Unanscheissbarkeit” von seiten des Arbeitgebers) annaehern.
    Kooperativsmitglieder werden genauso uebel behandelt. In den Kooperativen befindet sich eher nur eine ganz kleine Clique die nur ihresgleichen riechen kann und duldet. Neuland und Filadelfia habe eben Bestechungsgeld diesen Ministerialraeten gezahlt wo die von Loma Plata es nicht gemacht haben. Allerdings sind die von Loma Plata (Chortitzer) auch weit groessere Scheissers in der Behandlung ihrer Mitglieder. Es geht da nur um den eigenen Machterhalt bis eben die Kooperative untergehen wird.
    Auch die Munizipien befleissigen sich dieser Praxis die Arbeiter zu feuern – nur eben da schaut keiner nach oder es wird vertuscht und bestochen. Im Munizip von Loma Plata sind heute praktisch alle Colorados vom Blauen Stoeckl gefeuert worden eben durch solche Praktiken. Ich kenn einen der versuchte es dann bei einer Bank und naeherte sich da auch der 10 Jahresgrenze so dass man ihn die Papiere unterschreiben liess der “freiwilligen” Kuendigung. Dann glaube ich heuerte er bei einer anderen Bank an und fand da einen Job – die einfachen Bankangestellten verdienen da horrende 1000 Euro im Monat und beschweren sich noch wegen Unterbezahlung.
    Das ist gaengige Praxis und die eigenen Leute werden auch so maltraetiert. Mucken sie auf so schmeisst man sie aus der Kooperative und anschliessenden Krankenversicherung und das wars dann. Das ist nix neues.
    Es gilt halt: “Mach mit und nehm daran Teil”.
    Klar sind die Aufsichtsraete und Betriebsraete diejenigen die sowas machen – wer denn sonst. Jeder ist eben sich selber der naechste bis das Schiff eben untergeht. Die ersten die dichtmachen werden sind die Molkereien wegen Mangels an Bauern als Milchzulieferer wegen chronischer Unterbezahlung. Fallen die weg kauft keiner mehr Futter und die Agrarbauern schauen den Staub hinterher. Da bleiben nur noch die Viehbauern uebrig und so wird man den Schlachthof schnell privatisieren mit einer handvoll reichen Viehbauern die die Aktionaere sind. Der Rest der Mennoniten bleibt aussen vor.
    Die systemische und chronische schlechte Behandlung der eigenen Leute laesst diese Leute die Realitaet vergessen dass man das bei Paraguayern nicht machen kann – wenigstens nicht ungestraft. Sie sind meist damit beschaeftigt sich selbst hohe Loehne zuzuschanzen.
    Die Lohnstaffelung der Kooperativen ist direkt auf dem Mindestlohn aufgebaut so dass jedermann mit den streikenden Lehrern mitfuehlt und sich heimlich wuenscht die Mindestgehaelter wuerden angezogen. Sehen sie wie’s funktioniert in Paraguay? Auch der Privatsektor, der Verwaltungsapparat der Privatunternehmen sind fuer den stetig steigenden Mindestlohn da sie persoenlich dabei gewinnen. Noch ein oder 2 mal den Mindestlohn anheben und die Milchbauern werden scharenweise dichtmachen da deren Preis nicht mit dem Mindestlohn steigt – alles andere aber ja.
    Einen Arbeiter nicht gehen zu lassen bei Krankheitsfaellen in der Familie, unbezahlt natuerlich, ist die groesste Frechheit. Lass ihn doch gehen wenn das Kind krank ist denn er bekommt ja dann nicht Lohn. So verliert nicht der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer gewinnt. Bittet mein Arbeiter um zu gehen so zieht man das von seinen Ferien ab oder vom Lohn. Kein Problem zumal das alles Viehzuechter sind deren Arbeiter nicht systemkritisch sind.
    Das IPS wird nicht bezahlt? Na ja da ist der Arbeitgeber der Schuldige.
    Lohnkuerzungen sind OK weil der Arbeiter immer weniger getan hat oder sich weigerte Dinge zu machen. Beschimpfungen sind auch da anzusiedeln wo der Arbeiter nicht weisungswillig war. Er tat die Arbeit nicht oder sagte er wolle sie nicht tun. Abzuege macht man vom Lohn wenn er was beim Arbeitgeber gekauft hat oder dieser was fuer ihn kaufen musste (e.g. Ersatzteil fuers Motorrad, etc.). Da gibts schon mal sowas dass der Arbeiter sich weigert den Kauf hernach anzuerkennen (versucht den Arbeitgeber zu bescheissen). Krankenurlaub halt ich auch nie ein da der Paraguayer dann sofort ne Woche vom Arzt verschrieben bekommt und dann immer weiter so. Also bei mir kein Krankenurlaub da der Paraguayer dann immer oefter “krank” wird und man den Verdacht nicht los wird er steckt mit dem Arzt im Bunde der fuer jede Konsultation im Spital ein Honorar bekommt auf kosten des IPS und der Arbeiter im Gegenzug faul in der Haengematte auf kosten des Arbeitgebers liegen kann. Gibst du Krankenurlaub so steckt bald System hinter dem “Kranksein” und der Arbeiter wird zum “Dauerpatienten”. Die Masche versucht er dann bei einem anderen Arbeitgeber abzuziehen wenns bei dem vorigen klappt.
    Ich hab einen Tageloehner angestellt der heute arbeitete (Bezahlung nur wenn er arbeitet) und der andere bezieht Salaer der aber heute auch halbtags taetig war und auch Sonntags unverguetet taetig sein muss, unverguetet, wenn was fehlt.
    Viele Arbeitnehmer weigern sich auch einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben.

  2. Zitat: “Auch Beschimpfungen, Lohnkürzungen, ungerechtfertigte Abzüge und die Nichteinhaltung des Krankenurlaubs durch den Arbeitgeber sind Teil der Anzeige..”
    Beschimpfungen: sind nötig, weil diskutieren nicht wirkt. Ich finde sogar einen A*schtritt hin und wieder mal angemessen. Das ist eine Sprache die verstanden wird. Landarbeiter haben einen sehr niedrigen Bildungsstand und sind genau wie Kinder Argumenten nicht zugänglich.
    Lohnkürzungen: sind nötig, denn wer stinkend faul ist und nicht 100% seiner Arbeitskraft gibt, darf auch nicht 100% Lohn erwarten.
    Ungerechtfertigte Abzüge: wer bestimmt was gerechtfertigt ist?
    Nichteinhaltung des Krankenurlaubs: gemeint ist wohl die typische Montagskrankheit, weil am Wochenende gesoffen wurde oder die Lohnerhaltskrankheit, weil man den kürzlich erhaltenen Lohn versaufen musste.
    Zitat: “man werde die Fälle untersuchen, um gegebenenfalls Strafen zu verhängen und die Beschwerdeführer zu entschädigen.”
    Es geht ganz besonders was sogenannte Arbeitnehmerrechte angeht in Paraguay nicht um Gerechtigkeit. Sondern solche Entscheidungen werden aus politischem Kalkül gemacht.
    Es zöhlt nicht, ob der Arbeitgeber gute und vor allem gerechte Gründe für z.B. Lohnabzüge hatte, sondern dass der Arbeitgeber nur eine Stimme bei der Wahl hat, die Angestellten aber viele Stimmen.
    Und deshalb haben solche Verfahren selten was mit Gerechtigkeit zu tun. Diese Entscheidungen werden aus egoistischem, politischem Kalkül getroffen.

  3. Diese Arbeitsgesetze sind veraltet, sie entsprechen nicht der heutigen Zeit, das führt eben dann dazu, das man sie umgeht, aushebelt und anderes mit ihnen versucht zu machen. Der Mensch wehrt sich, was auch gut so ist. Die Politiker versagen wieder mal, trauen sich nicht, diese überalterten Gesetze zu reformieren, das könnte ja Wählerstimmen kosten, schäbig ist das, von der Politik.
    Das Land braucht gute Gesetze, damit es vorwärts gehen kann, man fragt sich schon manchmal, ob das eigentlich wirklich gewollt wird……

  4. Das ist doch in zivilisierten Ländern alles kein Problem. Da kann man als Arbeitgeber im Arbeitsvertrag noch lange festhalten die Probezeit betrage 6 Monate, die maximale Probezeit beträgt trotzdem je nach Land beispielsweise 3 Monate und kann nicht verlängert werden. Aber hierzulande ist das halt auch alles ein wenig Gaga – außer es handelt sich um Arbeit beim Ausländer – da kann man als Arbeitnehmer lange zum Mysterium für Arbeit und Hängematte MAH sich beschweren, wegen dem wagt sich dort keiner aus seinem Sitzplatz auf Zahltag wartend. Muss man wieder selbst gucken.

Kommentar hinzufügen